Den großen Durchblick im neuen Warema-Logistikzentrum hat kein Mensch, sondern eine Maschine: Ein SAP-System erkennt die Ware, legt einen Lagerplatz fest, lässt die Hochregale wie von Geisterhand auseinanderfahren und bestellt einen führerlosen Transportwagen, der das Produkt an den richtigen Ort bringt. Alle Prozesse sind maximal optimiert, die Wege zwischen den Regalen gerade so breit, dass der Transportwagen rechts und links genau zwei Zentimeter Platz hat.
Von einem "historischen Ereignis" und einem wichtigen Beitrag zur "digitalen Transformation der Arbeitsplätze" sprach aus diesem Grund bei der Eröffnung des Logistikzentrums am Freitag die Warema-Vorstandsvorsitzende Angelique Renkhoff-Mücke. Rund 40 Millionen Euro hat sie am Almosenberg in Wertheim-Bettingen investiert, 19 000 Quadratmeter für Lager und Versand und 11 000 Quadratmeter Produktionsfläche stehen dem Sonnenschutzhersteller hier nun zur Verfügung.
Bisher ist der neue Standort nur zu einem Drittel ausgelastet. Teile der Marktheidenfelder Produktion und zum Beispiel des Markisenlagers sollen bis Ende des Jahres nach Wertheim umziehen und damit auch einige Arbeitsplätze. 300 Menschen werden dann dort arbeiten. Im Marktheidenfeld will Warema den gewonnenen Platz nutzen, um sich weiterzuentwickeln.
Nicht alles läuft vollautomatisiert
Im November 2020 hatte Warema unweit des "Wertheim Village" die Ausstellungshalle "Sun Forum" eröffnet, in der seither auch ein Teil des Vertriebs angesiedelt ist. Die Sorge der Marktheidenfelder, dass "ihr" Unternehmen nach Wertheim abwandern könnte, spürte wohl Wertheims Bürgermeister Markus Herrera Torrez. "Ich sage ganz bewusst: Warema hat hier eine weitere Heimat neben Marktheidenfeld gewonnen", so der Oberbürgermeister in seinem Grußwort. Er erinnerte auch an die bevorstehende Sitzung des Gemeinderats, in der eine Erweiterung des Gebiets am Almosenberg beschlossen werden könnte – dann wäre Platz für weitere Warema-Bauten.
Nicht das komplette Lager ist so automatisiert, wie eingangs beschreiben. Neben den zwölf führerlosen Hubwagen wird es immer auch von Menschen gesteuerte Fahrzeuge geben. Denn zum Beispiel bei den bis zu sieben Meter langen und 150 Kilo schweren Markisen wird es schwierig: Um die langen Pakete zu transportieren, ohne jemanden zu gefährden, bräuchte ein führerloser Wagen viel Platz zum Rangieren und Sicherheitsabstand – zu viel tote Fläche in dem eng geplanten Lager.
Doch auch die manuell bedienten Stapler werden digital unterstützt, zum Beispiel bei der Einfahrt in die schmalen Gänge zwischen den Regalen. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine große Umstellung, mehrere Tage dauerte die Einarbeitung in das neue System.
Warema nun gut sichtbar von der Autobahn
Räumlich getrennt vom Lager findet auch ein Teil der Produktion jetzt in Wertheim statt: Die Aluminium-Blenden für Markisen werden dort zugeschnitten, ausgestanzt, gebogen und pulverbeschichtet. Auch hier fahren führerlose Transporter die Aluminiumteile von der Maschine zum Pulverbeschichten. Weil die Oberflächen empfindlich sind und unbeschadet beim Kunden ankommen sollen, fiel die Entscheidung, speziell diesen Teil der Produktion nach Wertheim zu holen und so den Weg zum Warenausgang zu verkürzen.
Die Waren aus den anderen Warema-Produktionsstandorten werden nun an einer Seite der 200 Meter langen Halle entgegengenommen, in der Mitte sortiert und eventuell eingelagert und auf der gegenüberliegenden Seite der Halle auf Lkw verladen. Das ganze Areal am Almosenberg ist mehr als 60 000 Quadratmeter groß, es gibt 48 Lkw-Stellplätze und 1800 Tonnen Stahl wurden für die Konstruktion der Halle verwandet. Ein "dickes Ding", so Architekt Jens Geisendörfer. Fährt man aus Würzburger Richtung zum Wertheim Village, trohnt der große "Warema"-Schriftzug direkt über der Autobahn.
Vor gut 10 Jahren sah man in den Gemeinden dort Aufkleber "Wir wollen zu Bayern"
Gerade Marktheidenfeld hat ja auch Industrieflächen anzubieten.