Toilettenpapier gab es in seinen Edeka-Märkten auch in der Corona-Hochzeit immer irgendwie, sagt Inhaber Jörg Engelhard, nicht viel, keine große Auswahl, aber es war immer etwas da. Doch jetzt, wo seit Wochen im Edeka-Zentrallager in Gochsheim gestreikt wird, da ging das Toilettenpapier in den Märkten in Lohr und Sendelbach teilweise aus. "Unsere Regale sind jetzt leerer als zu Corona-Zeiten", sagt Engelhard.
Die Angestellten in Gochsheim streiken für mehr Lohn und eine höhere Ausbildungsvergütung. Dass sie ihr Streikrecht wahrnehmen, findet Engelhardt gut und richtig. "Aber ich frage mich schon: Wenn das ein Warnstreik sein soll, wie soll dann ein richtiger Streik aussehen?" Ein so langer Streik sei nicht mehr verhältnismäßig.
Für ihn bedeutet der Streik "erhebliche" finanzielle Verluste, die er nicht nachholen kann. Auch auf sein Jahresergebnis wird der Streik deutliche Auswirkungen haben. Dabei kommt Engelhard aus mehreren Gründen glimpflicher davon, als einige seiner Kolleginnen und Kollegen. "Wir haben ein großes frisches Sortiment, und diese Waren werden weiter geliefert", erklärt er. Edeka konzentriert die Arbeitskraft, die trotz Streik zur Verfügung steht, auf alle verderblichen Lebensmittel, die im Lager sonst schlecht werden würden. In einem Markt mit großem Frische-Sortiment gibt es deswegen weniger leere Regale, als in kleinen, Stadt-nahen Märkten, die zum Beispiel mit Getränken viel Umsatz machen.
Edeka in Lohr bezieht zusätzlich von lokalen Erzeugern
Außerdem bezieht Engelhard viele Waren direkt von regionalen Herstellern, etwa Bier von den lokalen Brauereien, Nudeln und Eier von Erzeugern in Main-Spessart – hier gibt es keine Lieferschwierigkeiten. Was fehlt, das sind im Moment immer wieder Mehl und Zucker, lange haltbare Lebensmittel, Getränke wie Säfte, Tiefkühlware und eben "Non-Food" Artikel wie auch das Toilettenpapier. Hier haben es größere Läden wie die von Engelhard schwer, denn sie werden normalerweise täglich beliefert, weil der Umschlag so hoch ist. Deswegen laufen sie schneller leer, als kleine Geschäfte, die so kalkulieren, dass sie mit zwei Lieferungen pro Woche auskommen.
Am 28. August verhandeln die Parteien erneut über eine Lohnerhöhung. Droht in den Lohrer Edeka-Märkten bis dahin die Kurzarbeit? Nein, sagt Engelhard. "Für unser eigenes Personal haben wir immer genug Arbeit." Allerdings übernimmt das Einräumen der Regale in Lohr ein Personaldienstleister, der für mehrere Edeka-Filialen arbeitet. Dort mache sich der Streik schon bemerkbar, weiß Engelhard.
Außerdem sei spürbar, dass sich die bestreikte Edeka-Nordbayern immer besser auf den Streik einstelle und Übergangslösungen finde. In der Not wäre Engelhard auch bereit, sich selbst ans Steuer eines Lkw zu setzen und die Waren abzuholen. Bei früheren Streiks habe er das sogar schon getan.