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HOFSTETTEN
FWM-Brunnen in Hofstetten werden im Jahr 2022 zurückgebaut
Damit ist das Ende der Brunnengalerie Hofstetten wohl endgültig besiegelt: In seiner jüngsten Sitzung beschloss des Verwaltungsrat des Zweckverbands Fernwasserversorgung (FWM) den vom Landesamt für Umwelt und dem Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg geforderten Rückbau der sechs Brunnen.   Das Thema hat das Zeug zum Eintrag ins Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler. FWM-Werkleiter Alexander Schraml spricht von einem „Schildbürgerstreich“ zu Lasten der Steuer- und Gebührenzahler.  Ein Sieg ist der beschlossene Rückbau hingegen für die Hofstettener Bürgerinitiative Wasser, die sich seit mehr als 20 Jahren gegen den Brunnenbau und die Trinkwassergewinnung in ihrer Gemarkung zur Wehr gesetzt hat.   Bereits 1965 waren vom Landesamt für Wasserwirtschaft erste Erkundungen vorgenommen worden. In den Jahren 1980 und 1981 wurden die sechs Brunnen schließlich gebohrt.   Die Gesamtkosten von rund 15 Millionen Mark wurden fast vollständig durch staatliche Fördergelder gedeckt, teilt die stellvertretende FWM-Werkleiterin Eva von Vietinghoff-Scheel auf Anfrage mit.  In den Regelbetrieb gingen die Brunnen nie, wohl auch, weil sich bereits Mitte der 80er Jahre Widerstand gegen die erforderliche Ausweisung von Wasserschutzgebieten formiert hatte.   Zum Desaster wurde schließlich ein Pumpversuch im Jahr 2000, bei dem durch die Wasserentnahme der Grundwasserspiegel erheblich sank und sogar eine vorhandene Quelle versiegte.  Zusätzliche Rückdeckung erhielten die Brunnengegner vom Landesamt für Umwelt und dem Wasserwirtschaftsamt in Aschaffenburg. Die Behörden forderten, dass die nicht genutzten Brunnen rückgebaut und verfüllt werden, weil von durch sie langfristig Verunreinigungen ins Grundwasser eindringen könnte. Im Herbst 2015 wurde der FWM aufgefordert ein Rückbaukonzept vorzulegen – zunächst ohne Ergebnis.
 Das Thema kam zurück auf die Tagesordnung, als das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg (KU) im Oktober 2016 die Geschäfte des Zweckverbands übernahm.   Der neue Werkleiter und KU-Vorstand Alexander Schraml trat für eine neuerliche Überprüfung der Brunnen ein, mit dem Ziel, sie doch noch für die Trinkwassergewinnung zu nutzen, wenn auch in geringerem Umfang als ursprünglich geplant.  Schraml argumentierte, dass es im unterfränkischen Wassermangelgebiet vernünftig sei, die Brunnen vor dem Hintergrund des Klimawandels zumindest als Reserve vorzuhalten.   Doch auch nach mehreren Gesprächen wollten sich das Landesamt für Umwelt, das Wasserwirtschaftsamt und das Landratsamt in Karlstadt den Argumenten des Zweckverbands nicht anschließen. Jetzt zog der FWM auch offiziell den Schlussstrich und beschloss den Rückbau.  Bis es tatsächlich soweit kommt, werden allerdings noch ein paar Jahre vergehen. Ab 2020 sollen die Kosten in den Wirtschaftsplan aufgenommen werden, so der Verbandsvorsitzende und Würzburger Landrat Eberhard Nuß.   2022 soll der Rückbau tatsächlich vollzogen werden, nachdem der Zweckverband in den kommenden Jahren bereits eine Reihe von Sanierungen in seinem Leitungsnetz plant, die als dringlicher angesehen werden. Der Zeitplan sei mit dem Wasserwirtschaftsamt abgestimmt, nachdem durch die Brunnenanlage keine Gefährdung für das Grundwasser ausgehe.  Die Zeit bis dahin will Werkleiter Alexander Schraml für die Suche nach einem günstigeren Rückbaukonzept nutzen. Bisher gehen Schätzungen von 400 000 bis 500 000 Euro aus, die letztlich auf die Gebühren umgelegt werden müssen. Derzeit zahlen die angeschlossenen Gemeinden 1,05 Euro pro Kubikmeter Trinkwasser.  Verbandsvorsitzender Nuß kann in der Rückschau nur den Kopf schütteln. „Da ist wahnsinnig viel Geld vergraben worden für nichts und wieder nichts, aber die Rechtslage ist eindeutig“, so Nuß in der Sitzung des Verwaltungsrats.   Deutlicher drückt sich Werkleiter Schraml aus: „Es ist ein Schildbürgerstreich, dass damals mit wehenden Fahnen und staatlicher Hilfe Geld in den Sand gesetzt wurde und es die Gebührenzahler heute ausbaden müssen.“ Nachdem die Brunnen vor allem auf Betreiben des Landesamts für Wasserwirtschaft gebaut wurden, sieht Schraml deshalb auch beim Rückbau den Staat in der Pflicht.
Foto: Klikar | Damit ist das Ende der Brunnengalerie Hofstetten wohl endgültig besiegelt: In seiner jüngsten Sitzung beschloss des Verwaltungsrat des Zweckverbands Fernwasserversorgung (FWM) den vom Landesamt für Umwelt und dem ...
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:21 Uhr
„Es ist ein Schildbürgerstreich, dass damals mit wehenden Fahnen und staatlicher Hilfe Geld in den Sand gesetzt wurde und es die Gebührenzahler heute ausbaden müssen.“
Alexander Schraml, Werkleiter des FWM-Zweckverbandes

Damit ist das Ende der Brunnengalerie Hofstetten wohl endgültig besiegelt: In seiner jüngsten Sitzung beschloss des Verwaltungsrat des Zweckverbands Fernwasserversorgung (FWM) den vom Landesamt für Umwelt und dem Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg geforderten Rückbau der sechs Brunnen.

Das Thema hat das Zeug zum Eintrag ins Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler. FWM-Werkleiter Alexander Schraml spricht von einem „Schildbürgerstreich“ zu Lasten der Steuer- und Gebührenzahler.

Ein Sieg ist der beschlossene Rückbau hingegen für die Hofstettener Bürgerinitiative Wasser, die sich seit mehr als 20 Jahren gegen den Brunnenbau und die Trinkwassergewinnung in ihrer Gemarkung zur Wehr gesetzt hat.

Bereits 1965 waren vom Landesamt für Wasserwirtschaft erste Erkundungen vorgenommen worden. In den Jahren 1980 und 1981 wurden die sechs Brunnen schließlich gebohrt.

Die Gesamtkosten von rund 15 Millionen Mark wurden fast vollständig durch staatliche Fördergelder gedeckt, teilt die stellvertretende FWM-Werkleiterin Eva von Vietinghoff-Scheel auf Anfrage mit.

In den Regelbetrieb gingen die Brunnen nie, wohl auch, weil sich bereits Mitte der 80er Jahre Widerstand gegen die erforderliche Ausweisung von Wasserschutzgebieten formiert hatte.

Zum Desaster wurde schließlich ein Pumpversuch im Jahr 2000, bei dem durch die Wasserentnahme der Grundwasserspiegel erheblich sank und sogar eine vorhandene Quelle versiegte.

Zusätzliche Rückdeckung erhielten die Brunnengegner vom Landesamt für Umwelt und dem Wasserwirtschaftsamt in Aschaffenburg. Die Behörden forderten, dass die nicht genutzten Brunnen rückgebaut und verfüllt werden, weil von durch sie langfristig Verunreinigungen ins Grundwasser eindringen könnte. Im Herbst 2015 wurde der FWM aufgefordert ein Rückbaukonzept vorzulegen – zunächst ohne Ergebnis.

Das Thema kam zurück auf die Tagesordnung, als das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg (KU) im Oktober 2016 die Geschäfte des Zweckverbands übernahm.

Der neue Werkleiter und KU-Vorstand Alexander Schraml trat für eine neuerliche Überprüfung der Brunnen ein, mit dem Ziel, sie doch noch für die Trinkwassergewinnung zu nutzen, wenn auch in geringerem Umfang als ursprünglich geplant.

Schraml argumentierte, dass es im unterfränkischen Wassermangelgebiet vernünftig sei, die Brunnen vor dem Hintergrund des Klimawandels zumindest als Reserve vorzuhalten.

Doch auch nach mehreren Gesprächen wollten sich das Landesamt für Umwelt, das Wasserwirtschaftsamt und das Landratsamt in Karlstadt den Argumenten des Zweckverbands nicht anschließen. Jetzt zog der FWM auch offiziell den Schlussstrich und beschloss den Rückbau.

Bis es tatsächlich soweit kommt, werden allerdings noch ein paar Jahre vergehen. Ab 2020 sollen die Kosten in den Wirtschaftsplan aufgenommen werden, so der Verbandsvorsitzende und Würzburger Landrat Eberhard Nuß.

2022 soll der Rückbau tatsächlich vollzogen werden, nachdem der Zweckverband in den kommenden Jahren bereits eine Reihe von Sanierungen in seinem Leitungsnetz plant, die als dringlicher angesehen werden. Der Zeitplan sei mit dem Wasserwirtschaftsamt abgestimmt, nachdem durch die Brunnenanlage keine Gefährdung für das Grundwasser ausgehe.

Die Zeit bis dahin will Werkleiter Alexander Schraml für die Suche nach einem günstigeren Rückbaukonzept nutzen. Bisher gehen Schätzungen von 400 000 bis 500 000 Euro aus, die letztlich auf die Gebühren umgelegt werden müssen. Derzeit zahlen die angeschlossenen Gemeinden 1,05 Euro pro Kubikmeter Trinkwasser.

Verbandsvorsitzender Nuß kann in der Rückschau nur den Kopf schütteln. „Da ist wahnsinnig viel Geld vergraben worden für nichts und wieder nichts, aber die Rechtslage ist eindeutig“, so Nuß in der Sitzung des Verwaltungsrats.

Deutlicher drückt sich Werkleiter Schraml aus: „Es ist ein Schildbürgerstreich, dass damals mit wehenden Fahnen und staatlicher Hilfe Geld in den Sand gesetzt wurde und es die Gebührenzahler heute ausbaden müssen.“ Nachdem die Brunnen vor allem auf Betreiben des Landesamts für Wasserwirtschaft gebaut wurden, sieht Schraml deshalb auch beim Rückbau den Staat in der Pflicht.

Fernwasser Mittelmain

Der Zweckverband Fernwasserversorgung Mittelmain (FWM) versorgt derzeit 22 Gemeinden in den Landkreisen Würzburg und Main-Spessart mit Trinkwasser. Rund vier Millionen Kubikmeter werden pro Jahr abgegeben.

Die Hälfte des Wassers stammt aus den eigenen Brunnen des FWM bei Erlach und Rodenbach. Weitere zwei Millionen Kubikmeter liefert die Fernwasserversorgung Franken mit Sitz in Uffenheim zu. MEG

 
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