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Rechtenbach
Video von Wolf im Spessart: Philipp Paul stand bei der Jagd Auge in Auge mit dem Tier
Das Video hatte seit vergangener Woche viel Aufmerksamkeit erregt. Der junge Forstwirt schildert, wie er die ungewöhnliche Begegnung erlebt hat und was er mit seiner Aufnahme bezwecken wollte.
Auge in Auge mit dem Wolf: So erlebte der angehende Forsttechniker Philipp Paul seine Begegnung mit dem Tier im Spessartwald.
Foto: Bernd Thissen, dpa (Symbolfoto) | Auge in Auge mit dem Wolf: So erlebte der angehende Forsttechniker Philipp Paul seine Begegnung mit dem Tier im Spessartwald.
Simon Hörnig
 |  aktualisiert: 12.12.2024 02:36 Uhr

Philipp Paul hat den Moment, als er am Donnerstagmorgen an der Weikertshöhe bei Rechtenbach (Lkr. Main-Spessart) einem Wolf begegnete, noch genau vor Augen. Oberhalb seines Drückjagdstandes sei das Tier aus dem Dickicht gesprungen und keine zehn Meter entfernt von ihm stehen geblieben, schildert der 22-Jährige sein Erlebnis eine Woche später am Telefon.

"Wir hatten tatsächlich Blickkontakt. Das hat ein, zwei Augenblicke angedauert und dann lief er wie im Hopserlauf einfach gerade an mir vorbei." Eine Begegnung, die den Jäger beeindruckt hat. "So einen Anblick hatte ich bisher noch nicht. Ich hatte zwar in Brandenburg schon Wölfe im Wald gesehen, aber noch nie so einen kräftigen. In einem reinen Waldrevier, wie wir das im Spessart haben, ist das sehr ungewöhnlich."

Keine Angst vor dem Wolf, aber um die Hunde

Forstwirt Philipp Paul filmte vor einer Woche bei einer Lehr-Drückjagd der Forstschule Lohr einen Wolf im Wald bei Rechtenbach.
Foto: Robert Pehlke | Forstwirt Philipp Paul filmte vor einer Woche bei einer Lehr-Drückjagd der Forstschule Lohr einen Wolf im Wald bei Rechtenbach.

Angst habe der Forstwirt, der an der Lohrer Forstschule aktuell seine Ausbildung zum Techniker für Waldwirtschaft absolviert, trotzdem nicht gehabt. "Der macht dem Menschen ja nichts. In der Situation schon mal gar nicht, weil er war ja flüchtig. Der wollte sowieso da weg und hatte bestimmt keine Lust zu kämpfen", beschreibt Paul die Situation. Seiner Einschätzung nach sei das Tier durch die im Zuge der Vorbereitungen auf die Drückjagd entstandene Unruhe im Wald aufgescheucht worden.

Den beschriebenen Moment, in dem der Wolf kurz verharrte, nutzte der angehende Förster geistesgegenwärtig, um sein Handy herauszuholen und das Tier bei seiner Flucht zu filmen. Sein Beweggrund war dabei ein ganz pragmatischer: "Ich hatte das Video gemacht für die Hundeführer. Das Problem ist nämlich, dass die Jagdhunde, die das Wild herumtreiben, in dem Moment der größte Feind des Wolfes sind. Es gibt Hunde, die meiden den Geruch vom Wolf, aber es gibt auch Hunde, die fangen das Kämpfen an und werden dann gerissen."

Anzeige für den Anbieter Instagram Reel über den Consent-Anbieter verweigert

Das Video habe er deshalb direkt in die zur internen Kommunikation verwendeten WhatsApp-Gruppe geschickt, mit dem Hinweis: "Passt auf, das steht jedem frei, ob er seinen Hund laufen lassen will oder nicht." Dass sich der Film und die Meldung daraufhin wie ein Lauffeuer in Jagdkreisen und darüber hinaus verbreiten würde, daran habe er nicht gedacht. Dass Jagdkollegen den Wolf im Rahmen der Lehr-Jagd der Forstschule bereits kurz zuvor gesichtet hatten, habe er erst nachträglich erfahren.

Förster in Brandenburg lassen ihre Hunde nicht mehr von der Leine

Bei der Arbeit für einen großen Forstservice hatte Paul mit dem Brandenburger Wald eine Gegend kennengelernt, in der es eine sehr große Wolfspopulation gibt. Zwei Revierförster bei Berlin und Görlitz hätten ihm dabei berichtet, dass sie ihre Hunde aus Respekt vor Wolfsrissen inzwischen permanent an der Leine führen würden.

Seit vier Monaten befindet sich Paul nun an der Lohrer Forstschule und absolviert das erste seiner vier Semester zur Ausbildung zum Techniker für Waldwirtschaft. Die möchte er im Juli 2026 abgeschlossen haben und anschließend die Revierleitung in einem Kommunalwald übernehmen.

Offizielle Bestätigung der Wolfsichtung steht noch aus

Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU), das für die offizielle Bestätigung von Wolfsichtungen zuständig ist, hat auf Anfrage dieser Redaktion bestätigt, Pauls Video erhalten zu haben. Die Bewertung und Verifizierung der Aufnahme sei jedoch aktuell noch nicht abgeschlossen. Verifiziert werde dabei nicht nur, ob es sich um einen Wolf handelt, sondern etwa auch der Ort der Aufnahme, so ein LfU-Sprecher auf Anfrage.

 
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  • Ulrike Geise
    Endlich mal ein neuteler Artikel und endlich eine normale Reaktion. Danke!
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  • Hans Schlunk
    Man sollte immer mit dem wolf rechnen. Darum sollte denn Hund immer anleinen. Und möglichst den Hund dicht an sich halten, wenn man dochmal ein wolf sieht, weil der wolf ist einer von Chefs des Waldes.
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  • Andreas Gerner
    @H.Schlunk
    Da beim Artikel
    https://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/unterfraenkische-csu-politiker-einig-erleichterter-abschuss-von-woelfen-muss-in-einen-kuenftigen-koalitionsvertrag-art-11661387#commentsAreaAnchor
    schon nach 2 Tagen die Diskussion geschossen wurde, möchte ich Ihnen hier auf Ihren Gedanken mit den vor Gericht klagenden Wolfsfreunden antworten:

    Das läuft dann aber ins Leere, weil wenn dann auf allen Ebenen die rechtlichen Bedingungen für eine wirksame Begrenzung - in dessen Folge Quotenjagden - geschaffen wurden, kann man zwar klagen, aber bekommt logischerweise nicht Recht oder es wird gleich abgewiesen.

    Die Wolfsfreunde werden sich damit abfinden müssen, dass die Vernünftigen in der Mehrheit sind und deshalb die Politik irgendwann den vernünftigen Umgang mit dem Wolf umsetzen wird.

    Wären die wirkliche Naturfreunde, wären die nicht per se gegen jeden einzelnen Abschuss(sogar bei Problemtieren mit den meisten Rissen), sondern würden sich konstruktiv einbringen.
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  • Hans Schlunk
    Eigentlich wäre es eine gute Idee was ich mir in den letzter Zeit Gedanken mache. Wölfe ale in der rhön abschießen. Allerdings in der gegen Leistung den, Luchs zu unterstützen in der rhön. Bei manchen Gegenden werden luchse ausgesetzt. Aber der wolf bleibt. Wie ich das mal mitbekommen habe. Wolf ihr lieber den luchs als den Wolf. Das ist nur ein Vorschlag.
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