Früher einmal war in der ehemaligen Wohnroder Schule eine Gaststätte. Aber das ist schon eine Weile her. Demnächst geschieht dort etwas Erstaunliches für die heutige Zeit: Claudia und Timo Winkler, beide 42 Jahre alt, wollen sie pachten und wiederbeleben. Für eine neue Gastroküche haben sie 10.000 Euro über das Regionalbudget erhalten.
Ein neuer Gastronomiebetrieb im idyllisch gelegenen (andere würden sagen: abgelegenen) Spessartweiler Wohnrod, erreichbar über eine Stichstraße zwischen Rengersbrunn und Fellen, wo man Glück hat, wenn das Handy Empfang hat – kann das heute noch funktionieren? Die Gerüchteküche immerhin brodele schon, wissen die beiden zu berichten.
Gemeindeeigenes Gebäude in Wohnrod wird von Vereinen genutzt
Seit über 20 Jahren schon nutzt die Musikkapelle Wohnrod das gemeindeeigene Gebäude als Musikheim. Zwischendurch, von 2008 bis 2012, führte die Feuerwehr die Gaststätte im Erdgeschoss. Die Gaststätteneinrichtung samt einem ausgestopften Auerhahn, dem Wahrzeichen der Musikkapelle "Maroud", an der einen Stirnwand und einer Geweihsammlung an der anderen Stirnwand sind noch vorhanden.
"Es wird keine Gaststätte, die die ganze Zeit aufhat", dämpft Claudia Winkler die Erwartungen. Das Ehepaar möchte klein anfangen, die Räume und den Festplatz für Events wie Hochzeiten oder Geburtstage nutzen und irgendwann womöglich zumindest wochenends regelmäßig öffnen. "Wir haben gesagt, wir probieren das hier aus", sagt sie. Um Wohnrod herum gebe es wahnsinnig viele Radfahrerinnen und Wanderer, die sie als potenzielle Gäste sehen – vor allem für den geplanten Biergarten im Sommer.
Für die Wiederbelebung haben sie sich ein ungewöhnliches gastronomisches Konzept überlegt. "Es wird", sagt Timo Winkler, "keine feste Speisekarte geben, die immer daliegt." Stattdessen soll es im monatlichen Wechsel etwa fünf Speisen geben, die alle unter einem Motto stehen, etwa italienisch, asiatisch oder Fisch.
Pizza und Pinsa stehen dauerhaft auf der Speisekarte in Wohnrod
Das Konzept sei auch den begrenzten Lager- und Küchenflächen geschuldet, da man heutzutage für verschiedene Fleischsorten, Fisch und andere Lebensmittel getrennte Kühlflächen brauche. Was es aber voraussichtlich immer geben soll: Pizza und Pinsa, letzteres ist gewissermaßen Pizza mit Sauerteigboden.
Bis es so weit ist, muss einiges investiert werden. "Die Gastroküche kostet einen Batzen", sagt Timo Winkler. Ein Pizzaofen wird angeschafft. Zudem möchten sie etwas modernisieren und eine neue Theke einbauen. "Wir wollen was bewegen", sagt seine Frau. Die Musikkapelle, die viel investiert habe, soll aber weiterhin im Saal darüber proben und auch die Feierräume sollen weiterhin gemietet werden können.
Die beiden sind in der Gastronomie nicht ganz unbeleckt. Seit 14 Jahren organisieren sie Hochzeiten, Geburtstage und Firmenfeiern, zum einen in der Reithalle in Fellen, zum anderen mit einer mobilen Küche direkt bei den Kunden. Angefangen hat es mit einem 50. Geburtstag. Beim regelmäßigen Reiterfest in der Halle habe der Gast angefragt, ob sie den Geburtstag ausrichten könnten.
Nachdem sie ihre eigene Hochzeit und den Polterabend ebenfalls dort gefeiert hatten, seien noch mehr Anfragen gekommen. Bei ihrer Hochzeit habe sie so viele Ideen gehabt, erzählt Claudia Winkler, die hätten für weitere 15 Hochzeiten gereicht. Die könne sie jetzt bei ihren Veranstaltungen einbringen.
Alternative Eventlocation zur Reithalle in Fellen
Dieses Jahr haben sie sieben Veranstaltungen in der Halle, dazu die zu Hause bei Kunden. Kulinarisch sei es immer exklusiver geworden. "Wir haben uns von der Bratwurst hin zum Roastbeef gesteigert", sagt Timo Winkler, der das Gastronomische neben seinem Beruf als Raumausstatter betreibt.
Seine Frau Claudia, die gelernte hauswirtschaftliche Betriebsleiterin ist und nebenbei in Teilzeit arbeitet, berichtet, dass der Umbau der Reithalle zu einer Eventlocation zu aufwendig ist. Also haben sie sich nach einer Alternative umgeschaut und sind für eine Veranstaltung auf das Musikheim in Wohnrod gekommen. Ob sie die Gaststätte nicht gleich pachten wollen, habe sie die Bürgermeisterin dabei gefragt. So kamen sie zu der Gaststätte.
Kurzfristig bewarben sie sich für einen Zuschuss aus dem Regionalbudget und mussten sich auf die Schnelle über die einzuhaltenden Auflagen, die enorm seien, informieren. Entsprechend musste die Küche gestaltet werden, die bis Oktober eingebaut sein sollte, damit sie die Förderung erhalten. Inzwischen ist sie eingebaut.
Wann sie genau anfangen, wissen sie noch nicht. Aber auf jeden Fall soll es noch dieses Jahr sein. Es seien heuer "noch mehrere kleine Aktionen" geplant. Die beiden sind sich bewusst, dass sie ein Wagnis eingehen mit der Gaststätte. "Wir stellen uns jetzt mal dem Abenteuer", drückt es Claudia Winkler aus.
Ein paar Radler in den Sommermonaten, also maximal ein Drittel des Jahres, reißen es nicht raus. Und wer fährt im Herbst oder Winter -zig Kilometer für eine Pizza, die es an jedem zweiten Ort gibt?
Ehrlich gesagt: schade um die Fördermittel - Geld der Steuerzahler.
Neidisch auf Menschen die etwas tun wollen? "Macher" sind mir allemal lieber als Menschen die nur nörgeln und an allem etwas auszusetzen haben.
Das gastronomische Konzept erschließt sich mir jedoch nicht. Pizza, Pinsa, italienische und asiatische Küche? Wir sind doch hier im Spessart, also in Bayern?
Man kann im Sinngrund sowieso nirgendwo mehr essen gehen, weil fast keine regionalen Gerichte mehr angeboten werden. Ich habe öfters ausländische Gäste und muss mir denen leider relativ weit fahren, um fränkisch essen zu können. Selbst in einem bekannten Hotel in der Region ist die Speisekarte alles andere als fränkisch geprägt. Teils zum Fremdschämen.
Gerichte wie u.a. Hochzeitsessen, Schäufele, Wild- und andere regionale Gerichte sucht man vergeblich. Wir haben so viel gute und hochwertige Zutaten - auch von Erzeugern im Sinngrund (Rind, Lamm, Damwild..) - und dann solch ein Angebot?
Ich möchte niemanden zu nahe treten, aber was ist denn hier der Sinn einer Regionalförderung? Förderung talienischer und asiatischer Küche im Sinngrund?