Diskussionen oder Meinungsaustausch gab es bei der Sitzung des Jugendkreistags in Main-Spessart am vergangenen Mittwoch keine. Dementsprechend ruhig verlief die rund zweistündige Sitzung. Landrätin Sabine Sitter hatte den Vorsitz und lobte die bisherige Arbeit der Jugendvertretung. Die Ergebnisse seien "sehr herausragend" gewesen, so Sitter.
In der ersten Sitzung beschlossen die Jugendlichen unter anderem die Ausstattung von 14 Schulen im Landkreis mit Menstruationsartikeln. Gerade heutzutage, "wo die Demokratie am Wanken ist und die ein oder andere die Demokratie infrage stellt", sei der Jugendkreistag ein wichtiges Gremium, sagte die Landrätin. Tanja Hebig, verantwortlich für die kommunale Jugendarbeit im Landkreis, will mit dem Jugendkreistag die Schülerinnen und Schüler an politische Prozesse heranführen.
Ablauf des Jugendkreistags orientiert sich an Kreistagssitzungen
Der Ablauf und auch das Vokabular der Jugendkreistagssitzungen sind an die regulären Kreistagssitzungen angelehnt. Damit wolle man die Wertschätzung für den Jugendkreistag ausdrücken, so die Landrätin. Deshalb werden die Jugendlichen gesiezt und Sitter stellte fest, dass "ordnungsgemäß geladen" wurde und die "Beschlussfähigkeit vorliegt".
Bis die Jugendlichen aus verschiedenen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien des Landkreises über ihre Anträge abstimmen konnten, wurden ihnen zuerst die Aufgaben des Landratsamtes und Kennzahlen des Landkreises vorgestellt. Nach diesem ausführlichen Theorieblock durften die Jugendlichen ihre Sprecherinnen und Sprecher wählen. In der Wahl setzten sich Andreas Hannibal (Mittelschule Marktheidenfeld), Nele Hüsam (Staatliche Realschule Marktheidenfeld) sowie Finn Knoblach (Friedrich-List-Gymnasium Gemünden) durch.
Über Trinkwasserspender für Schulen muss ein Ausschuss des Kreistags entscheiden
Für das Balthasar-Neumann-Gymnasium Marktheidenfeld (BNG) stellte Elina Fertig den ersten Antrag vor. Sie wolle, dass es in allen Schulen des Landkreises Trinkwasserspender gebe. Das BNG habe bereits einen Trinkwasserspender und der komme gut an, sagte Fertig. Außerdem werde dadurch Müll vermieden. "Das ist ganz sicher sinnvoll und nachhaltig", sagte Sebastian Gehret, Sachgebietsleiter für Schulen, Sport und Kultur im Landratsamt. Allerdings sei das Landratsamt in diesem Fall nur für die Realschulen und Gymnasien zuständig, für die Grund- und Mittelschulen sind die jeweiligen Gemeinden und Städte verantwortlich, erklärte er die Zuständigkeiten.
Auch übersteige der Antrag das Budget von 10.000 Euro des Jugendkreistags. Gehret machte deshalb den Vorschlag, eine Beschlussempfehlung an den zuständigen Ausschuss für Bauen, Energie, Bildung und Kultur im Kreistag zu geben. Dort dürfen dann die frisch gewählten Sprecherinnen und Sprecher des Jugendkreistags den Antrag auch vor Bayerns neuer Kultusministerin Anna Stolz vorstellen, sagte Sitter. Sie verdeutlichte damit die Verknüpfung von kommunaler Politik mit der Landespolitik für die Jugendlichen.
Stadtrat in Marktheidenfeld wird sich mit einer Mountainbike-Strecke befassen
Eine Mountainbike-Strecke beantragte die Mittelschule Marktheidenfeld. Andreas Hannibal sagte, die Schülerinnen und Schüler würden sich weitere Freizeitaktivitäten in Marktheidenfeld wünschen. Da dieser Antrag in die Zuständigkeit der Stadt fällt, wird der Antrag offiziell an die Stadt weitergeben, so Sitter. Dort werde sich der Stadtrat mit dem Thema befassen, versicherte der anwesende Bürgermeister Thomas Stamm.
Stefan Krebs, Leiter kommunale und soziale Angelegenheiten am Landratsamt, sagte nach der Sitzung der Redaktion, dass im Jugendkreistag über alles diskutiert werden solle, die Schülerinnen und Schüler frei in ihrer Wahl der Themen sind und nicht durch Zuständigkeiten eingeschränkt werden sollen.
Nägelsee Schulzentrum bekommt ein offenes Schülercafé
Sofort umgesetzt werden kann der Antrag für ein offenes Schülercafé in der Mensa des Nägelsee Schulzentrums Lohr. Anastasia Baier stellte für die Gustav-Woehrnitz-Mittelschule Lohr die Idee vor und sagte, das Schülercafé solle zur "Durchmischung der Schülerschaft" beitragen, Vorurteile abbauen und Konflikte verhindern. Von Dezember bis Mai soll es einmal monatlich angeboten werden. Dafür bräuchten sie 1000 Euro, um Werbung zu machen und vergünstigte Lebensmittel anbieten zu können. "Das ist eine ganz tolle Idee", sagte Sitter zu dem Antrag. Sie selbst werde versuchen, zu einem der offenen Schülercafés zu kommen.
Die Idee einer besseren Vernetzung mit dem Gymnasium und der Realschule hatte auch die Konrad-von-Querfurt-Mittelschule aus Karlstadt, wie Sultan Demirtok sagte. Der Antrag sei aber vom Schulleiter nicht genehmigt worden, so Demirtok enttäuscht. Bei den frisch gewählten Sprecherinnen und den Sprecher war dagegen die Freude groß, dass sie als Jugendliche jetzt mitentscheiden können und den Jugendkreistag auch in anderen Gremien vertreten können.