Zur Rede von Hubert Aiwanger Ende Juni in Rechtenbach und seine Äußerungen zum Biosphärenreservat Spessart hat sich der Vorsitzende der Bürgerbewegung Freunde des Spessarts (BBFdS) Bernd Kempf mit einer Stellungnahme gemeldet.
Er habe sich die Rede des stellvertretenden Ministerpräsiden in Rechtenbach angehört. Dabei sei es die ganze Zeit nur um die Kernzone mit ihren drei Prozent Flächenanteil gegangen, aber nicht um die möglichen Chancen für nachhaltige Wirtschaft auf den restlichen 97 Prozent der Biosphäre. "Ich halte das für ein Armutszeugnis für den Wirtschaftsminister Bayerns", schreibt Kempf in seiner Stellungnahme. "Schwer zu ertragen" fand er, in welchem Stil Aiwanger alle Menschen, die sich für eine Biosphäre einsetzen, herabgewürdigt habe, auch wenn es vom Publikum dafür Applaus gegeben habe.
Klimawandel und Wald? – da kann man einfach mit dem Abhacken alter Buchenbestände und Douglasienpflanzungen gegenhalten, sagt Kempf ironisch. Artensterben? – spielte keine Rolle, ist wohl unwichtig. Natürlich sei Aiwanger für Naturschutz, aber den kann die Forstwirtschaft besser als die Natur selbst, deshalb sei es aus dessen Sicht ein Fehler, Wald stillzulegen, speziell im Spessart. Außerdem habe Bayern doch schon gut zehn Prozent seines Staatswaldes stillgelegt, das müsse reichen.
Aiwanger habe alle Befürworter als "Naivlinge" dargestellt
Dabei vergesse Aiwanger zu erwähnen, dass die 2000 Hektar Naturwald im Spessart nur knapp fünf Prozent entsprächen. "Schon schade, mit dem Durchschnitt von 10 Prozent wären die Anforderungen der Unesco schon fast erreicht", so Kempf. Aber das sei ja sowieso eine Schnapsidee, ausgerechnet im Spessart eine Biosphärenregion einzurichten. Im Grunde habe Aiwanger alle Befürworter einer Biosphärenregion als "Naivlinge" dargestellt.
"Aiwanger ist nicht grundsätzlich gegen Naturschutzgebiete, aber bitteschön woanders, nicht im Spessart. Das war für mich neu", schreibt Kempf. "Warum ist der Niederbayer Aiwanger ausgerechnet speziell im Spessart gegen jede Verbesserung des Schutzstatus?" Diese Frage habe bei ihm eine Gedankenkette gestartet, die Kempf einen möglichen Zusammenhang mit der aktuell laufenden Suche nach einem Endlager für radioaktive Abfälle vermuten lässt. "Weiter weg von Niederbayern als der Spessart, das ist in Bayern nicht möglich", so Kempf. Er stellt deshalb die Frage in den Raum, ob es "verdeckte Motive gebe, die zu einer so konsequenten Bekämpfung der Biosphären-Idee Spessart führen".
Noch sei die Standortsuche für ein Endlager in Bayern offen, doch sollten hinsichtlich ihrer geologischen Voraussetzungen mehrere Standorte gleich gut geeignet sein, könnten laut Kempf weitere Faktoren ins Spiel kommen – zum Beispiel die Größe zusammenhängender Gebiete in Staatsbesitz in Verbindung mit einer relativ dünn besiedelten Region. "Fällt einem da der Zentralspessart ein?", fragt Kempf. Ein Unesco-Prädikat "Biosphäre" als Schutzstatus wäre da nur störend.
Natürlich wäre die lokale Bevölkerung dagegen, da brauche man für die eben eine Kompensation. Das Wichtigste scheine dort die Ausübung der Holzrechte zu sein, also könnte man die Nutzung der Holzrechte wieder in den 2000 Hektar Naturwald zulassen, auch das sei ein Thema bei der Veranstaltung gewesen. "Und schon hat man eine Lösung und alle sind zufrieden", so Kempf.