Wie wirkt sich die zehnwöchige Vollsperrung der Sinngrund-Staatsstraße ab 6. Mai bei Rieneck auf Schaippach aus? In der Bürgerversammlung, die Bürgermeister Jürgen Lippert am Donnerstag der Bevölkerung im Stadtteil zu dem Thema anbot, waren die Erwartungen weit gespannt. Während die einen - die wohl große Mehrheit der rund 50 Besucher - mit Gelassenheit den Einschränkungen entgegenblicken, fürchten andere, dass täglich "mehrere 1000 Fahrzeuge" auf Schleichwegen durch und um den Ort herum rasen, Straßen und Forstwege zerstören und Fußgänger gefährden.
Vollsperrung unabänderlich
Für das Staatliche Bauamt Würzburg standen die Ingenieure Julia Sauer (zuständig für die Staats- und Bundesstraßen in Main-Spessart) und Martin Versl der Versammlung im Dorfgemeinschaftshaus Rede und Antwort. Sie machten noch einmal deutlich, dass die Vollsperrung zwischen Schaippach und Rieneck für die Ortsumgehung Rienecks, die heuer noch fertig werden soll, unabdingbar sei. Es gehe darum, die Trasse nach dem Ortsausgang Schaippachs anzuheben und am Ortseingang Rienecks um vier bis fünf Meter abzusenken. 430 Meter der Strecke liegen im Gemündener Wasserschutzgebiet. Da Straßen dort besonders abzudichten sind, sei unmittelbar keine Umleitung möglich, ebenso aus topografischen Gründen.
Während der Sperrung bis zum 12. Juli soll der überörtliche Verkehr weiträumig durch Beschilderung umgeleitet werden: Burgsinn, Fellen, Rengersbrunn, Ruppertshütten, Langenprozelten, Gemünden. Als kurze Verbindung zwischen Schaippach und Rieneck öffnet die SOS-Dorfgemeinschaft ihre Privatstraße ausschließlich für den öffentlichen Personennahverkehr und die Rettungsdienste. Dafür wird ein Stück der schmalen Verbindung asphaltiert werden. Ein Missbrauch dieser Straße für Privatfahrten werde nicht geduldet. Damit die Linienbusse passieren können, werden in den benötigten Siedlungsstraßen (Triebgrund) Parkverbote angeordnet.
Kleinräumliche Umfahrung
Um der ortskundigen Schaippacher und Rienecker Bevölkerung die Folgen der Sperrung zu mildern, geben die Städte Gemünden und Rieneck während der Sperrzeit einige Forstwege für den lokalen Verkehr als Einbahnstraßen frei, beschränkt auf 3,5 Tonnen und Tempo 30. "Wir haben das Glück, diese kleinräumliche Umfahrung bieten zu können und bitten um gegenseitige Rücksichtnahme", sagte Julia Sauer unter Hinweis auf die Enge der Wege.
Die Fragen aus der Versammlung drehten sich in erster Linie um die Regulierung etwaiger Schäden an Straßen oder auch von Verkehrsunfällen im Wald. Bürgermeister Lippert und der städtische Bauamtsleiter Jörg Breitenbach verwiesen darauf, dass der Istzustand zur Beweissicherung gegenüber dem Freistaat dokumentiert werde. Für Unfälle im Wald gelten dieselben Grundsätze wie im normalen Straßenverkehr. Wer allerdings unbefugt auf gesperrten Straßen unterwegs ist, verliert seinen Versicherungsschutz.
Waldwege nicht optimal
Zweiflern, die den gesamten Berufsverkehr aus dem Sinngrund über die Schaippacher Waldwege fahren sehen, hielten Sauer und Lippert entgegen, dass man erst einmal abwarten solle. Notfalls müsse das Konzept kurzfristig geändert werden. Außerdem, so der Bürgermeister, rechne er nicht mit einem hohen Verkehrsaufkommen: Wer die Wege kenne, werde nur in unumgänglichen Fällen dort fahren: "Es wird nicht jeder diesen Zustand seinem Auto zumuten wollen." Er habe die Wege sämtlich mit seinem Auto ausprobiert und anschließend in die Waschanlage fahren müssen.
Weitere Fragen betrafen den Fußweg zum Bahnhalt Rieneck (über den Radweg), eine Versetzung des Ortsschildes bzw. einen Geschwindigkeitstrichter zur Tempo-Reduzierung (Zuständigkeit beim Landratsamt, geringe Aussicht auf Erfolg) und vor allem den Zeitpunkt für den Baubeginn der Schaippacher Ortsumgehung (momentan noch 2023/2024, keine Verzögerung durch die Stadt Gemünden).