
Mit einem großen Abverkauf endete 2022 die Ära des großen Möbelhauses in Zellingen, das von Betten über Polstermöbel bis hin zu Schreibtischen fast alles verkaufte. 1951 gegründet, ist Möbel Hornung seit 1977 in der Würzburger Straße 83 zu finden. "Viele denken, wir hätten zugemacht", sagt Firmenchef Herbert Hornung.
Das stimmt allerdings nicht, vielmehr hat sich sein Unternehmen spezialisiert: Das Hornung Küchen- und Maßmöbelstudio ist nun im Erdgeschoss zu finden, die drei Stockwerke darüber werden für das Kerngeschäft nicht mehr benötigt. In Zahlen sind das von der bestehenden Nutzfläche von rund 9000 Quadratmetern nur noch etwa 1500 Quadratmeter für Ausstellung, Seminarraum, Büros und Lager.
Aussicht reicht bis nach Würzburg
"Ich habe mich gefragt und umgehört, was in Zellingen gesucht ist", erklärt der Unternehmer. Das sei zum einen Wohnraum, aber auch kleinere Einheiten für Büros, gewerbliche und freiberufliche Nutzung. Auch gebe es kaum günstige Unterkünfte. Wichtig ist ihm, dass im Gebäude nichts Lautes mehr stattfinden soll.

Denkbar wäre Vieles. So bietet die oberste Etage bei gutem Wetter eine tolle Aussicht bis nach Würzburg und Karlstadt. Dort könnten zum Beispiel Penthouse-Wohnungen entstehen. Im ersten Stock wären entlang der Außenwände kleinere Gewerbeeinheiten denkbar, mit Funktions- und Sanitärräumen zur Gebäudemitte hin. Neben Büros könnten das auch Studios für Physiotherapie, Massage oder Fußpflege sein. Auch ein größerer Co-Working-Space wäre denkbar.
Ideen hat Herbert Hornung viele. Dazu gehört insbesondere ein Beherbergungsbetrieb in Form eines Boardinghouses. Das sind möblierte Unterkünfte ohne großes gastronomisches Angebot, die für längere Aufenthalte vermietet werden, zum Beispiel wenn Firmen Mitarbeiter für Projekte entsenden. Im deutschen Sprachraum ist dafür auch die Bezeichnung "Zuhause auf Zeit" üblich. Herbert Hornung könnte sich gut vorstellen, ein solches Boardinghouse einzurichten und zu betreiben. Falls das nicht klappt, böte eine Etage auch Platz für bis zu zehn Miet- oder Eigentumswohnungen. Da Aufzüge vorhanden sind, kann alles barrierefrei gebaut werden.
Hornung nimmt Anfragen entgegen
Generell will sich der Firmenchef Zeit lassen, damit "etwas Gutes" in dem Gebäude entstehen kann. Er rechnet mit einem Zeithorizont von drei bis vier Jahren. Derzeit ist das Projekt noch in der Findungsphase. Zwar hat Herbert Hornung schon mit einigen möglichen Nutzern Verhandlungen aufgenommen, doch wer Flächenbedarf hat, kann sich gerne bei ihm melden.
Eine schnelle Umsetzung erlaubt schon das Baurecht nicht. Denn der Bebauungsplan setzt für den Bereich des Möbelhauses eine beschränkte gewerbliche Nutzung fest (mit nicht lauten Gewerbebetrieben), im Flächennutzungsplan ist er als Sondergebiet Einzelhandel dargestellt. Die Bauleitplanung müsste also geändert werden.
Nach Rücksprache mit dem Landratsamt Main-Spessart schlägt das Zellinger Bauamt vor, die Festsetzung im Bebauungsplan von "Beschränktes Gewerbegebiet (GEb)" in "Urbanes Gebiet (MU)" zu ändern und auch den Flächennutzungsplan anzupassen. Das würde die rechtssichere Nutzung für Gewerbe und Wohnen erlauben. Die Planungs- und Verfahrenskosten müsste der Eigentümer bezahlen, beziehungsweise ein Ingenieurbüro damit beauftragen, außerdem fällt eine Pauschale von 5000 Euro für die Verwaltungskosten an.
Zellinger Gemeinderat findet die Pläne gut
Der Antrag auf Teiländerung des Bebauungsplanes "Gewerbegebiet I" wurde von den Zellinger Gemeinderatsmitglieder in seiner jüngsten Sitzung mehr als positiv aufgenommen und das Gremium stimmte geschlossen zu. Gemeinderat Jürgen Keller sprach von einer guten Weiterentwicklung, nachdem es wohl keinen Einzelhandel in der früheren Größenordnung mehr geben werde und das Möbelhaus an der Grenze von Wohn- und Gewerbenutzung liege. Die zweite Bürgermeisterin Andrea Heßdörfer lobte die "bunte Mischung" aus Gewerbe und Wohnen und die Idee für das Boardinghouse. Auch Bürgermeister Stefan Wohlfart fand die Ideen gut.