Das holprige Pflaster in der Gemündener Obertorstraße ist fast schon eine unendliche Geschichte. Seit vielen Jahren beschweren sich Bürgerinnen und Bürger über den unebenen Straßenbelag mit fingerbreiten, tiefen Fugen in der Fußgängerzone. Ende 2018 begann sogar eine Spendenaktion für ein besser begehbares Pflaster, bei der über 13.000 Euro zusammen kamen. Bürgermeister Jürgen Lippert hatte vor fünf Jahren zugesagt, eine Rollatorspur zu schaffen oder, wie es zuletzt hieß, gleich das ganze Pflaster auszutauschen. Der Stadtrat hatte auch schon ein neues Betonpflaster ausgesucht. Doch seitdem wartet Gemünden darauf, dass sich etwas tut. Dieses Jahr steht das Pflaster wieder nicht im städtischen Haushaltsplan.
Bürgermeister Jürgen Lippert sagt auf Anfrage: "Es ist nach wie vor mein festes Ziel, das zu machen." Das Thema, so erklärt er, solle im Rahmen des neuen städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) behandelt werden. Es gehe auch um eine mögliche Förderung. Die Kosten bezifferte Lippert vor drei Jahren abzüglich der Spenden auf 70.000 Euro.
Bleibt es beim vom Stadtrat aus gesuchten Betonpflaster in Muschelkalkoptik?
Man könne nicht einfach das bestehende Granitpflaster herausreißen und ein neues reinmachen, sagt er nun. Auch Denkmalschutzgedanken spielen offenbar eine Rolle, was sich so anhört, als wäre es noch nicht ausgemacht, dass das vom Stadtrat 2019 ausgesuchte neue Betonpflaster in Muschelkalkfarbe auch tatsächlich verwendet werden soll. Das derzeitige grobe Pflaster, das einst in Prag verlegt war, ersetzte im Zuge der Stadtsanierung 1986 seinerseits den Asphalt der Scherenberg- und der Obertorstraße. Es erwies sich jedoch als Stolperfalle und eine Zumutung für Rollstuhl- und Rollatorfahrer, Radfahrerinnen und Leute mit Kinderwagen. Weil die Steine nicht in einem Zementbett liegen, setzen sich in den Fugen unter anderem Glasscherben fest.
Aus der Idee, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und das Thema anzugehen, wenn ein Breitbandanbieter in der Obertorstraße Glasfaser verlegt und die Straße ohnehin geöffnet wird, wurde nichts. Vodafone hatte im Sommer 2018 angekündigt, die Obertorstraße aufreißen zu wollen, um für das Bayerische Krebsregister in der Huttenschlossremise eine Glasfaserleitung zu verlegen, 2019 sollte deshalb das alte Pflaster ausgetauscht werden. Allerdings hat sich Vodafone laut Lippert schließlich eine andere Trasse gesucht. Danach war von Herbst 2021 und Frühjahr 2022 die Rede, aber auch der Zeitplan zerschlug sich. Und die Telekom, deren Ausbau bevorstehe, gehe nicht in die Fahrbahn, sondern in die Randstreifen, sagt Lippert.
Also bleibt das Thema an der Stadt alleine hängen. Geht es nach dem Bürgermeister, soll das Pflaster in den kommenden Jahren, noch in dieser Amtsperiode (bis 2026), gemacht werden.
Ebenso soll es auch in das Stadtbild passen.
So langsam machen Sie sich, nicht nur beim Pflaster, unglaubwürdig.