
Bei Wind und Wetter müssen Fahrgäste am Karlstadter Bahnhof draußen auf den Zug warten. Schon seit Jahren steht das Empfangsgebäude dort leer und ist verschlossen. Es gehört zu den noch rund 700 Bahnhofgebäuden in Deutschland, die bislang nicht von der Deutschen Bahn (DB) verkauft wurden. Noch vergangenes Jahr teilte die Bahn auf Anfrage dieser Redaktion mit, dass sie momentan keine Pläne für das Gebäude habe. Eine Aufnahme ins "Verkaufsportfolio" werde geprüft.
Während die Bahn in den vergangenen Jahren rund 2300 ihrer Immobilien an Kommunen und private Investoren veräußert hat, kündigte das Unternehmen diese Woche einen Strategiewechsel an. Die DB will nun den umstrittenen Verkauf ihrer Bahnhofsgebäude stoppen. "Bahnhöfe sind das Eingangstor der Reisenden zum Zug, ihre Gebäude und Vorplätze quasi die Visitenkarte eines Ortes", sagte jetzt der neue Infrastrukturvorstand des Konzerns, Berthold Hube. "Sie müssen freundlich und einladend sein. Deswegen stoppen wir den Verkauf unserer Empfangsgebäude."
Karlstadter Bahnhof immer noch im Eigentum der DB
Zum Status des Empfangsgebäudes in Karlstadt ist von der Pressestelle der Bahn aktuell zu erfahren: "Das Bahnhofsgebäude in Karlstadt ist nicht verkauft und somit nach wie vor in unserem Besitz." Die Bahn wolle "gemeinsam mit Städten und Gemeinden Konzepte für eine attraktive Nutzung entwickeln und dazu ins Gespräch mit den Beteiligten gehen", so eine Sprecherin.
Bürgermeister Michael Hombach (CSU) sagte bereits vergangenes Jahr, dass die Stadt Karlstadt durchaus Interesse an einem Kauf des Bahnhofs habe, die Deutsche Bahn aber bisher nicht wollte. Hat sich daran zwischenzeitlich etwas geändert? "Zum Bahnhofsgebäude selbst gibt es nichts Neues. Wir haben unser Interesse nochmals bekundet. Seitens der DB kam hierzu nichts zurück", berichtet Petra Simon, Mitarbeiterin der Stadt Karlstadt.
Kein Stillstand am Bahnhof in Karlstadt
Auch wenn sich beim Empfangsgebäude wenig tut, Stillstand herrscht nicht am Karlstadter Bahnhof. Die Stadt führe derzeit eine Machbarkeitsstudie zum gesamten Bahnhofsareal durch, so Simon. Dabei gehe es unter anderem um eine Verbesserung der Unterführungssituation, Park-and-Ride-Plätze und den Busbahnhof. "Hierbei stehen wir mit der DB in Kontakt. Diese Untersuchung wird als Grundlage für die weitergehenden Planungen des barrierefreien Ausbaues des Bahnhofes Karlstadt durch die DB gesehen."
Darüber hinaus bestehen Pläne zur Installation eines sogenannten Video-Reisezentrums in Karlstadt. Das sind Kabinen, in denen die Fahrgäste per Video mit einem Bahnmitarbeiter in Kontakt treten können. Eine Inbetriebnahme ist bis Ende des Jahres vorgesehen.
Mit Informationen der dpa