Mit Nikoläusen aus Schokolade überraschte das Landratsamt Main-Spessart dem Datum entsprechend die rund 25 Schülerinnen und Schüler am Dienstag zur ersten Sitzung des neuen Jugendkreistages. Trotz ihres jungen Alters behandelte die Behörde die Delegierten der weiterführenden Schulen aber keineswegs wie Kinder. Landrätin Sabine Sitter (CSU) siezte die Jugendlichen, um wie in einer "normalen" Kreistagssitzung "fachlich und sachlich" miteinander zu arbeiten. Auch das bürokratische Vokabular, das in solchen Sitzungen üblich ist, war authentisch: Es sei "ordnungsgemäß geladen" worden und das Gremium sei "beschlussfähig", versicherte Sitter.
Gestaltungsspielraum des Jugendkreistags hat seine Grenzen
Kreisjugendpflegerin Tanja Hebig erklärte zum Ziel des Projekts, dass junge Menschen dadurch "Lust auf Politik" bekommen und "an politische Prozesse herangeführt" werden sollen. Auch will das Landratsamt ihnen die Möglichkeit geben, ihre Ideen und Anliegen einzubringen. Als Sprecherinnen und Sprecher des Gremiums haben sich Annalena Mohr (Realschule Marktheidenfeld), Resul Zorlu (Konrad-von-Querfurt-Mittelschule Karstadt) und Leticia Pfenning (Balthasar-Neumann-Gymnasium Marktheidenfeld) zur Verfügung gestellt. Da es ansonsten keine Bewerbungen für diese Posten gab, brauchte es keine Abstimmung. Eine Rangfolge zwischen den Vertretern des Gremiums existiert nicht.
Schon in der ersten Sitzung hatten die Schulen zahlreiche Anträge eingereicht. Zu diesen äußerten sich jeweils Expertinnen und Experten aus dem Landratsamt. Häufig mussten die Mitarbeitenden der Behörde dabei auf die Zuständigkeit anderer Stellen verweisen. Schnell wurde den Delegierten dadurch klar, dass der Gestaltungsspielraum des Gremiums seine Grenzen hat. So zum Beispiel beim Antrag auf kostenlosen ÖPNV für Schülerinnen und Schüler im Landkreis. Nahverkehrsbeauftragte Monika Mützel sagte, dass dafür der "politische Wille" vom Bund oder von der Landesregierung kommen müsste. Der Landkreis könnte das aus eigenen Mitteln nicht finanzieren.
Optimierung der Busfahrzeiten gefordert
Die Busfahrzeiten zu optimieren, lag den Vertretern des Markheidenfelder Gymnasiums am Herzen. Manche ihrer Mitschüler kämen regulär erst kurz vor 8 Uhr an und seien dadurch oft zu spät im Unterricht, berichtete Leticia Pfenning. Andere Schüler säßen viel zu früh im Klassenzimmer und würden gerne ein bisschen länger schlafen. Zusätzliche Busse wünschte sich Pfenning für die Abfahrtszeit um 1 Uhr. Der Bus sei oft sehr voll und es sei unwahrscheinlich, einen Sitzplatz zu kriegen. Wenn der Busfahrer dann noch stark bremse, fühle man sich nicht sicher.
Mützel entgegnete, dass nur ein bestimmte Zahl an Bussen zur Verfügung stehe. Zusätzliche Fahrzeuge seien "eine teure Geschichte", da auch das Personal und die Spritkosten gezahlt werden müssten. Deshalb müsste der Bus morgens zweimal fahren. Und die Kinder und Jugendlichen, die weiter entfernt wohnen, würden eben zuerst abgeholt. Es gebe dafür "keine optimale Lösung". Darüber hinaus bestehe keine gesetzlicher Anspruch auf einen Sitzplatz im Bus. Landrätin Sitter ergänzte, dass dieser Antrag das Budget des Jugendkreistages überschreite. Sie machte deshalb den Vorschlag, die bessere Anpassung des Busfahrplans mit in den Mobilitätsausschuss des Kreistages zu nehmen und dort zu beraten.
Gemündens Bürgermeister: "Scheuen Sie nicht, mich anzurufen."
Mehrere Anträge betrafen die Stadt Gemünden. Deshalb war auch Bürgermeister Jürgen Lippert zu Gast. So forderten die Vertreterinnen der Mittelschule Gemünden unter anderem, Jugendtreffpunkte einzurichten, wo man sich auch bei schlechtem Wetter mit Freunden zusammen finden könnte. Lippert versicherte: "Es ist nicht so, dass wir nicht bestrebt sind, ein JUZ oder mehrere Treffpunkte einzurichten. Die Problematik sind die geeigneten Räumlichkeiten." Die Stadt sei auch gewillt, eine hauptamtliche Jugendpflegerin einzustellen. Er appellierte an Bürgerinnen und Bürger, auch selbst zu überlegen, ob sie passende Räume kennen, und sich bei der Stadt zu melden.
Ähnlich verhielt es sich mit dem Antrag der Staatlichen Realschule Gemünden für einen Finanzzuschuss für einen neuen Skaterplatz in der Dreiflüssestadt. Auch bei diesem Thema scheitere es nicht am Geld, betonte Lippert. Es gehe momentan darum, eine geeignete Fläche zu finden. Eine Option hat die Stadt offenbar im Blick. Dazu führe er gerade Grundstücksverhandlungen. Generell forderte der Bürgermeister die Jugendlichen dazu auf, sich bei Bedarf direkt an ihn zu wenden: "Wenn Wünsche und Ideen vorhanden sind, scheuen Sie nicht, mich anzurufen"
Debatte um Tampons und Binden
Sowohl die Staatliche Realschule Gemünden als auch die Mittelschule Lohr beantragten die kostenlose Ausstattung von Schulen mit Hygieneartikel wie Binden und Tampons. Diese seien kostspielig, hieß es von Seiten der Delegierten. Außerdem trauten sich viele junge Frauen nicht, Lehrkräfte oder im Sekretariat danach zu fragen. Zu diesem Tagesordnungspunkt gab es sicherlich die meisten Wortmeldungen. Aus der Debatte kristallisierten sich zwei Optionen heraus. Entweder könnte man Automaten für die Menstruationsartikel anschaffen. Oder es könnten kostengünstigere Boxen aufgestellt werden, aus denen sich die Schülerinnen bedienen können.
Sitter erklärte, dass der Jugendkreistag dafür Mittel aus seinem Budget nutzen könnte. Sie empfahl aber, dass sie die Verwaltung erstmal ausrechnen lässt, wie hoch die jeweiligen Kosten wären, und den Tagesordnungspunkt auf die nächste Sitzung zu verschieben. Dieses Vorgehen hat das Gremium einstimmig beschlossen.
Bei DM etc. kostet z.B. eine 60er Packung Tampons EUR 2,75. Sind Eltern , selbst wenn sie nicht Vielverdiener sind, nicht in der Lage der Tochter eine Packung zu kaufen und die Schülerinnen einen Tampon in die Tasche zu packen, falls er überrachend benötigt wird, dasselbe mit Hygienebinden?
Mit welcher plausiblen Begründung soll der Steuerzahler auch dies noch bezahlen frage ich mich!!
kostenlose Tampons oder Binden? Die Eltern bekommen immer mehr Kindergeld; das war schon immer Aufgabe der Familie und soll es auch sein - nur für Notfälle was vorhalten ist richtig!
Bessere Busanbindungen bzw. Frequenz?
Ist schon angekommen, dass wir an allen Ecken und Enden Personalmangel haben?
da hilft der St. Florian-Aufruf der Nahverkehrsbeauftragten auch nichts. Mit Geld kann man nciht alles kaufen: Was nützen Busse, wenn sie zum einen keinen Fahrer haben und zum anderen nur 2 mal am Tag bewegt werden.
Mit einer Selbstverständlichkeit sollen das immer die anderen bezahlen!
"...Wieso sollen die Schulen Hygieneartikel wie Binden und Tampons bezahlen..."
So abwegig ist der Gedanke nicht. Für Klopapier wird ja auch nichts verlangt. Dabei ist das eine so natürlich wie das andere. Oder sehen Sie das anders?