Geradezu überschwänglich und also ganz gegen seine Art hat Bürgermeister Jürgen Lippert die Arbeit des vor einem Jahr neu formierten Stadtmarketingvereins „Gemünden aktiv“ gewürdigt. Der Anlass war die satzungsgemäße und erstmalige Vorstellung des Tätigkeitsberichts im Stadtrat.
Den Vortrag hielt die Geschäftsführerin des Vereins, Helena Neuf; ihre Co-Geschäftsführerin Else Platzer und die Vorstandsmitglieder Jasna Blaic und Edith Michelbach-Schulz waren als Zuhörerinnen im Sitzungssaal. Der Vorsitzende Günther Felbinger und die Kassiererin Monika Poracky gehören dem Stadtrat an.
Erfolgreiche Aktivität
Helena Neuf, seit November im Amt, ging auf die Historie des Stadtmarketingvereins ein und listete eine lange Reihe von Veranstaltungen und Aktionen auf, die oft in Verbindung mit der Touristinfo und dem Kulturamt der Stadt organisiert worden und meist höchst erfolgreich verlaufen waren. Zum Beispiel: die Reihe „Musik in der Stadt“, Bauern- und Kunsthandwerkermärkte, diverse Feste, Aktionen im Advent. Es gehe darum, Gemünden als Marke zu etablieren und auch Negativem etwas Positives abzugewinnen, wie etwa dem Neubau der Mainbrücke, der mit einem „Brückenblättle“ und diversen Festchen begleitet wird.
Dass dies alles einiger Vorbereitungen bedarf, zeigt sich an 14 Gesamtvorstands- und zehn Arbeitsgruppensitzungen im Jahr 2017. Heiterkeit löste Betriebswirtschaftlerin Helena Neuf mit ihren Fachbegriffen Stand-up-Sitzungen und On-going-Themen aus, die es außerdem gegeben habe. In diesem Jahr plant der Stadtmarketingverein mit Einnahmen und Ausgaben von jeweils 98 000 Euro. Die Stadt Gemünden schießt 30 000 Euro zu.
Ziele und Baustellen
Als Ziele für 2018 nannte Neuf eine weitere Attraktivitätssteigerung und bessere Vermarktung der Markttage, die Schaffung einer Online-Verkaufsplattform und längere Geschäftsöffnungszeiten bei „Musik in der Stadt“. Dazu kommen „Baustellen“, wie es die Geschäftsführerin nannte: Leerstandsmanagement, Werbung für Gemünden, ein „Stadtbähnle“, Verbesserung der Bahnhofstraße, Bootsanlegestelle, „Brötchentaste“ (wenige Minuten Freiparken), Verbesserung und Teilaufhebung der Fußgängerzone.
Letzteres löste Erstaunen aus. „Teilaufhebung der Fußgängerzone – hoffentlich nicht!“, konstatierte Stadtrat Martin Geßner, und Bürgermeister Lippert relativierte augenzwinkernd: „Vereine dürfen Gedanken und Pläne haben . . .“ Helmut Aulbach war's nicht zufrieden und wollte Genaueres hören. Dazu sagte der Gemünden-aktiv-Vorsitzende Felbinger: „Das ist eine offene Diskussion.“ Alle Innenstädte sähen sich in die Enge getrieben und probierten etwas aus – beispielsweise wolle Bad Brückenau seine Fußgängerzone abschaffen.
Lob und Beifall
An- und abschließend erhielt der Verein Lob von allen Seiten. Jürgen Lippert: „Ich muss an dieser Stelle mal sagen: Ich bin erstaunt, was sich 2017 alles getan hat! Alle Achtung, allergrößten Respekt, was da zustande gekommen ist und sich positiv über die Grenzen Gemündens hinaus verbreitet. Im Moment ist jeder Euro, mit dem sich die Stadt beteiligt, gut angelegt. Dank an alle, die da mitarbeiten!“, sagte der Bürgermeister unter dem Beifall der Stadträte.
Matthias Risser sprach die Blumenampeln, die Brückenspechte-Kunst und die bemalten und bepflanzten Fahrräder an – „tolle Ideen!“ Kilian Blum griff eine Pointe aus der diesjährigen Gambacher Fastenpredigt auf: „Die anderen werden schon langsam nervös, dass Gemünden aus allem ein Fest macht. Gut!“