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Main-Spessart
Erfolg für Jugendkreistag: kostenlose Tampons und Binden in MSP-Schulen
Anträge zum Wählen und Autofahren ab 16 Jahren überstiegen die Kompetenzen des Kreises. Sein Budget hat der Jugendkreistag auch bei Trikots für eine Volleyball AG angegriffen.
DAbstimmung im Jugendkreistag.
Foto: Jürgen Kamm | DAbstimmung im Jugendkreistag.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:23 Uhr

Automaten oder Boxen mit kostenlosen Tampons und Binden für die Mädchentoiletten? Dieser Antrag der Staatlichen Realschule Gemünden und der Mittelschule Lohr ist bei der ersten Sitzung des Jugendkreistags im Dezember ausführlich diskutiert worden. Gedacht ist die Ausstattung vor allem für Notfälle, wenn die jungen Frauen von der Monatsblutung überrascht werden.

Inzwischen haben sich 17 von 28 angefragten Schulen auf eine Abfrage hin zurückgemeldet und 14 sehen einen Bedarf. Mit neun fand die Mehrheit frei platzierbare Boxen sinnvoll, fünf wünschten sich fest an der Wand installierte Spender. Bei einem Preis von jeweils angenommenen 180 Euro wäre das eine deutliche Belastung für das Budget geworden, doch es kam anders: Der Hersteller der Spender gab rund 13 Prozent Mengenrabatt, womit ein Automat noch rund 155 Euro kostet. Zudem war die Firma dm bereit, die Erstausstattung zu spenden und nur die sechs Euro je Box in Rechnung zu stellen. Unterm Strich ergab das einen Gesamtpreis von 835 Euro.

Der Jugendkreistag, besetzt mit Räten im Alter zwischen 16 und 18 Jahren von zwölf Schulen aus dem Landkreis, entschied einstimmig diese Summe auszugeben. Ihm steht eine Jahresbudget von 10.000 Euro zur Verfügung, der Vorsitz liegt bei der Landrätin. Am Ende der Sitzung konnten sich die weiblichen Delegierten anhand von Mustern sogar beraten, welche Artikel genau zur Verfügung gestellt werden. Für die Nachbeschaffung der Binden und Tampons werden die Schulen zuständig sein, die Filialleiter der Drogeriemarktkette zeigten sich laut der kommunalen Jugendarbeit offen für kleine Rabatte.

Antrag auf Trikots und Punktetafel für Volleyball-AG

Beim Antrag für die Volleyball-AG der Theodosius-Florentini-Schule ging es um Trikots und eine Punktetafel. Wie eine Schülerin erklärte, besteht die kürzlich gegründete AG aus zwei Gruppen mit insgesamt 40 Spielerinnen. Hierzu bemerkte Landrätin Sabine Sitter, auch wenn diese Schule nicht in der Trägerschaft des Landkreises liegt, habe die Teilnahme an Turnieren eine gewisse Strahlkraft für den Landkreis. Die Ausstattung kostet 790 Euro, der Großteil entfällt auf die Trikots, die Entscheidung fiel mit einer Gegenstimme.

Insgesamt wurden acht Anträge zur Sitzung eingereicht, oft mussten die Delegierten zur Kenntnis nehmen, dass der Landkreis nicht zuständig ist oder es andere rechtliche Grenzen gibt. So beantragte die Realschule Gemünden, ein verpflichtendes EMIL-Praktikum (Freiwilligen-Agentur) und ein soziales Pflichtjahr nach der Schule einzuführen. Begründet wurde das mit dem Personalmangel in der Pflege und der beruflichen Orientierung. Auf das Freiwillige Soziale Jahr hat der Kreis laut Landrätin Sitter keinen Einfluss, da es vom Land organisiert wird.

Susanne Reuber von der Freiwilligenagentur verwies darauf, dass es seit 2010 das Projekt eine freiwilligen sozialen Schuljahres mit 1,5 bis zwei Wochenstunden, insgesamt 60 Stunden in einem Verein oder bei gemeinnützigen Ehrenämtern für Schüler ab der achten Jahrgangsstufe gibt. Annina Krause von der kommunalen Jugendarbeit wies auf weitere Möglichkeiten von freiwilligen Engagement hin, zum Beispiel als Betreuer.

Antrag auf begleitetes Autofahren schon ab 16 übersteigt Kompetenz des Landkreises

Ähnlich ist es beim Antrag der Realschule Gemünden für begleitetes Autofahren ab 16 Jahren und Fahren ohne Begleitung ab 17 Jahren. Hier verwiesen die Antragssteller auf den dünnen ÖPNV im Landkreis. Das fällt laut Sabine Sitter in den Bereich staatliches Landratsamt, hier wurde beschlossen, dass ein Brief an die Abgeordneten geschrieben wird.

Ein heißes Thema war auch der Antrag zum Wahlrecht ab 16 Jahren. Der Altersdurchschnitt im Bundestag liege über 50 Jahren, weil junge Leute nicht wählen dürfen, hieß es zur Begründung. Hier erläuterte Christine Fischer, pädagogische Mitarbeiterin beim Kreisjugendring, dass im Vorfeld der bayerischen Landtagswahl vom 21. bis 29. September eine U18-Wahl organisiert wird (mit realistischen Wahlzetteln samt Erst- und Zweitstimme, Wahlkabinen, Urnen, Auszählung und Veröffentlichung der Ergebnisse). Noch bis Mitte Juli läuft auch das Volksbegehren "Vote 16", nötig sind 25.000 Unterschriften oder Einträge, allerdings von Erwachsenen.

Verpflichtende Erste-Hilfe-Kurse an Schulen?

Die Realschule Gemünden und die Gustav-Woehrnitz-Mittelschule Lohr hatten verpflichtende jährliche und kostenlose Erste-Hilfe-Kurse an den weiterführenden Schulen beantragt. Das wird nun ans Kultusministerium weiter geleitet, dazu kommt die Anregung an die kommunale Jugendarbeit, zwei zusätzliche Erste-Hilfe-Kurse in Marktheidenfeld und Gemünden zu bezuschussen.

Ein Antrag der Realschule Gemünden bemängelte das bayernweite WLAN und den teils schlechten Mobilfunkempfang, oft könnten sich die Schüler mit ihren Tablets nicht einloggen. Hierzu erklärte Sebastian Kühl als Leiter des Sachgebiets Landkreisentwicklung, der Ausbau des Bayern-WLAN hinke hinter dem aktuellen Plan von 71.000 Hotspots her, im ganzen Landkreis gebe es derzeit nur 17 Zugangspunkte, bei 40 Gemeinden und Städten sei da noch Luft nach oben. Auch im Landratsamt solle es künftig einen Zugang geben. Zum Mobilfunk konnte er nur erklären, 2G (das alte GSM-Netz für Telefonie und SMS) sei fast flächendeckend vorhanden, bei 4G (LTE) gebe es noch weiße Flecken auf der Landkreiskarte und 5G sei noch kaum verfügbar. Die Landrätin nahm den Antrag als Appell für einen funklochfreien Landkreis, zuständig sei er auch hier nicht.

 
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