
Extrem ruhig geworden ist es um den Solarpark Erlasee. Am 31. Oktober war Stichtag für den Verkauf der Photovoltaik-Mover für jeweils 500 Euro an die Grundstückseigentümer Thomas Krupke und Thomas van Aubel (beide Berlin) beziehungsweise deren Erlasee Liegenschaften GbR. Dieser Termin ist nun vorüber. Aber wie viele Mover-Besitzer auf ihr Angebot eingegangen sind, geben Krupke und van Aubel nicht bekannt.
Um das Jahr 2005 wurde die rund 85 Hektar große Fläche des früheren Weinversuchsguts Erlasee mit fast 1500 Movern bestückt – das sind große, bewegliche Stahlgestelle mit Photovoltaikmodulen, die jeweils dem Sonnenstand nachgeführt werden. Investieren konnte jeder, der 45.000 bis 55.000 Euro übrig hatte. Nach 20 Jahren läuft nun bald die garantierte Einspeisevergütung von etwas mehr als 40 Cent pro Kilowattstunde Strom ab. Dann dürfte sich der Preis bei 8 Cent bewegen.
Auch der 30. September war ein Stichtag
Dieses Jahr im Juni erhielten die Mover-Besitzer Post von der Raising Power GmbH (Augsburg). Sie hat die Fläche von den Grundstückseigentümern, also der Erlasee Liegenschaften GbR, gepachtet und verpachtet die Parzellen der Mover weiter an die Mover-Besitzer. Raising Power bot im Juni an, die Mover für jeweils einen Euro zu kaufen. Dafür müssten sich die Besitzer nicht um den Rückbau kümmern. Stichtag war der 30. September.
Das führte zu einigem Unmut unter den Mover-Besitzern, weil das den Verzicht auf die Einspeisevergütung für das ganze letzte Jahr bedeutete – schätzungsweise mehr als 4000 Euro. Einige gründeten eine Interessengemeinschaft und kündigten an, nicht verkaufen zu wollen. Wie viele letztlich auf das Angebot der Raising Power GmbH eingegangen sind, ist nicht bekannt. Diese Gesellschaft äußert sich ebenso wie die Erlasee Liegenschaften GbR nicht dazu.
Was tut die Interessengemeinschaft jetzt? Laut Wolfgang Holzinger, einem der Initiatoren, kommt kaum Rückmeldung von den rund 80 Mover-Besitzern, zu denen die Interessengemeinschaft Kontakt hat. Einer der Initiatoren sei derzeit auch in Urlaub.
Krupke und die Solon AG
Errichtet wurde das Solarfeld Erlasee von der Berliner Solon AG. Der Solarzellenhersteller begann 1996 als "Kreuzberger Hinterhofgründung", wie es in einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung heißt. Das Unternehmen hatte sich bis 2002 zu einem Jahresumsatz von rund 20 Millionen Euro und 100 Mitarbeitern aufgeschwungen, stand aber kurz vor der Insolvenz. Da stieg Thomas Krupke als Sanierungsberater ein – mit Erfolg: 2006 betrug der Umsatz 200 Millionen Euro mit 500 Mitarbeitern, was auch auf die vorzüglichen politischen Rahmenbedingungen für die Solarbranche zurückzuführen war.
Zur Inbetriebnahme des Solarparks Erlasee spielte die Kölner Band BAP bei freiem Eintritt für alle. Krupke war zwischenzeitlich Finanzvorstand und Vorstandsvorsitzender. Für 2009 nennt Wikipedia Solon einen der größten Solarmodulhersteller Deutschlands und Europas mit einer jährlichen Produktionskapazität von knapp 350 Megawattpeak, einem Umsatz von 354 Millionen Euro und rund 900 Mitarbeitern.
Sitz heute in den Arabischen Emiraten
Doch dann kam der Knick: 2011 wurde ein Insolvenzverfahren gegenüber der Solon AG eröffnet. 2012 erwarb die indische Firma Microsol International mit Sitz in den Arabischen Emiraten Solon. 2013 wurde die Produktion in Berlin gestoppt und die Fläche von Erlasee in einem Bieterverfahren verkauft. Die Stadt Arnstein, die Überlandzentrale Lülsfeld (ÜZ) und auch die Bürger-Energie-Genossenschaft wollten das Gelände von Erlasee kaufen, gingen aber allesamt leer aus. 2014 wurde der Hauptsitz von Solon in Berlin geschlossen und in die Vereinigten Arabischen Emirate verlegt, um dort auch Solarzellen zu produzieren.
Krupkes Partner in der Erlasee Liegenschaften GbR, Thomas van Aubel, ist Rechtsanwalt in Berlin. Mit Prognosen, wie es mit dem Solarfeld weitergehen könnte, halten sich die beiden zurück. Krupke teilt mit, der Solarpark werde bis mindestens 2028 laufen. So lange läuft bei einigen Mover-Besitzern die Option für den weiteren Betrieb nach Ablauf der 20 Jahre. Ein Repowering käme erst danach infrage. Fachleute sprechen davon, von der Fläche könnte man mit heutiger Technik die drei- bis fünffache Strommenge gewinnen.