Wie kann man aus drei gleichen geometrischen Formen ein Spielgerät konstruieren? Und wie beweglich können diese Elemente sein, wenn sich vier Achsen immer in einem Punkt schneiden? Diese Fragen stellte sich Thomas Gregor (43) im Jahr 2019. Der Mathematiker hat viele Ideen für neue Spielplatzgeräte und tüftelt gerne.
Er ist Geschäftsführer von Spessart Holzgeräte in Wiebelbach (Lkr. Main-Spessart). Das Unternehmen entwickelt und baut seit mehr als 40 Jahren Geräte für öffentliche Spielplätze, Schulen und Kindergärten in ganz Deutschland. Bei seinen mathematischen Überlegungen ist Gregor auf die Anwendung eines sogenannten mechanischen Freiheitsgrads gestoßen. Darunter versteht man in der Physik die Möglichkeit eines Körpers, sich zu bewegen.
Vor kurzem brachte das Unternehmen mit "TumultX" eine Kletteranlage auf den Markt, die auf diesen Berechnungen basiert und mit beweglichen Elementen motorisches Gleichgewichtstraining mit Klettern vereint. Sie besteht aus drei dreieckigen Stahlrahmen, in denen Kletterelemente wie ein Spinnennetz und Strickleitern, Kletterklötzchen, Löcher zum Durchkriechen und Balancierstangen integriert sind.
Eine Anlage kostet 15.000 Euro – für ein Spielplatzgerät, das so vielfältige Möglichkeiten bietet, sei das ein günstiger Preis, meint Geschäftsführer Gregor. 35 Stück hat das Unternehmen bereits verkauft, das erste "TumultX" wurde 2021 in der hessischen Gemeinde Knüllwald nördlich von Fulda aufgestellt.
Sportwissenschaftler entdeckte Anlage auf Spielplatz seines Wohnortes
Ein glücklicher Umstand für Thomas Gregor, denn dort lebt Professor Harald Lange, Leiter des Instituts für Sportwissenschaften der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Lange hat die neue Kletteranlage entdeckt, als er mit seiner Tochter den örtlichen Spielplatz besuchte – und sie sogleich für wissenschaftliche Beobachtungen auserkoren.
Er und sein Team vom "Institut für Bewegungsbildung und Bewegungsforschung" (InBuB) erforschen bewegungswissenschaftliche Modelle und Theorien praxisnah. Geräte, die aus ihrer Sicht Lernmöglichkeiten bieten oder Spielwert haben, zeichnen sie mit dem Qualitätssiegel "Bewegte Innovation" aus, um Sportlern, Eltern, Lehrern oder Trainern eine Orientierung zu bieten. Früher habe Bewegung eher nebenbei stattgefunden. "Heute sind gute Spielsachen wichtig, um der Attraktivität von elektronischen Geräten und Sozialen Medien etwas entgegenzusetzen", sagt Harald Lange.
Modell von "TumultX" aus Karton und Klebeband
Und wie beurteilt er die aus Dreiecken konstruierte Kletteranlage von Thomas Gregor? "Das ist kein klassisches Konsumgerät, das schnell langweilig wird." Der Professor hat beobachtet: Lässt man Kinder hier frei spielen, werden sie zurückhaltend, wenn es wackelt. Sie testen aber zunehmend, wie das Gerät auf ihre Bewegungen reagiert.
Doch wie wurde aus Gregors fixer Idee das nun ausgezeichnete und serienreife Spielgerät? Aus Kartonresten, Klebeband und Miniaturscharnieren bastelte der Mathematiker zunächst ein erstes Modell, das er Thomas Markert, Konstrukteur seiner Firma, zeigte. Dessen Reaktion: "Wenn das technisch tatsächlich umsetzbar ist, könnte es ein Renner werden."
Jeder der 48 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen könne Vorschläge für neue Produkte einreichen, sagt Gregor. Doch die meisten der Ideen schaffen es nicht in die Serienproduktion. Zum Beispiel die einer Holzrampe für Mountainbikes und BMX-Fahrer. Es habe sich gezeigt, dass Metallrampen oder aus Erde modellierte Strecken besser geeignet sind.
Thomas Markert hält es für wichtig, auch mal selbst Spielplätze zu besuchen, um dort Kinder zu beobachten und sich Ideen für die eigene Arbeit abzuschauen. "Es ist zwar keine Voraussetzung, verspielt zu sein, wenn man bei uns arbeitet – aber es schadet auch nicht", so Geschäftsführer Gregor.
Hohe Anforderungen an Spielgeräte
"Wir stellen an unsere Produkte viele verschiedene Anforderungen. Allem voran müssen sie in unser bestehendes Programm passen." Der Fokus der Spessart-Holzgeräte-Produkte liege auf dem Nutzen für Kinder. Der gestalterische Aspekt spiele eine eher untergeordnete Rolle. Spielgeräte müssten ihre Funktion erfüllen, Sicherheit bieten sowie Sonne, Wind und Regen standhalten, sagt Gregor. Weil "TumultX" all diese Anforderungen erfüllt hat, investierte Gregor Geld in die Patentanmeldung, stellte weitere Berechnungen an und baute ein Muster.
Ende des Jahres 2019 gab es den ersten Prototypen mit einer Höhe von 2,70 Metern. "Daran haben wir fast ein Jahr lang geschraubt", erinnert sich Gregor. Das Team experimentierte mit Befestigungen und Scharnieren, auf der Suche nach einer Lösung für mehr Beweglichkeit. Jetzt dämpfen Zugfedern aus der Nautik das Gewicht.
Die Kletteranlage "TumultX" gibt es nur in Standardausführung
In der Produktion unterscheidet sich "TumultX" in zwei Kriterien von den anderen Spielgeräten im Sortiment: Die meisten Einzelteile wie Stahlgestänge, Kletterhölzchen oder Seile werden zugekauft. Vor Ort werden nur die Formen der Kletterwände zugesägt sowie die einzelnen Bauteile montiert.
Anders als Schaukel, Turm und Sandkasten, die Kundinnen und Kunden selbst konfigurieren können, gibt es "TumultX" nur in einer standardisierten Ausführung. "Wären die Elemente anders angeordnet oder aus anderen Materialien, würde sich die Gewichtsverteilung ändern", erklärt Gregor. Dann wäre das, was die Kletteranlage ausmacht, nämlich die Beweglichkeit, vermutlich nicht mehr gegeben.
Wer die Kletteranlage einmal selbst mit seinen Kindern ausprobieren möchte, kann das in Unterfranken in Schweinfurt auf dem Spielplatz in der Konrad-Adenauer-Straße oder in Marktheidenfeld am Stauffenbergring.
Hier ein Video des Spielgeräts. Hatte nach dem Text ehrlicherweise mehr erwartet
Ideen haben andere, die Arbeit und Zeitverlust auch und am Ende darfs nichts kosten.
So kommen wir als Dichter und Denkernation richtig voran.
Aber Hauptsache TrashTV und die aktuellen Supermarkt Angebote nachsabneln können.
Ich finde den Gedanken und die Ausführung Spitzenklasse.
Solche Leute haben Deutschland gross gemacht und davon gibts mittlerweile viel zu wenige.
Der Preis ist gerechtfertigt. Im Verhältnis zu den überschwenglichen Politikergehältern viel zu gering.
Weiterso, Herr Gregor. Entwickeln Sie weiter und ignorieren Sie die ignoranten Neider.
Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich erarbeiten!
Den Schnickschnack hat's früher auch nicht gebraucht. Und sie wollen dafür noch mehr Geld ausgeben?
https://www.mainpost.de/regional/main-spessart/erlenbach-erhoeht-im-september-die-kindergarten-gebuehren-eltern-zahlen-rund-20-euro-mehr-pro-monat-art-11123870
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Freiwilliger Spender ja, aber nicht die Kommune