
Dem Streit um die vom Zweckverband Fernwasserversorgung Mittelmain (FWM) in Hofstetten gebauten, aber offenbar untauglichen Trinkwasserbrunnen ist am Dienstag ein weiteres Kapitel hinzugefügt worden. Diesmal machten sich Ferdinand Heilgenthal (Vorsitzender), Reiner Mehrlich (stellvertretender Vorsitzender) und Ferdinand Haas (Beisitzer) von der Bürgerinitiative Wasser e.V. vom Gemündener Ortsteil Hofstetten aus auf den Weg ans Verwaltungsgericht Würzburg.
Sie wollen, dass die ungewünschten Brunnen samt Grundwassermessstellen endlich wegkommen. Das will seit Jahren auch das Landratsamt Main-Spessart. Gegen eine entsprechende Anordnung der Behörde hatte der FWM mit Sitz in Veitshöchheim jedoch Klage eingereicht. Der Besuch am Gericht endete in einem Vergleich, der nach Einschätzung des Landratsamts und der anwesenden Vertreter des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg jedoch nur einen Aufschub des unvermeidlichen Rückbaus bewirken wird.
"Ihre Brunnenbohrungen sind ja damals in die Hose gegangen", sagte Richter Hubert Strobel an die Vertreter der FWM gewandt. Ein mehrwöchiger Pumpversuch im Jahr 2000 hatte ein Absinken des Grundwasserspiegels um mehrere Meter zur Folge, was vielen Obstbäumen den Garaus machte, außerdem versiegte der städtische Hofstettener Brunnen. Joachim Scharf vom Wasserwirtschaftsamt erläuterte vor Gericht, dass das Hauptproblem jedoch sei, wie schnell Schadstoffe an der Oberfläche im Hofstettener Brunnenwasser landeten. Dass 70 bis 80 Prozent des geförderten Wassers zuströmendes Mainwasser war, sah FWM-Werkleiterin Eva von Vietinghoff-Scheel nicht als Problem – das sei bei anderen Brunnen des FWM ähnlich, es müsse nur aufbereitet werden.
FWM-Rechtsanwalt Jörg Naumann bestritt, dass der Rückbau, den der FWM eigentlich schon 2017 angekündigt hatte, erforderlich ist, und verwies auf die Wasserversorgungsbilanz Unterfranken, die für bestimmte Ortschaften in Main-Spessart einen Wasserbedarf sehe. Wenn man die Brunnen jetzt dichtmache, so Naumann, dann sei auch in Zukunft eine Nachnutzung ausgeschlossen. "Auf absehbare Zeit haben wir in der Region nicht genug Wasser", sagte Vietinghoff-Scheel. Dem FWM gehe es, anders als zuletzt behauptet, nicht um Geld, Rücklagen seien gebildet. Derzeit laufe ein bayerisches Projekt, bei dem erfasst werden soll, wo in Bayern es einen Mangel an Grundwasser (weißes Gebiet) und wo einen Überschuss (blaues Gebiet) gibt. Das Ergebnis würde die Werkleiterin gerne noch abwarten, nicht dass man jetzt die Brunnen abbaue und in ein paar Jahren genau dort wieder neue bohren müsse. "Es geht um die Versorgungssicherheit in dieser Region."
Hofstetten/West laut Landesamt für Umwelt nicht für Wassergewinnung geeignet
Der FWM legte dar, dass Hofstetten bei diesem Projekt aktuell ein blauer Fleck sei. Allerdings, so Joachim Scharf vom Wasserwirtschaftsamt, sei dabei die FWM-Brunnengalerie mit einer Fördermenge von 0 berücksichtigt, also nicht zur Nutzung vorgesehen, damit seien andere Grundwassererkundungsgebiete gemeint. Sein Kollege Daniel Feldmann gab die aktuelle Auskunft des Landesamts für Umwelt wieder: Hofstetten/West sei nicht für die Wassergewinnung geeignet.
Heidrun Fabisch, Abteilungsleiterin für Bau- und Umweltangelegenheiten am Landratsamt Main-Spessart, legte die Punkte dar, die die Behörde als ausschlaggebend dafür sieht, dass ein Rückbau unerlässlich ist. Durch die vorhandenen Brunnen bestehe eine mögliche Gefahr für das Grundwasser, Schadstoffe könnten darüber eindringen. Die Brunnen könnten zudem nicht genutzt werden, weil sie sich nicht gut genug schützen lassen. Es sei auch unklar, ob das Wasser überhaupt je gebraucht werde. Die Brunnen sollen entweder rückgebaut oder mit einer Zement-Betonit-Mischung verfüllt werden.
Richter Strobel machte einen Vorschlag, mit dem beide Seiten leben konnten: Der FWM erkennt die Verpflichtung zum Rückbau an, dafür wird die Frist zum Rückbau um ein Jahr, bis 31. Juli 2024, verlängert. Sollte Hofstetten/West bei dem laufenden Wasserprojekt jedoch als blauer Fleck gekennzeichnet werden, verpflichtet sich das Landratsamt dazu, die Anordnung zum Rückbau noch einmal zu überprüfen. Die Kosten des Vergleichs teilen sich Landratsamt und FWM, der kurz vor der Verhandlung ein Rückbaukonzept eingereicht hat, auf.
Landratsamt zufrieden mit Vergleich
Das Landratsamt teilt in einer Stellungnahme mit, dass es mit dem geschlossenen Vergleich zufrieden sei. Damit sei der Bescheid zum Rückbau bestandskräftig, das Einlegen weiterer Rechtsmittel ausgeschlossen. Der gewährte Aufschub ist aus Sicht des Landratsamts sogar eine Zeitersparnis. "Hätten wir dem Vergleich nicht zugestimmt, wäre folgendes Szenario mit hoher Wahrscheinlichkeit eingetreten: Das Gericht hätte zu unseren Gunsten entschieden und der FWM hätte Berufung eingelegt. Eine endgültige Entscheidung wäre weiter – möglicherweise um Jahre – vertagt worden", so der Sprecher der Behörde, Markus Rill.
Und was sagen die drei angereisten Hofstettener? Das wichtigste Ziel, die Aufhebung der nicht benötigten Wasserschutzgebiete 2013 und die damit verbundenen Einschränkungen, habe die BI ja schon erreicht, sagte Vorsitzender Ferdinand Heilgenthal. Zu dem Vergleich nun sagt er: "Es ist ein guter Kompromiss, wir können damit leben." Gegenüber Vietinghoff-Scheel scherzte er aber auch: "Bis zum nächsten Mal."