Bei dem von der Stadt Gemünden gekauften Gebäudeensemble mit dem ehemaligen Gemischtwarenladen Sitzmann tut sich zwar immer wieder etwas, aber eigentlich hat die Stadt ja nach Interessenten mit einem Konzept für ein Ärztehaus oder ein medizinisches Versorgungszentrum gesucht. Im Oktober 2020 gab es eine Handvoll Interessenten für die 200 Quadratmeter große Fläche in der Fußgängerzone, zwei davon entsprachen zunächst den Vorstellungen der Stadt. Danach hat man nichts mehr gehört. Was wird nun aus dem Ensemble und was wurde aus den Plänen der Interessenten?
Peter Interwies vom Bauamt der Stadt sagt: "Die Konzepte damals waren nicht so, wie es sich die Stadt vorgestellt hat." Die Stadt habe sich vorgestellt, dass ein Projektentwickler kommt, der alles in die Hand nimmt, wie es die Beethovengruppe aus Würzburg beim Gesundheitszentrum im ehemaligen Krankenhaus in Karlstadt getan hat. Die beiden zunächst verheißungsvoll erscheinenden Konzepte für das Ensemble an der Ecke Obertorstaße/Mainstraße haben zwar zunächst den Kriterien der Stadt grundsätzlich entsprochen, waren zu dem Zeitpunkt aber nur grobe Pläne. Als es an die Details ging, war es offenbar nicht mehr das, was sich die Stadt gewünscht hatte.
Interessenten wollten lediglich einen Neubau hinstellen
Laut Interwies wollten die Investoren im Grunde das Ensemble aus drei Häusern abreißen und einen Neubau hinstellen, der dann hätte gefüllt werden müssen. "Wenn ich's noch füllen muss, bringt das nix", sagt Interwies. Die Stadt könne selbst kein Ärztehaus aufbauen. Da bräuchte es einen Leiter, etwa einen Arzt, der die Federführung übernehme. Das Thema Ärztehaus sei damit nicht gestorben, aber nun solle im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) geschaut werden, was möglich ist, auch ein mögliches Ärztehaus soll dabei Thema sein.
Am Ende könnte es sogar darauf hinauslaufen, dass das Ensemble einfach wegkommt und dort eine Freifläche entstehe, etwa für eine Nutzung als Biergarten oder für Kunstausstellungen, so Interwies. Die Stadt hat das Ensemble doch aber nicht Stück für Stück gekauft, damit es einfach abgerissen wird und dort eine Freifläche entsteht? "Gemünden hat es gekauft, damit es in der Hand der Stadt ist", sagt Interwies. Die Stadt könne so selbst entscheiden, was dort entstehen soll.
Stadtmauer, die im Ensemble versteckt ist, soll freigestellt werden
Eine Bedingung des Denkmalschutzes ist es, dass die durch das Ensemble verlaufende Stadtmauer – oder was davon übrig ist – erhalten bleibt. Denn tatsächlich besteht das ehemalige Sitzmann-Haus aus zwei Häusern, die laut Julius Sitzmann, der dort aufgewachsen ist, ab etwa 1963 zu einem Haus verbunden wurden, wofür auch die Stadtmauer durchbrochen wurde. Die Mauer müsse nun freigestellt werden, und sei es hinter Glas in einem neuen Gebäude, sagt Interwies.
Derweil tut sich zumindest hinter den Schaufenstern des ehemaligen Gemischtwarenladens Sitzmann/Pfeiffer immer mal wieder etwas. Vor drei Jahren hatte das Stadtmarketing angeleiert, dass dort verschiedene Gewerbetreibende ihre Waren präsentieren können, und so finden sich dort etwa Gartengeräte, Möbel, Elektrogeräte und fair gehandelte Waren, außerdem ein Hinweis auf Corona-Schnelltests und Plakate für die Scherenburgfestspiele. Das Sitzmann-Gebäude hatte sogar noch einen neuen Anstrich erhalten, und die Schriftzüge über den Schaufenstern wurden entfernt. Neben dem Gebäude gehören noch die beiden schmalen Häuser dahinter dazu, von denen eines links, das andere rechts der Stadtmauer steht.
Vor zwei Jahren gab es sogar eine live im Internet übertragene Homeshopping-Veranstaltung des Stadtmarketings, bei der das zu Hause sitzende Publikum unter anderem Kleidung, Deko-Artikel oder Floristik kaufen konnte.