
In welchen Rahmen kann die katholische St.-Andreas-Kirche zukünftig vom Bistum Würzburg bezuschusst werden? Diese Frage beschäftigt die Pfarreiengemeinschaft St. Georg in Karlstadt nun schon seit Jahren. Der ursprünglich für 2022 und 2023 angedachte Kategorisierungsprozess von kirchlichen Immobilien, also Kirchen, Pfarrhäusern und Pfarrheimen, sorgt im Pastoralen Raum Karlstadt noch immer für Diskussionen. Im Fokus steht dabei die Stadtpfarrkirche St. Andreas.
Eine bessere Einstufung innerhalb der fünf Kategorien A bis E geht mit höheren zweckgebundenen Fördersummen durch die Diözese einher, beispielsweise für Renovierungen. Das weiß auch Manfred Goldkuhle in seiner Rolle als stellvertretender Kirchenverwaltungsvorstand der Pfarreiengemeinschaft St. Georg. In der Pfarrversammlung am vergangenen Montag resümierte er den bisherigen Austausch mit dem Würzburger Bistum.
St. Andreas zunächst in schlechtester Kategorie
Im Mai 2022 habe man erfahren, dass die St. Andreas Kirche – das Aushängeschild der Kirchenstiftung – in die schlechteste Kategorie E eingestuft werden soll. Das bedeutet, dass es sich um eine Zweitkirche handelt, die mittelfristig einer anderen Nutzung zugeführt werden soll und lediglich Zuschüsse erhält, um die Verkehrssicherheit aufrecht zu erhalten. Auslöser der gesamten Kategorisierung ist ein Sparkurs der Diözese, zu dem sie sich unter anderem aufgrund der vielen aktuellen Kirchenaustritte gezwungen sieht.
Liest man sich in die Kategorisierungs-Agenda des Bistums (Seite 5) ein, wird die generelle Einstufung von Zweitkirchen in Kategorie E dort begründet. Karlstadts "Erstkirche" wäre in diesem Fall die Betonkirche "Zur Heiligen Familie", die das Bistum in Kategorie B gestuft hat und sie somit als zentrale Kirche der Pfarreiengemeinschaft St. Georg sieht, der Zuschüsse für Innen- und Außensanierungen zustehen.
Massive Intervention von Karlstadter Seite
Auch wenn Goldkuhle der Heiligen Familie als Verwaltungszentrum des Pastoralen Raums Karlstadt und Dekanatsbüro für Main-Spessart ihren Stellenwert nicht absprechen möchte, habe er damals "massiv interveniert". So kam es im Januar 2023 zu einem Treffen im Würzburger Ordinariat mit dem Generalvikar Jürgen Vorndran und dem Leiter der Abteilung Kunst und Projektleiter der Kategorisierung, Jürgen Emmert. "Wir wollten eine Hochstufung in Kategorie A, da die Kirche eine überörtliche Bedeutung hat. Unter anderem machen wir für den ganzen Karlstadter Raum die Fronleichnamsprozession sowie zentrale Frühgottesdienste an hohen Festtagen", betonte Goldkuhle.
Der damalige Einsatz für das Gotteshaus trug nur bedingt Früchte. Das Bistum verkündete im Juni 2023, die St.-Andreas-Kirche lediglich in Kategorie C hochzustufen. Der gehören per Definition klassische Dorfkirchen mit einem regelmäßigen Gottesdienstangebot an, die Gelder zur Instandhaltung, nicht aber zur Renovierung bekommen. Jürgen Emmert beschreibt diesen Schritt im Gespräch mit dieser Redaktion rückblickend als "Kompromiss".
Sonderregelungen in Retzbach-Zellingen?
Emmert ist selbst aus Karlstadt und weiß um die historische Bedeutung der St.-Andreas-Kirche. "Unsere Regel für die Kategorisierung von Zweitkirchen ist aber für ganz Unterfranken festgelegt und wir können da keine Ausnahmen machen, die dann irgendjemand in den Haßbergen oder Bad Neustadt wiederum nicht nachvollziehen kann", stellt er klar.
Apropos Ausnahmen: Ein Dorn im Auge ist Manfred Goldkuhle der Kategorisierungsprozess in Retzbach-Zellingen. Während die Wallfahrtskirche "Maria im Grünen Tal" in Retzbach in Kategorie A gestuft wurde, konnte nach Einspruch der Pfarrei beim Bistum auch die Pfarrkirche St. Georg in Zellingen, ursprünglich C, auf B hochgestuft werden. "Warum funktioniert das in Retzbach, aber bei uns nicht", wollte Goldkuhle wissen.
Nur gut 20 Kirchen in Kategorie A
Der Unterschied ist laut Emmert folgender: In den Teilorten Retzbach und Zellingen handelt es sich um zwei verschiedene Pfarreien, anders als in Karlstadt, wo die Kirchen St. Andreas und "Zur Heiligen Familie" derselben Pfarreiengemeinschaft angehören und lediglich unterschiedlich verwaltet werden. "Wenn in Stadelhofen oder Himmelstadt keine Gottesdienste mehr stattfinden sollten, erfüllt die Zellinger Pfarrkirche in ihrer eigenen Pfarreiengemeinschaft spätestens in diesem Moment ihre überörtliche Funktion. Die müssen wir auch so bewerten", erklärt Emmert. Dieselbe Funktion erfüllt in Karlstadt aktuell die Heilige Familie und eben nicht die St.-Andreas-Kirche.
Man könne St. Georg in Zellingen nicht schlechter stellen, nur weil nebenan in Retzbach eine Wallfahrtskirche steht. "Das ist eine besondere Situation. Wenn Maria im Grünen Tal nicht da wäre, hätten nie zwei Kirchen der Kategorien A und B so nah beieinander liegen können", so Jürgen Emmert. Der Projektleiter ergänzt, dass es in ganz Unterfranken nur etwas über 20 Kirchen gebe, die in Kategorie A sind.
Letzte Instanz: Brief an Bischof Jung geschrieben
In Karlstadt aber gibt man sich mit Kategorie C noch nicht zufrieden. Ein weiterer von Manfred Goldkuhle initiierter Versuch, die Kirche von Kategorie C in B oder A stufen zu lassen, wurde im Dezember des Vorjahres vom Bistum abgelehnt. Kurz darauf wurde dem Würzburger Bischof Franz Jung in einem persönlichen Schreiben mitgeteilt, dass man die derzeitige Einstufung nicht akzeptiere. Goldkuhle: "Wir haben ihn auch nach Karlstadt eingeladen, der Bischof war noch nie hier. Er muss jetzt entscheiden, wie es mit St. Andreas weitergeht".
Wie es mit den anderen kirchlichen Immobilien in Karlstadt weitergeht, ist inzwischen geklärt. Das Pfarrhaus wird als Wohnung von Pfarrer Simon Mayer weiterhin bezuschusst. Um das Pfarrheim hingegen muss sich die Pfarrei in Zukunft selbst kümmern – ebenso wie um die Spitalkirche an der Hauptstraße.
Aktuell liegen bei Emmerts Projektgruppe zehn Einsprüche aus Unterfranken auf dem Tisch, darunter auch der aus Karlstadt. "Sobald die alle behandelt sind, werden die Kategorien in Kraft gesetzt, das sollte noch in diesem Halbjahr passieren", sagt Emmert.