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Langenprozelten
Versammlung der Bürgerbewegung "Freunde des Spessarts": Scharfe Kritik am Fürstenhaus Löwenstein
Eine Bürgerbefragung zum Biosphärenreservat wünschte sich Heidi Wright in der Jahresversammlung der "Freunde des Spessarts". Kritisiert wurde, dass Kahlschlag nicht verboten ist.
Als 'Lösungsbeitrag unserer Region zu Menschheitskrisen wie Klimawandel und Artensterben' bezeichnete der Vorsitzende der 'Freunde des Spessarts', Bernd Kempf (stehend), das geplante Biosphärenreservat Spessart.
Foto: Wolfgang Dehm | Als "Lösungsbeitrag unserer Region zu Menschheitskrisen wie Klimawandel und Artensterben" bezeichnete der Vorsitzende der "Freunde des Spessarts", Bernd Kempf (stehend), das geplante Biosphärenreservat Spessart.
Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 25.02.2024 03:35 Uhr

Das geplante Biosphärenreservat (BSR) Spessart und Naturwälder stand im Mittelpunkt der Jahresversammlung der "Freunde des Spessarts" im Hotel "Zum letzten Hieb". Von den insgesamt 117 Vereinsmitgliedern waren rund 35 anwesend. Das geplante BSR sei als "Lösungsbeitrag unserer Region zu Menschheitskrisen wie Klimawandel und Artensterben" zu sehen, betonte Vorsitzender Bernd Kempf. Weltweit gebe es 738 BSR in 134 Staaten.

Claudia Fiedler nannte "zehn gute Gründe" für ein BSR und wies in diesem Zusammenhang auch auf Fördermöglichkeiten hin. Bei Biosphärenreservaten gehe es unter anderem um die Erhaltung der natürlichen Ressourcen Wasser und Luft, den Schutz der Umwelt und des Klimas, die Unterstützung lokaler Unternehmen und des Ökotourismus sowie den Schutz der Artenvielfalt und Erhalt von Ökosystemen.

Laut Klaus Bernhart müsste für das vorgesehene BSR eine Kernzone von 5100 Hektar Wald aus der Nutzung genommen werden. Insgesamt habe man in dem ins Auge gefassten Gebiet 107.400 Hektar Wald. Davon entfielen 44.500 Hektar auf Staatswald, 28.500 Hektar auf Privatwald von 43.000 Eigentümern und 34.400 Hektar auf Wald, der 173 Kommunen gehöre.

Kernzone im Randbereich des Spessarts möglich

Aktuell seien im Staatswald des Spessarts 2100 Hektar als Naturwald ausgewiesen. Da in eine BSR-Kernzone jedoch nur Flächen mit einer Mindestgröße von 50 Hektar, in Sonderfällen mit 30 Hektar, eingebracht werden könnten, komme man auf 600 bis 1000 Hektar Kernzonenfläche aus dem Staatswald. Es fehlten also noch über 4000 Hektar.

Da Bernhart nicht davon ausging, dass aus dem Privatwald Flächen zur Verfügung gestellt werden, bleiben ihm zufolge die Kommunalwälder als mögliche Quellen zum Erreichen des Kernzonenziels. Das Problem dabei sei, dass die vorhandenen Naturwälder in den Kommunalwäldern oftmals nicht die erforderliche Größe hätten. Als Ausweg sah er interkommunale Zusammenarbeit, sprich: Man könne eventuell nebeneinanderliegende Naturwälder verschiedener Kommunen zusammenlegen und so die Mindestgröße erreichen. Entscheidend dabei sei der politische Wille.

Außerdem sah er die Möglichkeit, einen relevanten Anteil der Kernzone im Randbereich des Spessarts herzustellen. Dazu sagte Vorsitzender Kempf, dass dies sogar als Alleinstellungsmerkmal Wirkung zeigen könnte.

Zusammenhang zwischen Wald und Überschwemmungen

Ihr persönlich gehe es zwar zu langsam voran, meinte die stellvertretende Vorsitzende Heidi Wright, aber es laufe alles gut nach Plan. Sie machte deutlich, dass sie in Sachen BSR gerne eine repräsentative Bürgerbefragung haben möchte, eventuell zusammen mit der Europawahl. Über den Zusammenhang von Extremwetter und bewirtschaftetem Wald berichtete Patrick Staab am Beispiel von Überschwemmungen in Hain im Spessart.

Scharfe Kritik übte Ralf Straußberger, Waldreferent des Bundes Naturschutz, an einem Privatwaldbesitzer im Spessart. Seit dem Jahr 2000 habe das Fürstenhaus Löwenstein in seinen Wäldern auf einer Gesamtfläche von 327 Hektar alte Buchenwälder durch Kahlschläge vernichtet. Dies sei eine "Riesensauerei", die die bayerische Staatsregierung zu verantworten habe, weil es im bayerischen Waldgesetz kein Kahlschlagverbot gebe.

Laut Straußberger sind in Bayern 84.000 Hektar (zehn Prozent des Staatswaldes) als Naturwald ausgewiesen, die meisten dieser Flächen lägen in den Alpen; viele seien klein bis winzig. Im Spessart gebe es 311 Naturwälder mit zusammen 2100 Hektar. Laut Joachim Kunkel sind davon 79 kleiner als ein Hektar und nur sechs größer als 50 Hektar.

 
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Kommentare
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  • Lydia Hock
    War es nicht Aufgabe der Machbarkeitsstudie, mögliche Kernzonen zu ermitteln ?
    Für Was wurde dann das viele Geld ausgegeben, wenn die Leistung NICHT erbracht wurde ?

    Und wie mein Vorredner schon sehr schön darstellt, wollen Die, die keinen Grund besitzen, den Anderen vorschreiben, was sie zu Tun und zu Lassen haben.
    Und dann wundern sie sich, wenn das nicht so gut ankommt ?!

    Nachdem sich viele Hochspessartgemeinden ja schon GEGEN das BSR positioniert haben : Bischbrunn, Esselbach, Rechtenbach, ...sehe ich die Bemühunegn der "Freunde des Spessarts" als vergebene Liebesmüh an.
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Darüber haben doch allein die Holzrechtler zu bestimmen, oder meinen Sie etwas anderes?
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  • Robert Muthig
    Es ist immer das gleiche, die keinen Grund besitzen möchten die Grundbesitzer bevormunden.
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Und das Gemeinwohl zählt ja nicht. Wo kämen wir da hin, wenn Eigentum verpflichten würde. Aber steht da nicht etwas im Grundgesetz??
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  • Lydia Hock
    Was meinen Sie genau mit Gemeinwohl ? Sich Pöstchen sichern ? Haben Sie schon mal genau nachgelesen, was man mit dem Label Naturpark so Alles machen könnte ? Da bedarf es keines neuen Labels BSR ?!
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    alles klar - was für den Fürsten gut ist, ist natürlich auch für uns alle gut.
    man muss den alten Adel nur verstehen :-)
    und Pöstchen sichern können sich natürlich nur die links-grün-versifften, bei der CSU - und auch bei der FDP ist das natürlich völlig unmöglich.
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