Übernächste Woche beginnt wieder einmal eine Sperrung der Staatsstraße durch den Sinngrund mit weiträumiger Umleitungsstrecke. Ab 25. April wird die Brücke über die Sinn und die beiden Bahnlinien am Ortsausgang von Burgsinn in Richtung Mittelsinn bis zu fünf Monate lang saniert und gesperrt. "Es ist ohne Vollsperrung nicht machbar", sagt Bürgermeister Robert Herold. Die äußerst kurzfristig mitgeteilte Maßnahme sorgt in Burgsinn für Aufregung, da dadurch nicht nur auf Mittel- und Obersinner ein längerer Umweg zukommt, sondern weil der "Jenseits" genannte Burgsinner Ortsteil mit den Straßen Schloßallee und Roter Weg dadurch vom Rest der Marktgemeinde abgeschnitten wird.
Edgar Wirthmann, Seniorchefs eines Reifenhandels im Burgsinner Schlossfeld, ist sauer: "Wir haben Existenzängste." Rechtlich habe er keine Möglichkeit, dagegen anzugehen. Er habe das über einen Anwalt, den er gemeinsam mit dem Fuhrunternehmer Udo Sachs eingeschaltet hat, klären lassen. Wirthmann, der auch einen Montageservice bietet, lagert rund 3000 Reifen von Kunden bei sich. Kunden müssten dann entweder durch den Wald fahren oder über Gräfendorf oder Aura. Jetzt will die Firma einen Hol- und Bringservice einrichten, der aber natürlich Geld koste.
Als das Thema Anfang März zum ersten Mal im Gemeinderat behandelt wurde, war von einem klärenden Gespräch mit der Behörde und einem möglichen Klageweg gegen die Vollsperrung die Rede. Nun informiert Bürgermeister Herold auf Anfrage, dass die Gemeinde zwar einen Rechtsanwalt eingeschaltet habe, aber es würden alle Vorgaben eingehalten. "Es war nichts zu beanstanden." Julia Sauer vom Staatlichen Bauamt teilt dazu mit, dass die Sanierung "allein aufgrund der gültigen Arbeitsschutzvorschriften nur unter Vollsperrung durchgeführt werden" könne. Diese sehen vor, dass Mindestabstände zwischen Baustelle und Verkehrsraum eingehalten werden müssen, bei einer halbseitigen Sperrung sei dies auf der Brücke nicht möglich.
Herold erklärt, dass die Deutsche Bahn das Straßenbauamt angeblich erst im November informiert habe, dass im Juni die ICE-Strecke durch den Sinngrund drei Monate lang gesperrt ist und in dieser Zeit die Oberleitung abgeschaltet sein wird. So habe das Straßenbauamt kurzfristig eine Planung angestoßen, während dieser Zeit die Sanierung des nördlichen Brückenteils über der Neubaustrecke vorzunehmen. Angeblich kommendes Jahr, nach Kenntnis von Robert Herold aber erst 2026, müsse erneut voll gesperrt werden, weil dann die alte Regionalzugstrecke gesperrt werde, währenddessen der südliche Teil der Brücke saniert werden kann. Laut Bauamt ist nicht bekannt, wann die Regiotrasse saniert wird, die Brückensanierung sei auch während des laufenden Betriebs dieser Strecke möglich. Derzeit gehe man von 2023 oder 2024 aus.
Ende März gab es eine weitere Gemeinderatssitzung, bei der das Thema zwei Stunden lang behandelt wurde. Rund 40 Gäste waren anwesend. Zwei Stunden habe man sich im Kreis gedreht, sagt Edgar Wirthmann. Er bezweifelt, dass das Bauamt erst im November von der Sperrung der ICE-Strecke erfahren habe, er habe schon vergangenen April davon und von der Sanierung der Brücke gehört. Er sei von einer halbseitigen Sperrung oder einer Ampelregelung ausgegangen, sagt Wirthmann. Als die schockierende Meldung von der Vollsperrung kam, hätten er und andere Betroffene sofort protestiert.
Tatsächlich ist schon seit 2018 bekannt, dass die Strecke Würzburg–Fulda dieses Jahr erneuert wird. Dies räumt das Staatliche Bauamt auf Nachfrage auch ein, schreibt aber, dass die Bahn den konkreten Umsetzungszeitraum für diesen Abschnitt Ende vergangenen Jahres mitgeteilt habe.
Wäre die Sanierung jetzt noch gar nicht nötig?
Dem Vorschlag einer betroffenen Firma, die Gemeinde könne erst eine weitere Brücke bauen, hat das Staatliche Bauamt sofort eine Absage erteilt. Bürgermeister Herold würde für den Vorschlag Kosten von 20 Millionen Euro für die Gemeinde veranschlagen, weshalb er ihn für nicht umsetzbar hält. Edgar Wirthmann erzählt von einem Gespräch mit einem Zuständigen im Straßenbauamt, bei dem es geheißen habe, die Brücke sei noch in Ordnung, eine Sanierung wäre erst in zehn bis 15 Jahren nötig, aber aufgrund der Sperrung wolle man es jetzt angehen. Der Unternehmer findet das unverständlich. Vom Staatlichen Bauamt heißt es dazu: "Da eine grundhafte Instandsetzung des Bauwerks mittelfristig erforderlich ist, ist es zweckdienlich, beide Maßnahmen zusammenzulegen." So ließen sich die volkswirtschaftlichen Kosten auf das Mindeste reduzieren.
Für Bewohner des "Jenseits" soll es laut Bürgermeister Herold die Möglichkeit geben, über einen nur drei Kilometer langen Umweg durch den Wald nach Burgsinn zu gelangen. Mittelsinner und Obersinner können über Aura und Fellen nach Burgsinn fahren. Die offizielle Umleitungsstrecke über Marjoß ist aber 44 Kilometer lang. Gräfendorfer werden über Gemünden und Rieneck umgeleitet.
Udo Sachs rechnet mit Zusatzkosten von 50.000 bis 80.000 Euro im Monat
Richtig teuer wird die Vollsperrung auch für die Firma Sachs Transporte und Entsorgung aus Burgsinn, obwohl die ihren Sitz nicht im "Jenseits" hat. Wie Udo Sachs sagt, rechne er mit 50.000 bis 80.000 Euro monatlichen Zusatzkosten. Er habe einen Kunden bei Jossa, der Blumenerde herstellt und der im Frühling seine Hauptsaison hat. Hin und zurück seien das von Burgsinn aus über die Umleitung fast 100 Kilometer und je eine Stunde Fahrzeit. In Mittelsinn hat die Firma zudem einen Lagerplatz und bis nach Brückenau hoch Containerkunden. Die Ausweichroute über Gemünden nach Hammelburg sei durch die Sperrung der Bergstraße auch nicht möglich.
Für Omnibusse, Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst wird laut Bauamt der Radweg zwischen Mittelsinn und Burgsinn westlich der Bahntrasse freigegeben. Mobile Schranken sind eingeplant. Seine Firma habe einen Antrag gestellt, durch den Wald abkürzen zu dürfen, aber darüber sei noch nicht entschieden, sagt Sachs. "Es gibt keine Möglichkeit der Entschädigung", sagt er. Das habe der Anwalt geprüft. Ärgerlich sei zudem, dass es in den vergangenen Jahren nicht die einzige Sperrung und mit dem weiteren Brückenabschnitt und den Plänen bei Schaippach auch nicht die letzte sei. "Die machen's uns nicht leicht", sagt er zerknirscht.
Ein Monat Puffer bei Zeitplan vorgesehen
In den beantragten fünf Monaten Sperrung der Staatsstraße ist laut Herold auch ein vierwöchiger Puffer für unter der Abdeckung eventuell auftauchende Schäden an der vorgespannten Brücke. Udo Sachs ist wenig optimistisch, dass fünf Monate reichen, weil aus seiner Sicht unklar ist, ob das benötigte Material auch verfügbar sein werde. Man müsse da jetzt durch, "dann ist hoffentlich 40 Jahre Ruhe", sagt Herold.
"Man muss das Beste draus machen", sagt auch Edgar Wirthmann. Er ist dafür, den Philosophenweg oberhalb der Bahn vor der nächsten Sperrung so zu verbreitern, dass dort Autos fahren können.
Ich verstehe, dass so die Arbeiten vorteilhafter erledigt werden können. Allerdings sehe ich hier die negativen Auswirkungen für die Bürger, Pendler, Unternehmer, etc. wesentlich schwerer gewichtet. Außerdem..... wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!!! Hauptsache die Bürokratie wird befriedigt!
Stimmt da haben Sie Recht..zu klären wäre ob man dort 24 Std. am Tag an 7 Tagen die Woche arbeitet ..Ansonsten wären ja bei normaler Arbeitszeit täglich 16 Std. übrig und Samstag und Sonntag auch..?!?
Und wieso kann man dort nicht nachts arbeiten und am Tag die Brücke frei geben?
Bin mal gespannt wie oft und wann man dort Arbeiter sieht!
Ebenso finde ich den Radweg als Rettungsweg sehr bedenklich..Zum einen sind dort viele Radfahrer unterwegs..am Wochenende oft Familien mit kleineren Kindern.. Dazu die angrenzenden Landwirte..bis da ein RTW seinen Notfall z.b.in Obersinn erreicht..Zum Glück gibt es ja in Obersinn einen gut funktionierenden HvO..