Die Baubranche hatte im vergangenen Jahr volle Auftragsbücher. Davon profitierte auch der Sonnenschutzhersteller Warema mit Sitz in Marktheidenfeld (Landkreis Main-Spessart). Das verkündete Vorstandsvorsitzende Angelique Renkhoff-Mücke in der Jahrespressekonferenz Anfang Mai. Weltweit erzielte Warema einen Umsatz von etwa 750 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Zuwachs von neun Prozent im Jahr 2022.
"Die Pandemie war sogar eine Zeit lang Rückenwind für die Baubranche und für uns. Ich glaube, wir sind gut durch die Krise gekommen", so Renkhoff-Mücke. Als Gründe nannte sie vorausschauendes Handeln und Vertrauen in die Stärke des Unternehmens, in dem 5240 Mitarbeitende beschäftigt sind.
Abgerissene Lieferketten betrafen Warema
Der russische Angriff auf die Ukraine trübte die Aussichten. Die Automotive-Sparte von Warema und die Sonnenschutz-Branche waren von der Kriegssituation direkt betroffen – etwa durch abgerissene Lieferketten oder durch enorme Steigerungen bei Energie- und Materialpreisen. Die darauf folgende Energiekrise beeinflusste die beiden Unternehmenssparten "Sonne & Lebensräume" sowie "Kunststoff & Engineering" massiv.
Im Laufe des Jahres hätten sich erste Anzeichen eines Rückgangs im Privatkundengeschäft gezeigt, berichtete die Vorstandsvorsitzende: "Man spürt die Unsicherheit der Menschen." Hinzu kamen steigende Bauzinsen und die Inflation.
Dennoch habe Warema wichtige Investitionen in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens getätigt. Renkhoff-Mücke nannte unter anderem die Ausweitung der Produktion am Unternehmensstandort Wertheim und den Bau eines Stofflagers und eines neuen Wareneingangs auf einer Fläche von 6000 Quadratmetern in Marktheidenfeld. Es soll Ende des Jahres fertiggestellt werden. Anfang dieser Woche wurde die "Sun Academy", ein interdisziplinäres Schulungszentrum für Fachkunden, offiziell in Betrieb genommen.
Interne Projekte zur Kostenreduzierung
Mit Hilfe von verschiedenen kleinen Projekten sei es gelungen, die gesamten Energiekosten des Unternehmens im Winter um 25 Prozent zu reduzieren. "Wir sind als produzierendes Unternehmen sehr auf eine kontinuierliche Energieversorgung angewiesen. Deshalb haben wir auch kurzfristig umsetzbare Alternativen zur Gasversorgung entwickelt, um eine durchgehende Fertigung sicherzustellen", sagte Renkhoff-Mücke.
Die Bauwirtschaft steuere in diesem Jahr auf schwierige Zeiten zu, das Ausmaß der Rezension sei ungewiss. "Aktuell erwarten wir im Sonnenschutzbereich eher eine Konsolidierung des Marktes mit einer schwächeren Nachfrage als in den Vorjahren", blickte sie vorsichtig in die Zukunft. Für Warema sei es deshalb notwendig, die Entwicklungen am Markt genau zu beobachten und gleichzeitig interne Projekte zur Kostenreduzierung anzustoßen.
Christian Steinberg, Vorstand Vertrieb, sieht vor allem in der energetischen Sanierung ein wichtiges Betätigungsfeld für Warema. Ein breites Portfolio sowie die Erfahrungen aus bisherigen Herausforderungen seien eine gute Ausgangslage mit der nötigen Stabilität, um das Unternehmen gut auf die Zukunft vorzubereiten, so Renkhoff-Mücke.
Warema will in Kürze einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen
Um dem Thema Nachhaltigkeit mehr Gewicht zu verleihen, hat Warema für 2030 Nachhaltigkeitsziele definiert. Geplante und bereits umgesetzte Maßnahmen werden in einem Nachhaltigkeitsbericht aufgeführt, den das Unternehmen in Kürze veröffentlichen will. Angelique Renkhoff-Mücke: "Ein Nachhaltigkeitsbericht ist für Unternehmen ab 2025 Pflicht. Wir möchten schon heute zeigen, welchen Weg wir hierbei gehen wollen."
Konkret bedeutet das unter anderem, dass – soweit statisch möglich – auf alle Gebäudedächer Photovoltaikanlagen installiert werden. Bis 2030 soll der eigene Energieverbrauch im Vergleich zum Jahr 2021 um 40 Prozent gesenkt und die Emissionen um 25 Prozent verringert werden. Renkhoff-Mücke betont ausdrücklich, dass keine Kompensationszahlungen, sondern tatsächliche Einsparungen vorgesehen sind.