Mit einem eigenen Gutachter nimmt der Landkreis Main-Spessart einen neuen Anlauf zur Reaktivierung der Werntalbahn. Im April 2023 hatte die Bayerische Eisenbahngesellschaft eine Nachfrageprognose vorgestellt: 1000 Personenkilometer je Streckenkilometer auf der 40 Kilometer langen Verbindung zwischen Gemünden und Schweinfurt wäre nötig, damit sich die Reaktivierung lohnt. Prognostiziert wurde ein mittleres Aufkommen von 729, das sich auf 823 steigern ließe, wenn die Kommunen an den Haltepunkten zusätzliche Abstellanlagen für Autos und Fahrräder schaffen.
Der Ausschuss für Landkreisentwicklung, Mobilität und Digitalisierung nahm das Ergebnis damals nur zur Kenntnis, ohne ihm zuzustimmen. Am 5. Februar 2024 beantragte die SPD-Fraktion, eine unabhängige Kosten-Nutzen-Analyse zur Reaktivierung der Werntalbahn für den Schienenpersonennahverkehr erstellen zu lassen, was der Ausschuss nun einstimmig beschloss. Die Kosten dafür dürften sich im unteren fünfstelligen Bereich bewegen, in der Sitzung nannte Sachgebietsleiter Sebastian Kühl als Vergleichswert von vor drei Jahren 20.000 bis 30.000 Euro.
SPD hat Vision vom "Regionalexpress Frankfurt-Bamberg"
"Das Gutachten der Eisenbahngesellschaft hat gravierende Mängel", fasste Kreisrat Harald Schneider die Ergebnisse zweier Veranstaltungen der SPD-Fraktion mit dem Fahrgastverband "Pro Bahn" und dem Verkehrsclub Deutschland zusammen. Kurze Strecken seine übermäßig gewichtet worden und Reisende, die aus Schweinfurt etwa nach Lohr oder Aschaffenburg wollen, gar nicht berücksichtigt worden, auch keine aus dem Rhein-Main-Gebiet nach Bamberg. Der Verkehrsclub Deutschland spreche da von "rechnerischen Taschenspielertricks", die SPD-Kreistagsfraktion kritisiert, die bayerische Staatsregierung sträube sich mit Händen und Füßen, obwohl die bestehende Bahnstrecke elektrifiziert ist und die Investitionskosten überschaubar seien.
Die Fraktion ist überzeugt, dass mit Berücksichtigung eines Angebots "Regionalexpress Frankfurt-Bamberg" über die Werntalbahn ein überragender Kosten-Nutzen-Faktor ermittelt werden kann. Für relativ wenig Geld könnte hier Verkehr aus dem Auto in den Zug verlagert und damit CO2 eingespart werden.
Mit einem Ticket von Lohr nach Bad Orb
Ob das neue Gutachten dann von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft anerkannt wird, ist offen. Wie eine Nachfrage aus dem Ausschuss ergab, wird von ihrer Seite auch mit der hohen Auslastung durch den Güterverkehr als Hinderungsgrund für die Reaktivierung argumentiert.
Bei der künftigen Buslinie Bad Orb-Frammersbach-Partenstein (MKK 86) wird sich der Landkreis auf Beschluss des Ausschusses an der am 15. Dezember startenden Ausschreibung beteiligen. Sie ist als Verbindung über den Jossgrund im Zweistundentakt geplant, an Wochenenden soll es vier Fahren mit ergänzendem Fahrradtransport geben. Zudem wird ein Übergangstarif erarbeitet, sodass Kunden und Kundinnen nur einen Fahrschein von Lohr bis Bad Orb (wie auch in der Gegenrichtung) benötigen.
Main-Spessart-Sprinter startet am 27. April
Für die Weiterführung des Deutschlandtickets beschloss der Ausschuss, eine neue Allgemeine Vorschrift zu dessen Festsetzung als Höchsttarif einzuführen. Diese gilt bis zum Jahresende, die bisherige Allgemeinverfügung zum Ausgleich endet am 30. April. Die Allgemeine Vorschrift ist nötig, um die Bundes- und Landesmittel an die eigentlichen Verkehrsunternehmen (Busfirmen) weitergeben zu können.
Wegen der Bauarbeiten der Bahn am Bahnhof Gemünden für einen Fußgängertunnel sind seit 8. April die Bushaltepunkte verlegt. Das wird voraussichtlich bis Ende 2025 so bleiben. Ab 27. April fährt an den Wochenenden wieder die Freizeitbuslinie "Main-Spessart-Sprinter" mit kostenloser Fahrradmitnahme per Anhänger zwischen Lohr und Hasloch und den Haltepunkten Neustadt (Main), Hafenlohr, Marktheidenfeld, Lengfurt, Trennfeld, Rettersheim und Kreuzwertheim.
Nochmal : Die Strecke ist eingleisig.
Das Bild zeigt die Begegnungsstelle in Thüngen.
Hier müssen oft Züge stehenbleiben und den Gegenzug durchlassen.
Immer bei den Tatsachen bleiben.