
Weitgehend problemlos ging die Bundestagswahl am Sonntag im Wahlkreis Main-Spessart/Miltenberg über die Bühne. Die Sorge, es könne zu wenige Wählerinnen und Wähler in einzelnen Wahlbezirken – es war von fünf die Rede – geben, bewahrheitete sich nur in einem Fall: In Harrbach gaben weniger als 50 Personen ihre Stimme ab, sodass dieser Wahlbezirk mit Massenbuch zusammengelegt und ausgezählt wurde. In einigen anderen Orten waren schon vorsorglich größere Wahlbezirke gebildet worden.
Das vorläufige Endergebnis konnte erst relativ spät gemeldet werden, weil in Partenstein der Briefwahlbezirk noch einmal ausgezählt werden musste, informiert das Landratsamt auf Anfrage. Die Gründe dafür seien nicht bekannt. Für Irritationen gesorgt hatte, dass 363 Wahlbezirke gemeldet waren, jedoch bis zum späten Abend nur 362 vorlagen. Eine Sprecherin des Landratsamtes dazu: "Die Differenz der Wahlbezirke entstand, weil uns eine Gemeinde aus dem Landkreis Miltenberg im Vorfeld vier Wahlbezirke gemeldet hatte, tatsächlich hatten sie aber nur drei Wahlbezirke. Dies wurde dann am Abend korrigiert."
Einige auffällige Zahlen für die Direktkandidaten
Unter den allgemeinen Stimmenverlusten für die Union litt auch der wiedergewählte Direktkandidat Alexander Hoffmann aus Retzbach. Im gesamten Wahlkreis blieb er acht Prozentpunkte, im Landkreis Main-Spessart 6,5 Prozentpunkte unter dem Ergebnis von 2017. Ergebnisse von über 50 Prozent wie sie in den früheren Jahrzehnten die CSU-Kandidaten oft einfuhren, sind heutzutage eine Seltenheit – so wie in Retzstadt, wo Hoffman auf 53,3 Prozent kam oder Halsbach mit 59,8 Prozent.
Während seine Partei etwas zulegte, musste Bernd Rützel von der SPD persönlich leichte Verluste gegenüber 2017 hinnehmen. Dies könnte an den Stimmengewinnen bei Grünen und Freien Wählern gelegen haben. Starke Ergebnisse verbuchte Rützel vor allem im Raum Gemünden und im Sinngrund. Einen Topwert gab es erwartungsgemäß im Heimatort Schaippach mit 59,6 Prozent.
Ergebnisse wie in Heßlar (25,4 Prozent) hätte sich Grünen-Direktkandidat Armin Beck sicher überall gewünscht. Die B26n war sein vorrangiges Wahlkampfthema und sein Ergebnis in Orten, die von der Trasse tangiert sind oder es werden könnten, war entsprechend hoch, beispielsweise in Halsheim (18,8 Prozent), Rohrbach (19,7 Prozent) oder dem Steinfelder Ortsteil Hausen (18,9 Prozent).
Zufrieden sein kann Werner Jannek von der FDP mit einem Zuwachs von 1,1 Prozentpunkten bei den Erststimmen, auch wenn er etwas unter dem Resultat für die Partei blieb. In seiner Heimatstadt Marktheidenfeld holte Jannek 9,4 Prozent der Stimmen, in seinem Wahllokal im Alten Rathaus gab es 10,8 Prozent für ihn, im Wahllokal FOS/BOS sogar 13 Prozent.
Jessica Klug (FW) auf Augenhöhe mit Armin Beck (Grüne)
Beachtlich geschlagen hat sich Freie Wähler-Kandidatin Jessica Klug. Sie lag bei den Erststimmen im Wahlkreis nur knapp hinter dem Drittplatzierten Armin Beck von den Grünen. In ihrer Heimatstadt Obernburg, wo sie Dritte Bürgermeisterin ist, gab sie in zwei Stimmbezirken mit 29,6 und 30,7 Prozent sogar dem CSU-Mann Hoffmann das Nachsehen.
Der Mittelfranke René Jentzsch von der AfD behauptete sich trotz seines späten Wahlkampfs mit etwas über einem Prozentpunkt Verlust gegenüber 2017 recht ordentlich. Seine Partei verlor fast doppelt so stark. Die AfD kann sich auf treue Stammwähler verlassen, die unter anderem in Oberndorf (23,6 Prozent) stark vertreten sind – Jentzsch selbst kam in Bischbrunn auf 21 Prozent der Stimmen.
Auf insgesamt 3195 Stimmen (2,04 Prozent) kam Basis-Kandidatin Sabine Theresia Schmitt. In ihrer Heimatstadt Gemünden reichte es zu 1,6 Prozent, besser lief es in Karlburg mit 2,5 Prozent. Schmitt wurde im Raum Miltenberg besser gewählt als in Main-Spessart.
Kommunisten, Leninisten, Rechtsextreme
Die wenigsten Anhänger im Main-Spessart-Kreis hatten bei der Bundestagswahl die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands mit zwölf Stimmen und die DKP mit 15 Stimmen. Stärker als die Parteien ganz links außen schnitten die Rechten ab, so kam die NPD auf 66 Stimmen und die Partei "Dritter Weg" auf 57 Stimmen. Hatte 2017 die V-Partei mit ihrer damaligen Kandidatin, der Schauspielerin Barbara Rütting, noch 515 Stimmen erhalten, so waren es diesmal nur noch 96. Fast halbiert haben sich auch die Ergebnisse für "Die Partei" von 1055 vor vier Jahren auf nun 588.
Abschließend noch ein Blick über den lokalen Tellerrand hinaus: Diplom-Physiker Volker Hepp aus Erlenbach war für die Freien Wähler als Direktkandidat im Wahlkreis Waiblingen angetreten. Der 46-Jährige erhielt 2980 Stimmen, was 1,88 Prozent entsprach.
"Die Linke" scheint bei Ihnen keine Partei zu sein die auf dem Wahlzettel stand.
Aber sonstige Kleinstparteien mit weniger Stimmenanteil schon.
Absicht?