"Ich arbeite immer mehr, aber mache immer weniger das, was mir eigentlich Spaß macht" – diese Erkenntnis wurde Herbert Hornung in den vergangenen Jahren immer klarer. Sie ist ein Grund dafür, dass der 55-Jährige sich dazu entschlossen hat, sein Möbelgeschäft in Zellingen zu verkleinern und nur noch Küchen, Bad- und Maßmöbel zu verkaufen. Die Entscheidung hat er Ende August bekannt gegeben.
Langfristig möchte Hornung dadurch auch persönlich wieder mehr Zeit für die Kunden und Verkauf haben und sich weniger um das bürokratische Drumherum am Schreibtisch kümmern, das immer mehr geworden sei. "In der Beratung bin ich jetzt hoffentlich wieder mehr tätig", so der Zellinger. Der 55-Jährige ist gelernter Einzelhandelskaufmann und Handelsfachwirt. "Ich war aber seit Kindheitstagen oft bei der Montage und in der Schreinerei dabei", erzählt er. Das Schreiner-Gen habe er deshalb im Blut.
Kleinere Verkaufsfläche sorgt für Entlastung bei den Energiekosten
Daneben gab es natürlich auch wirtschaftliche Gründe, die Hornung zu dem Schritt bewogen haben. Die deutlich gestiegenen Energiekosten waren ein Grund, die Ladenfläche zu reduzieren, wodurch ein großer Teil der Betriebskosten eingespart werden könne.
Von rund 5500 Quadratmetern reduziert sich die Verkaufsfläche des Geschäfts auf nur noch circa 1000 Quadratmeter. Künftig werden nur noch im Untergeschoss und Erdgeschoss Küchen und einige Badmöbel ausgestellt. Der Abverkauf der Polstermöbel und Schlafzimmereinrichtung lief bis Ende November, rund 90 Prozent der Ware sind schon weg, einzelne Restposten stehen noch im Erdgeschoss des Gebäudes. Hornung hat sich hier keine Frist gesetzt, da die Fläche ohnehin ihm gehört.
"Ich habe außerdem gemerkt, dass es mir zunehmend schlechter gelingt, in allen Bereichen Profi zu sein", sagt er. Beispielsweise im Bereich Polstermöbel gebe es heute viel mehr zu beachten als früher. Früher gab es mehrere Typen Polstergarnitur, eine Auswahl an Stoffen und vielleicht unterschiedliche Füße – das sei alles gewesen. Heute gebe es Kopfstützen, verschiedene motorische Funktionen und noch viele weitere Feinheiten.
Hornung habe dann überlegt, welches Sortiment ihm am nächsten liege und sei bei den Küchen und Maßmöbeln gelandet. Hier seien seine Mitarbeiter technisch gefordert, müssten Maß nehmen und die Beratung sei wichtig. "Ich habe mir gedacht, es macht Sinn, in einer Warengruppe wieder der Spezialist zu sein", erzählt er. Diese Spezialisierung auf eine Sparte sei für die Branche derzeit nicht untypisch. "In unserem Einkaufsverband, in dem wir mit rund 500 Kollegen vertreten sind, gehen diesen Schritt noch mehr", so Hornung.
Solange die Leute Häuser bauen, kaufen sie auch neue Küchen, so seine Beobachtung. Möbel wie ein Sofa oder Betten würden eher mit in ein neues Haus umgezogen werden, doch die Kücheneinrichtung kaufen viele lieber neu. Denn diese ist fest eingebaut und ein Ab- und Aufbau aufwändig. Dass derzeit auch in der Baubranche eine größere Zurückhaltung herrscht, weil die Kosten immens gestiegen sind, beobachtet Hornung zwar. Ernsthafte Sorgen macht ihm die Entwicklung aber noch nicht. "Das wird sicher spürbar sein. Aber da ich jetzt etwas kleiner aufgestellt bin, kann ich auch flexibler auf Dinge reagieren", erklärt er.
Statt 40 sind es nur noch 18 Mitarbeiter
Eine deutliche Verkleinerung gab es auch im Team: Von rund 40 Mitarbeitern sind nur noch 18 übrig. Kündigungen ließen sich laut Hornung nicht vermeiden. Er habe sich aber dafür eingesetzt, neue Jobs für seine Leute zu finden, was angesichts der vielen offenen Stellen auf dem Arbeitsmarkt bei den meisten auch gut geklappt habe.
Was mit den freigewordenen Flächen passieren soll, darüber macht sich der Unternehmer derzeit Gedanken, hat aber noch keine Entscheidung getroffen. Eine Idee hat er schon: "Vielleicht wird es eine Website geben, über die Leute ihre Ideen einbringen können und Vorschläge machen, was hier in der Region gebraucht wird." Als Beispiel nennt er eine ehrenamtliche Initiative im Ort, die sich für ältere Menschen im Ort engagiert und in seinem Gebäude ein Büro einrichten könnte. "Mir ist es wichtig, dass wir nichts Neues bauen müssen, sondern das Vorhandene nutzen können", sagt Hornung.