
Als vor 25 Jahren die Papiermühle Homburg als Museum eröffnete, habe sich wohl niemand vorstellen können, in welchem Ausmaß die Digitalisierung voranschreiten und Papier ersetzen werde, meint Museumsleiter Johannes Follmer. "Dennoch hat Papier nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert. Es steht etwa für Verbindlichkeit und Haptik." Follmer hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Papiermühle seiner Vorfahren zu erhalten und Wissen über die Papierherstellung zu vermitteln.
Insbesondere Fachbesucher schätzen die Papiermühle, deren Träger das Landratsamt Main-Spessart ist, als Werk der Industriekultur und des Papierhandwerks. Sie sind beeindruckt vom großen Wasserrad, dem Ambiente und der engen Verknüpfung der Familiengeschichte Follmers mit den historischen Gebäuden. Das hat eine Umfrage ergeben. Doch wie kann es gelingen, das Museumskonzept, das nach 25 Jahren in die Jahre gekommen ist, auch für Touristen wieder attraktiver zu machen? Dieser Frage ging im vergangenen Jahr die Agentur Kulturstrategen Fishberg aus Marktheidenfeld nach.
Was wünschen sich die Besucher der Papiermühle?
Die Analyse sei auch notwendig gewesen, um die Bewerbungsunterlagen der Papiermühle Homburg zusammen mit anderen Industriedenkmälern dieser Art in Europa als Unesco-Weltkulturerbe fertigzustellen, erklärt Dr. Björn Johannsen von Fishberg. Der Prozess sei sehr aufwendig. Voraussichtlich im September werde die länderübergreifende Bewerbung bei der Prüfungskommission eingereicht, so Follmer.

Johannsen und sein Team untersuchten die bestehenden Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit, der Wissensvermittlung, des nachhaltigen Besuchsmanagements und des Tourismus der Papiermühle. Vor allem Fachbesucher würden die Papiermühle besuchen, so Johannsen.
Bisher wenige Touristen, aber mehr Fachbesucher
Sogenannte "Stolperer", die zum Beispiel auf einer Wanderung oder Radtour zufällig auf die Papiermühle in Homburg aufmerksam werden, gab es bisher selten. Ebenso wenig Ausflügler, die sich eine Sehenswürdigkeit gezielt aussuchen. Johannsen und sein Team entwickeln Maßnahmen, um das Profil der Papiermühle zu schärfen.
Von fast allen Befragten hätten sie erfahren, dass diese nach dem Rundgang im Museum gerne eine Kaffeepause machen würden, um sich über die Eindrücke auszutauschen. Auch wenn die personellen Kapazitäten nur ein einfaches Angebot erlauben, wird es im früheren Esszimmer der Papiermüller-Familie in Kürze ein kleines Café geben.
Wird die Papiermühle zum Kulturzentrum?
Um den Besucherinnen und Besuchern die Orientierung zu erleichtern und zusätzliches Wissen zu vermitteln, arbeiten Johannsen und Follmer an einem Wegesystem sowie einem mehrsprachigen Audio-Guide-Konzept. Eine weitere zentrale Frage ist: Wie kann man die Papiermühle nicht nur während der Saison von Mai bis Oktober, sondern ganzjährig nutzen?
Denkbar wäre ein Kulturzentrum, so Johannsen, in dem themenverwandte Veranstaltungen, zum Beispiel Lesungen oder Konzerte, stattfinden. Außerdem könnte man das Ausstellungskonzept so anpassen, dass es auch für jemanden, der bereits mehrmals zu Besuch war, immer etwas Neues zu entdecken gibt.