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Neuendorf
Wenn die Motorsägen im "Märchenwald" knattern - Waldarbeiten am Sonntag ein Verstoß gegen das Arbeitszeitgesetz?
Am Sonntag war die Erholungsmöglichkeit im "Märchenwald" stark eingeschränkt – durch Motorsägengeknatter, das vom frühen Morgen bis in den Nachmittag hinein weithin zu hören war.
Gesperrt für die Holzfällung: Der Waldweg von der Nantenbacher Mariengrotte hinauf zum 'Märchenwald' war am vergangenen Sonntag gesperrt. Weiter oben heulten dem Arbeitszeitgesetz zum Trotz die Motorsägen.
Foto: Johannes Ungemach | Gesperrt für die Holzfällung: Der Waldweg von der Nantenbacher Mariengrotte hinauf zum "Märchenwald" war am vergangenen Sonntag gesperrt. Weiter oben heulten dem Arbeitszeitgesetz zum Trotz die Motorsägen.
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 25.02.2024 03:34 Uhr

Mariengrotte, Waldlehrpfad, ein kleiner See mit angrenzender Schutzhütte, nicht zu vergessen der von Familien gerne besuchte "Märchenwald" – die Umgebung des Neuendorfer Ortsteils Nantenbach bietet einigen Erholungswert. Insbesondere bei gutem Wetter tummeln sich dort häufig Menschen, selbst bei schlechtem Wetter zieht es manche hinaus. Am vergangenen Sonntag jedoch war die Erholungsmöglichkeit eingeschränkt – durch Motorsägengeknatter, das vom frühen Morgen bis in den Nachmittag hinein weithin zu hören war.

Wie sich herausstellte, war ein Holzeinschlag im Neuendorfer Gemeindewald die Ursache. Offenbar hat ein dabei eingesetztes Forstunternehmen sich nicht um die gesetzlich verordnete Sonntagsruhe geschert. Der zuständige Förster bedauerte den Vorfall und kündigte gegenüber der Redaktion ein Gespräch mit den Waldarbeitern an.

Große Kiefern gefällt

Wer am Sonntag von Nantenbach aus einen Waldspaziergang unternehmen wollte, konnte staunen. Der Waldweg von der Mariengrotte hinauf zum Märchenwald war mit einem Flatterband gesperrt. Auf einem Schild stand "Holzfällung – Betreten verboten". Dahinter standen zwei Fahrzeuge mit Kennzeichen aus der Region. Weiter oben in der Waldabteilung Heiderücken knatterten zwei Motorsägen. In regelmäßigen Abständen rauschten quer über den Waldweg große Kiefern zu Boden, wo sie mit einem weithin vernehmbaren Rumms aufschlugen.

In einer Arbeitspause gefragt, was sie da täten, sagte einer der beiden Waldarbeiter: "Holz machen". Auf die Nachfrage, ob sie wüssten, welcher Wochentag sei, erklärte der Forstwirt, dass man das Holz wegen Borkenkäferbefalls dringend ernten müsse.

Nach dem Hinweis, dass der Borkenkäfer doch vor allem Fichten befällt und für die gefällten Kiefern kein Problem sei, schon gar nicht im Winter, schwenkte der Forstwirt in seiner Argumentation um. Es sei die Witterung, die zu zügigem Handeln zwinge. Der Boden könne bald wieder abtrocknen und dann könne das Holz besser gerückt werden.

Sicherheit für Waldbesucherinnen und Waldbesucher

Überdies sei im Forst Sonntagsarbeit erlaubt, so der Mann. "Wann sollen wir es denn sonst machen?", so seine Begründung für die sonntägliche Holzernte. Der zuständige Revierförster habe ihnen gesagt, dass sie auch am Sonntag arbeiten dürften.

Diese Aussage will Simon Pillmeier so nicht stehen lassen. Er ist als Forstmann des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten für den Neuendorfer Gemeindewald zuständig. Pillmeier sagt, dass mit dem Forstunternehmen für Samstag der Beginn der Holzfällung in dem betreffenden Waldgebiet abgesprochen gewesen sei.

Auf Nachfrage der Waldarbeiter habe er gesagt, dass am Sonntag nur zur Not und nur dann die Motorsägen angeschmissen werden könnten, wenn es darum gehe, Bäume zu Boden zu bringen, die sich bei der Fällung an Nachbarbäumen aufgehängt hätten. Dabei, so erklärt Pillmeier, gehe es um die Verkehrssicherungspflicht und letztendlich um die Sicherheit von Waldbesucherinnen und Waldbesuchern. Schließlich sei der Waldweg dort stark von Spaziergängern frequentiert.

Wert des Holzes mindert sich

Davon, dass er generell die Holzernte am Sonntag erlaubt habe, könne keine Rede sein, so Pillmeier. Er habe von den Arbeiten am Sonntag auch erst durch die Nachfrage der Redaktion erfahren. Der Forstmann erklärt jedoch, dass bei diesem Holzeinschlag tatsächlich die Zeit dränge. Nicht, wie vom Waldarbeiter behauptet, wegen des Borkenkäfers, sondern wegen der Holzvermarktung. Denn wie Pillmeier erklärt, sind die gefällten Kiefern gerade dann, wenn die Temperaturen steigen, anfällig für Bläuepilze. Sie verändern die Holzfarbe und mindern so den Wert des Holzes.

Deswegen, so Pillmeier, sei man bestrebt, diesen Holzeinschlag im Neuendorfer Gemeindewald so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen. Dadurch soll dem Holzrücker mehr Spielraum gegeben werden, um das Holz aus dem Wald zu ziehen, sobald der Boden abgetrocknet ist. Derzeit sei der Boden sehr nass, weswegen durch das Rücken größere Schäden entstehen würden. Der Borkenkäfer habe mit der aktuellen Holzernte nichts zu tun, stellt der Förster klar.

Waldarbeiten gingen am Montag weiter

Über das Aufsehen, das die sonntägliche Holzernte in Neuendorf und Nantenbach erweckt hat, sagt Pillmeier: "Das tut mir leid. Es war nicht mit mir abgesprochen." Die Arbeiten wurden am Montag fortgesetzt. An diesem Tag stattete Pillmeier den Forstarbeitern einen Besuch ab – um darauf hinzuweisen, dass am Sonntag im Wald eigentlich Ruhe herrscht.

Neuendorfs Bürgermeister Karlheinz Albert sagt über den sonntäglichen Holzeinschlag, dass ein solcher unüblich und nicht abgesprochen gewesen sei. Er habe davon nichts gewusst und erst am Montag durch einen Anruf des Försters davon Kenntnis erlangt.

 
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Kommentare
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  • Irma Hoffmann
    ... der Borkenkäfer macht sonntags doch auch keine Pause :-)
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