
Über dem Spessart stehen möchte Thorsten Schwab, noch höher als die Wipfel des Waldes. "Was für einen gigantischen Ausblick über den riesigen Spessart man hätte", schwärmt er. Ein Aussichtsturm, das wäre so ein Ziel gewesen, das er in den letzten Jahren nicht erreicht hat. Auch an der höchsten Erhebung des Spessarts sehe man nichts anderes als Wald, anders als beispielsweise in der Rhön. Und mit Kindern brauche man Ziele für Ausflüge. "Es ist noch nicht ganz verloren", sagt Schwab. Aber die Aussichten seien nicht ganz so gut, muss er sich selbst eingestehen. "Das sind die gemeinsten Fragen beim Bewerbungsgespräch: Was sind denn so Ihre Schwächen?", beschwert er sich, lacht kurz auf und muss dann erst einmal lautstark ausatmen.
Schwab kann bereits auf zwei Mandatsperioden im Landtag zurückblicken; viel Zeit für gelungene und unerreichte Projekte. Ist da der dritte Wahlkampf überhaupt noch eine Herausforderung? "Was ein bisschen einfacher ist: So einen Wahlkampf zu organisieren", sagt Schwab. Er sitzt entspannt, aber durchweg aufmerksam im Konferenzsaal des Abgeordnetenbüros in Marktheidenfeld. Mit einem wandgroßen Plakat in CSU-Blau im Rücken, darauf sein Name und der des Bundestagsabgeordneten, Alexander Hoffmann, stellt er sich den Fragen der Presse. Arbeit sei der Wahlkampf trotzdem, weil er viel unterwegs sei und Gelegenheit zur Diskussion vor Ort geben möchte. "Es ist ja nie so wie bei einem Legomodellsatz, den man aufbaut und man ist fertig. Man ist nie fertig und es gibt immer neue Dinge, um die man sich kümmern muss."
Schwab: "Man kann nur versprechen, dass man sich um die Themen kümmert"
Im Landkreis kümmert sich Thorsten Schwab sowieso um mehrere Dinge: Der CSU-Politiker ist nicht nur Landtagsabgeordneter des Stimmkreises, sondern auch Bürgermeister von Hafenlohr und außerdem Mitglied des Kreistags. Die Themen des Landkreises kenne er daher; doch nicht immer gebe es kurzfristige Erfolge oder eine Lösung: "Ich glaube, es wäre auch falsch, jedem alles zu versprechen. Man kann nur versprechen, dass man sich um die Themen kümmert", resümiert er seine Arbeit.
Seine aktuellen Ziele für den Landkreis sind "vernünftige Verkehrswege" für den ÖPNV, außerdem Pendlerparkplätze oder Fahrradparkplätze an den Bahnhöfen. Für den Hochschulstandort Marktheidenfeld will Schwab weiterhin die Zahlungen über den Freistaat offen halten. Und auch die nachhaltige Waldbewirtschaftung nennt er als eines seiner Schwerpunktthemen. In der laufenden Amtsperiode sitzt er dafür in den passenden Ausschüssen – Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie Wohnen, Bau und Verkehr. "Die zwei machen schon Spaß und sind, glaube ich, für die ländliche Region ganz wichtig", sagt Schwab.
Ein kleineres Biosphärenreservat wäre für Schwab ein Kompromiss
Der Begriff "ländlicher Raum" fällt immer wieder. Für Schwab ist es der Raum, in dem in Zukunft Energie gewonnen wird. Daher müsse es dort auf der anderen Seite auch so viel Förderung und Mittel geben, dass gleichwertige Lebensbedingungen wie in der Stadt herrschen. Dazu gehöre beispielsweise der ÖPNV-Ausbau. "Es wäre ein Unsinn, die Werntalbahn nicht weiter zu verfolgen", sagt er und schlägt eine Wiederholung der Machbarkeitsstudie in einiger Zeit vor.
Um Waldbewirtschaftung geht es aktuell auch in der Diskussion um das Biosphärenreservat. "Wie viele Seiten in der Zeitung bekomme ich denn?", fragt Schwab und lacht kurz auf. Nach seiner und der CSU-Meinung sei klimamäßig die nachhaltige Waldbewirtschaftung besser. Er meint damit den Waldumbau hin zu Sorten, die den klimatischen Bedingungen in Zukunft standhalten. "Das geht nicht, wenn der Wald stillgelegt ist." Für ihn wäre ein Kompromiss, ein kleineres Biosphärenreservat zu schaffen, mit weniger stillgelegten Flächen.
Mit Blick auf den zukünftigen Landtag stellt sich für die CSU auch die Frage nach dem Umgang mit der AfD – vor der Sommerpause hatten Äußerungen von Friedrich Merz dazu bundesweit und international für Empörung gesorgt. Im vergangenen Wahlkampf beschrieb Schwab die AfD noch als "unbekannten Faktor", nun sagt er, der Faktor AfD sei nicht zu unterschätzen. Er glaubt, dass von der Partei Unzufriedenheit aufgegriffen werde und wirbt für Verständnis in der Bevölkerung für die Rahmenbedingungen, mit denen in der Politik gearbeitet werden muss. "Das Rezept wäre eigentlich, gescheite Politik für Bayern zu machen, dass da kein Bedarf besteht, Protestwahlen einzugehen."