Walter Rainalter versteht die Welt nicht mehr: Vergangene Woche wurde der 61-Jährige aus dem Landkreis Main-Spessart gegen das Coronavirus geimpft. Wo und wie er aber an die notwendige Zweitimpfung kommt, das ist noch völlig offen.
Wie es dazu kam? Rainalter ist beruflich beim Bauprojekt "Stuttgart 21" tätig. Da es im Umfeld der Großbaustelle immer wieder zahlreiche Corona-Fälle gegeben hatte, Rainalter wegen einer Lungenerkrankung als Risikopatient gilt und über das Impfportal in seiner unterfränkischen Heimat kein Termin in Aussicht schien, wurde er am 20. Mai von einem Arbeitsmediziner in Stuttgart mit Biontech geimpft. Allerdings wird Rainalter in wenigen Wochen pensioniert, sodass eine Zweitimpfung in Stuttgart von Anfang an nicht vorgesehen war.
Erst Zu-, dann knappe Absage vom Lohrer Impfzentrum
Daher wandte er sich schon vor der Erstimpfung an das für ihn zuständige Impfzentrum in Lohr (Lkr. Main-Spessart). Dort wurde ihm und seiner Frau auf telefonische Nachfrage versichert, dass die Zweitimpfung in Lohr erfolgen kann. So erzählen es die beiden im Gespräch mit der Redaktion: "Wir haben der Aussage vertraut. Der Mitarbeiter wirkte auch sehr sicher."
Als Rainalter nach der Impfung in Stuttgart den Termin für seine Zweitimpfung vereinbaren wollte, bat man ihn beim Impfzentrum Lohr, seine Anfrage samt eines Nachweises über die erfolgte Erstimpfung per E-Mail zu stellen. Das tat er. Die Antwort des Landratsamts Main-Spessart war eine unangenehme Überraschung: "Hallo, dies ist leider nicht möglich, Zweitimpfungen sind gem. den Weisungen des Ministeriums am Ort der Erstimpfung durchzuführen", schrieb ein Mitarbeiter der Behörde. Die Mail liegt der Redaktion vor.
Rainalter hat nicht nur ein Problem mit der unerwarteten Absage. "Ich ärgere mich auch über den Umgangston und darüber, dass keine Hilfestellung angeboten wird", sagt er. Beim Landratsamt Main-Spessart hält man auf Nachfrage der Redaktion an der Linie fest: "Grundsätzlich hat die Zweitimpfung an dem Ort zu erfolgen, an dem die Erstimpfung verabreicht wurde", erklärt eine Sprecherin. Dass Rainalter eine Zusage für einen Termin im Impfzentrum bekommen habe, will sie ausschließen: "Andere Auskünfte werden weder an der Hotline noch im Impfzentrum gegeben." Hintergrund sei, "dass die Impfdosen für die Zweitimpfungen anhand der zugeteilten Dosen für die Erstimpfungen berechnet werden".
Unterdessen sieht das bayerische Gesundheitsministerium den Fall nicht ganz so streng. Zwar sollten Zweitimpfungen aus Gründen der besseren Planbarkeit "durchaus am Ort der Erstimpfung stattfinden" – egal ob diese in einem Impfzentrum, einer Arztpraxis oder einem Betrieb erfolgt sind. Aber: "Eine zwingende Vorgabe gibt es nicht", sagt eine Ministeriumssprecherin. Die Impfzentren müssten die "Zweitimpfungen der bei Ihnen erstgeimpften Personen" gewährleisten, hätten aber – wenn genügend Impfstoff zur Verfügung steht – "selbstverständlich Handlungsspielraum".
Landratsamt macht Hoffnung
Was rät das Ministerium Menschen wie Walter Rainalter? Wer seine Zweitimpfung etwa aufgrund eines Umzugs, eines Jobwechsels oder aufgrund von Verrentung nicht am Ort der Erstimpfung durchführen lassen kann, müsse den Termin für die zweite Impfung "selber organisieren", so die Sprecherin. Dafür könne man sich "beispielsweise an niedergelassene Ärzte wenden oder über die Call-Center der Impfzentren um einen Zweitimpfungstermin bemühen".
Genau das hat Rainalter getan. Immerhin scheint die Tür zum Impfzentrum in Lohr für den 61-Jährigen noch nicht ganz zu: "Sollte der Betroffene tatsächlich nachweisen, dass die Zweitimpfung durch den Betriebsarzt nicht erfolgen kann, werden wir eine Lösung finden", macht das Landratsamt Hoffnung.
Andererseits, der gute Mann kann im Bericht könnte seinen Betriebsarzt bitten, ihn doch zu impfen. In Baden-W ist das möglich. Oder er kann zum Hausarzt gehen.
Täglich werden mehr Menschen geimpft. Der Curevac Impfstoff steht kurz vor der Zulassung.
Auch wenn’s im SöderCSU Bayern mit dem Impfen nicht so gut läuft, in nicht mehr all zu langer Zeit wird auch da genügend Impfstoff zur Verfügung stehen.
Ich empfehle den Artikel mehrmals zu lesen, vielleicht fällt Ihnen dann auf warum der Mann dort kein zweites Mal geimpft werden kann.