Der Grundwerkstoff für das Schreinerhandwerk ist Holz. Aber den klassischen Handhobel braucht heute keiner mehr. Längst erleichtern voll- und halbautomatische Maschinen den Berufsalltag. Schreiner können die gesamte Palette des Handwerks. Von Bauschreinerei über Möbel- und Treppenbau.
Jedoch fand im Laufe der Jahrzehnte eine weitestgehende Spezialisierung statt. Das liegt auch daran, dass die Maschinen immer differenzierter werden. Die Holzverarbeitung Habichsthal (HVH) etwa konzentriert sich auf Treppenbau. Timo Wolf aus Lohr fertigt individuelle Wohnmöbel aus ausgesuchten Hölzern. Uwe Wagner mit seinem Team der Möbelwerkstätte Schreinerei WM Küchen und Ideen in Frammersbach vereint sowohl Möbel- als auch Innenausbau.
"Wunderschöner Beruf"
"Schreiner ist ein wunderschöner Beruf", sagt Jonas Schmitt. Der 30-Jährige arbeitet bei der Möbelwerkstätte Schreinerei WM Küchen und Ideen. In der Schreinerei kommen manuelle Werkzeuge, wie Schraubzwingen ebenso zum Einsatz wie großes Gerät, darunter halbautomatische oder CNC-gesteuerte Maschinen. "Es ist ein Spagat zwischen Handwerk und modernen Maschinen", fasst es Schmitt zusammen.
Beim Möbel- und Innenausbau verwendet die Schreinerei, je nach Art des Auftrags, Vollkernplatten ebenso wie Massivholz und beschichtete Spanplatten. Aus dem rund drei auf drei Meter großen Ausgangsmaterial entsteht alles, was der Kunde wünscht. Von Sichtschutzwänden bis zur Innen- oder Außenküche, Badmöbel oder Treppenstufen, erklärt Uwe Wagner. Seit 17 Jahren ist der Schreinermeister mit der Möbelwerkstätte Schreinerei selbstständig.
"Schreiner war mein Traumberuf und ist es immer noch, und es ist ein Beruf mit Zukunft", sagt der 53-Jährige. Die Arbeit sei nicht stupide, sondern man stehe jeden Tag vor einer neuen Herausforderung. Das braucht ein breitgefächertes Wissensspektrum, erklärt Wagner. Die Arbeit in der Werkstatt sei körperlich nicht schwer, stimmen alle von uns befragten Schreiner überein. Ganz anders könne das bei der Montage vor Ort aussehen. Von engen Treppenwendeln bis schmalen Türöffnungen kann das Anliefern der Auftragsarbeit durchaus körperlich herausfordernd sein.
Möbel nach Maß
Timo Wolf ist Schreiner in dritter Generation. Er hat sich auf Möbelmanufaktur nach Maß spezialisiert. Jede verwendete Holzplatte stellt er dafür selbst her. Ob Obst- oder Hartholz, Spessartesche, Elsbeere, Nuss, Spessarteiche oder Zirbenholz: Das Ausgangsprodukt bei ihm ist immer der Baumstamm, den er gezielt aussucht. Daraus schneidet er die Platten in den benötigten Stärken und Längen. Anschließend geht es, wie bei den Kollegen auch, an das Fertigen der Teile und anschließendes Zusammenfügen mit Leim, Dübel oder durch Verzinken.
Das heißt, dass an den Seitenenden der zwei Holzteile, die zusammengesetzt werden sollen, jeweils gegenüberliegende Ausfräsungen und Zinken vorgenommen werden, die exakt aufeinanderpassen. So entsteht der Grundkorpus. Wie für Wolf ist auch für Wagner das Schöne an der Arbeit, dass "man abends sieht, was man gemacht hat" und auch das direkte Erleben der Kundenreaktion mache den positiven Reiz aus.
Kein Beruf für Stauballergiker
Die HVH hat sich auf Treppenbau spezialisiert. Am Computer erstellt Thomas Staab die Schablone für die individuell gefertigte Treppe. Auf großes Papier wird die Schablone ausgedruckt und anschließend auf das Holzbrett aufgelegt. Die meisten Treppen entstehen aus Eichenholz. Buche und Esche werde eher seltener nachgefragt, erklärt er.
Mit Säge und Fräse wird nun entlang der Schablone der Grundkorpus der Treppe ausgeschnitten. Es folgt die maschinelle Oberflächenbehandlung mit Hobeln und Schleifen. Vor allem beim Schleifen entsteht Staub. Für Stauballergiker ist der Beruf dadurch weniger geeignet. Nach dem Ölen geht es mit der vormontierten Treppe anschließend zum Kunden, wo der finale Einbau erfolgt.
Der 28-jährige gebürtige Iraker Rafi Zahra lebt seit neun Jahren in Deutschland. Zum Schreinerberuf kam er über ein Praktikum. Der 66-jährige Hermann Schäfer ist das Urgestein der HVH. Zu Beginn seiner Ausbildung fragte ihn sein Lehrmeister Hans Schwarzer: "Willst Du wirklich aus ganzem Herzen Schreiner werden?", erinnert er sich. Er wollte und hat es bis heute nicht bereut. Interesse an dem und Leidenschaft für den Beruf sei das Wichtigste. Wichtiger als Schulnoten, stimmen die Firmenchefs überein.
Deswegen führt der Weg zum Beruf immer über ein Praktikum. Eine wichtige Grundvoraussetzung sei zudem, dass der künftige Auszubildende "die Arbeit sieht", wie es Wagner formuliert. Rund ein Dutzend Lehrlinge hat der Schreinermeister bereits in dem Beruf ausgebildet. Gerne würde die Firma Möbelwerkstätte Schreinerei WM Küchen und Ideen Ausbildende nehmen. Auch die HVH bildet aus.