Der Gemündener Stadtrat hat sich am Montag mit einem Antrag des Stadtmarketingvereins Gemünden aktiv befasst, der um Aufstockung des städtischen Zuschusses bat. Vorsitzender Günther Felbinger nannte als Erfolge des Vereins etwa die Verdopplung der Händlerzahl bei Märkten, den neuen Stadtgutschein und das neue Leerstandsmanagement. "Wir stehen derzeit mit dem Stadtmarketing Gemünden aktiv absolut am Scheideweg", sagte Felbinger und führte aus, dass sich trotz intensiver Suche noch keine Nachfolgerin für die langjährige Geschäftsführerin Else Platzer gefunden habe, was auch an den Gehaltsvorstellungen der Bewerberinnen und Bewerber gelegen habe. Er hätte sich gern zusätzlich 15.000 Euro, also 50 Prozent mehr als bisher, gewünscht, es gehe ums Überleben des Vereins. Von den Stadträten, die schließlich 10.000 Euro mehr bewilligten, kam viel Lob für das Stadtmarketing.
Das Aufgabenvolumen des Vereins habe sich nicht nur zeitlich, sondern auch finanziell ausgeweitet, so Felbinger. Trotz "äußerster Sparsamkeit" sei man in den beiden vergangenen Jahren gerade so über die Runden gekommen, für Werbung sei praktisch kein Geld da. Geschäftsführerin Else Platzer habe ein letztes Mal bis Ende März verlängert, ihre Stelle sei schon zum dritten Mal ausgeschrieben worden. 2022 verzichte der Verein auf die drei großen Veranstaltungen Klein-Venedigfest, Kulturpicknick Ronkarzgarten und Scherenburgfest, weil es personell nicht mehr zu schultern sei, machte Felbinger vorab im Antrag an den Stadtrat deutlich und verwies im Gremium auf die hohe Überstundenzahl der Mitarbeiterinnen. Monika Poracky, selbst Stadträtin, referierte über die Finanzen des Stadtmarketings, für die sie zuständig ist.
Erfolgreiches Flächenmanagement durch Gemünden aktiv
Neu hinzugekommen zu den Aufgaben ist das Flächen- oder Leerstandsmanagement mit fünf Ehrenamtlichen. Walter Volpert, der den Bereich verantwortet und neuerdings selbst Stadtrat ist, führte aus, dass Gemünden sich keinen Citymanager wie die umliegenden Städte leisten könne. Zunächst habe man "Klinken geputzt", um eine Bestandsaufnahme in der Innenstadt zu machen. Das Ergebnis: 32 leere Objekte vom Mühltorturm bis zur ehemaligen Sparkasse. "Da muss man aufpassen, dass man schnell gegensteuert", so Volpert. Das Flächenmanagement habe Exposés verfasst und kleine Videos zu den Häusern gedreht, die auf der Webseite des Stadtmarketingvereins zu sehen seien.
Wie kompliziert es mitunter sein kann, umriss Volpert anhand von Gebäuden, die in der Hand von Erbengmeinschaften in Argentinien oder Spanien seien. Insgesamt hätten zehn der Häuser sehr schwierige oder ungeklärte Eigentumsverhältnisse. Manche Vermieter hätten auch überhaupt kein Interesse daran, zu vermieten. Für zwei leere Ensembles in der Innenstadt habe das Stadtmarketing Nutzungskonzepte entworfen. Erste Erfolge seien, dass vier Langzeitleerstände haben vermietet werden können. Drei Objekte, die zum Teil seit vielen Jahren leer standen, seien verkauft worden. Volpert überschlug den Aufwand für das Leerstandsmanagement auf 550 ehrenamtliche Stunden im Jahr. Dadurch spare sich die Stadt rund 10.500 Euro jährlich.
Dem Zweiten Bürgermeister Herrbach waren 15.000 Euro zu viel
Zum in der Sitzung getätigten Vorschlag Felbingers, den Zuschuss um 15.000 Euro aufzustocken, sagte Zweiter Bürgermeister Werner Herrbach, der den abwesenden Bürgermeister Jürgen Lippert vertrat: "Ich hab mal kurz durchgeschnauft. Diese Summe habe ich in dieser Höhe nicht erwartet." Er hätte sich eher 10.000 Euro vorgestellt, sagte Herrbach.
Klaus Strohmenger (BfB) lobte die "tolle Arbeit" des Stadtmarketings, das Leerstandsmanagement sei ein Mehrwert. Zugleich merkte er an, dass der Stadtmarketingverein etwa durch den Bauhof unterstützt werde, was internen Verrechnungen zufolge einem Wert von zusätzlich 40.000 bis 60.000 Euro jährlich entspreche. Er würde sich wünschen, dass die Überstunden durch die Geschäftsführung des Vereins eingedämmt würden, und sprach vom Spagat zwischen den großen Veranstaltungen in der Kernstadt und den Veranstaltungen von Vereinen in den Stadtteilen, da bei zu vielen Veranstaltungen in der Innenstadt mögliche Termine für Vereinsfeste wegfielen. Er unterstützte eine Aufstockung um 10.000 Euro.
Stadtratskollege Robert Lampert (CSU) war für eine Anhebung um den berechneten Aufwand für das Leerstandsmanagement (10.500 Euro), Ferdinand Heilgenthal (SPD) sprach sich nach viel Lob für 10.000 Euro mehr aus. "Die Alternative uns sehr viel Geld kosten."
Mit einer Gegenstimme entschied der Stadtrat für eine Anhebung des jährlichen Zuschusses von 30.000 auf 40.000 Euro.