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Thüngen
Selbsttest in der Grundschule: So war der erste Tag
Trotz lauter Proteste sind Corona-Selbsttests jetzt Pflicht. Kann man den Kleinsten den komplizierten Abstrich zumuten? Ein Besuch an der Grundschule Thüngen.
Das Wattestäbchen kitzelt ganz schön heftig in der Nase. Die Drittklässler nehmen es unterschiedlich gelassen hin.
Foto: Günter Roth | Das Wattestäbchen kitzelt ganz schön heftig in der Nase. Die Drittklässler nehmen es unterschiedlich gelassen hin.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:38 Uhr

Mit dem Ende der Osterferien gibt es seit Montag wieder Präsenzunterricht an den bayerischen Grundschulen. Für die Teilnahme schreibt aber die Staatsregierung eine Testpflicht für alle Schüler vor. Diese sollen als Selbsttest zweimal in der Woche vor Unterrichtsbeginn unter der Aufsicht ihrer Lehrkräfte durch die Kinder selbst durchgeführt werden. Ein Besuch an der Grundschule in Thüngen zeigt, wie das konkret ablaufen kann.

"Es spricht nun nichts mehr gegen einen tollen, erfreulichen Schulalltag", verkündet Charlotte Ludwig, Klassenlehrerin an der Grundschule Thüngen sichtlich erleichtert, nachdem alle Teststreifen ihrer neun Schüler ein "negatives" Ergebnis angezeigt haben. Insgesamt macht sie das Beste aus den an sich lästigen Tests zum Unterrichtsbeginn, denn die erste Schulstunde ist damit schon einmal gelaufen. Die Beschränkung auf neun Schüler ist der Gesamtgröße der Klasse geschuldet, sodass in diesem Fall Wechselunterricht vorgeschrieben ist.

Spiegel hilft, das Nasenloch zu treffen

Einer der Drittklässler von Charlotte Ludwig bekommt feuchte Augen. Es sind aber nicht etwa Schmerzen, "wenn's mich so in der Nase kitzelt, bekomm' ich immer Tränen in die Augen", sagt er, nachdem er sich das Wattestäbchen ins rechte Nasenloch eingeführt hat. Jetzt soll er das Stäbchen vier Mal an der Nasenwand drehen und dann auf die andere Seite wechseln. Die Lehrerin gibt klare Anweisungen und überwacht, dass jeder mit dabei ist. Einige haben sogar einen kleinen Spiegel mit dabei, damit sie auch wirklich das Nasenloch finden.

Die Grundschullehrerin Charlotte Ludwig erklärt den Ablauf der Corona-Selbsttests in der dritten Klasse der Grundschule Thüngen. Die Legosteine dienen als Halterung für die Teströhrchen.
Foto: Günter Roth | Die Grundschullehrerin Charlotte Ludwig erklärt den Ablauf der Corona-Selbsttests in der dritten Klasse der Grundschule Thüngen. Die Legosteine dienen als Halterung für die Teströhrchen.

Als nächstes kommt der Lego-Duplo-Stein aus dem Kinderzimmer zum Einsatz. Der hat bekanntlich auf der einen Seite vier Noppen und hinten eine zylinderförmige Ausstülpung – gerade recht um das "Extraktionspuffer-Röhrchen" sicher aufzunehmen. Lehrer wissen eben, was funktioniert! Ludwig lässt nun die Kinder das Wattestäbchen in dem zusammengepressten Röhrchen zehnmal drehen und dann per "Spenderkappe" vier Tropfen in die kreisrunde Vertiefung des Testplättchens geben. Gespannt warten die Mädchen und Jungen auf das Signal der Stoppuhr.

Lehrerin hofft, dass sich bald Routine einstellt

Der beruhigende Hinweis der Pädagogin, dass auch ein mögliches "positives" Ergebnis noch lange kein schlechtes Zeichen sein muss, sondern dass in diesem Fall ein professioneller PCR-Test durchgeführt werde, ist zum Glück ohne Belang. In allen Fällen zeigt die Skala auf dem Testplättchen lediglich das C für "Control". Alle Kinder sind "negativ", obwohl sie das Ergebnis eigentlich positiv sehen.

Der Klassentest ist vorbei. Vorbei ist aber auch eine gesamte Schulstunde zu einer Zeit, in der durch Wechsel- oder gar Heimunterricht sowieso viel Unterrichtsausfälle zu verkraften sind. Lehrerin Ludwig hofft, dass künftig alles schneller gehen wird, wenn sich der Testablauf weiter automatisiert hat.

In Bezug auf den technischen Ablauf hat sich die Schule bemüht, alle recht gut vorzubereiten. Schon vor Ostern informierte die Schulleiterin Doris Weinmann in einem Elternbrief über die Sachlage, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch keine verpflichtende Testung vorgesehen war. Die Eltern wurden auf den Lehrfilm des Staatsministeriums mit der "Augsburger Puppenkiste" aufmerksam gemacht und gebeten, mit ihren Kindern vorab zu Hause einen Selbsttest durchzuführen. Dass letzteres durchaus häufig getan wurde, konnte man vor Ort in den Klassen sehr wohl erkennen.

Lehrerin Charlotte Ludwig unterstützt die Schüler.
Foto: Günter Roth | Lehrerin Charlotte Ludwig unterstützt die Schüler.

Bescheinigung einer offiziellen Teststelle wird akzeptiert

Nach den jetzt geltenden Richtlinien müssen die bayerischen Grundschüler künftig zwei Mal pro Woche einen Corona-Schnelltest in der Schule unter Aufsicht selbst durchführen. Wer stattdessen die höchstens 48 Stunden alte Bestätigung eines Arztes, einer Apotheke oder einer zugelassenen Teststrecke über ein negative Ergebnis vorlegen kann, ist davon befreit.

Natürlich herrscht bei einigen Eltern auch Unsicherheit, sie beklagen mangelnde Aufklärung seitens der Regierung: Warum können die Kinder nicht Zuhause getestet werden? Warum werden Stellungnahmen verschiedener Verbände, die von diesen Massentests an Schulen abraten, in den Wind geschlagen? Ob das Testkonzept funktioniert, wird sich zeigen.

 
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  • S. T.
    Ich bin nicht gegen die testpflicht an sich, über die Durchführung in der Schule aber schon.

    Welchem Bürger wird sonst zugemutet in einem Raum mit 20 Kindern kollektiv einen selbsttest durchzuführen und dann im Falle eines positiven Testergebnisses „abgesondert „ zu warten bis irgendwann die Eltern zum abholen kommen (die möglicherweise nicht in 5 Minuten kommen können)

    Wenn testpflicht dann doch bitte gleiche Regeln für alle. Warum darf dann überhaupt noch irgendwer ohne Nachweis einkaufen etc.?

    Und bevor jetzt der Hinweis kommt: ja, msn kann zu einer „offiziellen“ Teststrecke gehen. Aber nicht alle bieten die Tests für Kinder an (weil die Tests dafür auch nicht konzipiert wurden) und so ist die „Alternative“ in unserem Fall 25 Minuten Fahrt entfernt.
    Wir nehmen das im Augenblick notgedrungen in Kauf, aber die Durchführung zu Hause wäre für alle sicherer - auch für die Kinder.

    Wie es der Lehrkraft mit dieser Regelung geht möchte ich mir gar nicht erst vorstellen.
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  • E. S.
    Eine Gruppe von 9 Schülern einer dritten Klasse ist wohl kaum repräsentativ.
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  • F. S.
    den Eltern kann Nichts recht gemacht werden immer was zu meckern egal was gemacht wird
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  • M. B.
    Testen und Hygienemaßnahmen einhalten ist momentan das einzigste was man machen kann gegen das Virus.
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  • G. K.
    Richtig.

    Aber Kinder in jeweils halber Klassenstärke in einem Zimmer gemeinsam ohne MNS einen Corona-Test machen zu lassen zählt für mich nun grad mal gar nicht zu den „Hygienemaßnahmen“ … !

    Insofern überzeugt mich das Konzept „Testen in der Schule“ absolut nicht!
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  • A. S.
    Ich möchte nur einmal darauf hinweisen, dass die Kinder während des Verzehrs ihres Pausenbrotes auch 10 - 15 Minuten alle zusammen ohne Masken im Klassenzimmer zusammensitzen und diese Zeit auch für Gespräche nutzen. Da hat sich noch keiner drüber aufgeregt.

    Da finde ich die recht kurze Zeit (30 sec) während der sich die Kinder mit dem Teststäbchen in der Nase bohren unerheblich.
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  • G. K.
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • K. G.
    Hat mal jemand durchgerechnet was das pro Tag kostet. Beispiel: Schule mit 200 Schülern, davon 10 in der Notbetreuung die ja nun leider jeden Tag getestet werden müssen, da Inzidenz über 100. Macht 1030 Tests pro Woche. Rechnet man nur mit 5€ pro Test sind das 5.150€ pro Woche. Mehr als 20.000€ im Monat. Wo kommt das Geld plötzlich her, was man sonst nie für die Bildung ausgeben konnte? Die Schülerbeförderung ist teilweise günstiger. Wie gesagt, wir reden von einer kleineren Schule...
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  • K. G.
    Natürlich hab ich mich verrechnet. Es sind „nur“ 2.450€ Pro Woche. Aber es gibt auch Schulen mit deutlich mehr Schülern. Und da wird sicher so viel Geld rausgeblasen in den nächsten Wochen und Monaten. Oder gibt es eine andere Lösung?
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  • S. F.
    Sie können rechnen. Bravo! Bitte rechnen Sie die Kosten einer Infektion, eines Krankenhausaufenthaltes oder gar die Kosten einer Bestattung gegen. So simpel ist es nämlich nicht!

    Ja, Tests kosten Geld! Aber sie nutzen uns allen, weil wir damit Infektionsketten durchbrechen können!

    Leute, verliert Euch nicht im Klein-Klein, sondern reduziert Kontakte und wenn das nicht möglich ist, dann haltet einfach Abstand und tragt verdammt mich mal Maske, aber die Maske richtig und nicht auf Munddekoration, dass der Zinken noch rausschaut...
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  • D. E.
    Kosten?

    Ein Test pro Woche ist nach Ankündigung von Hr. Spahn für jeden kostenlos. Macht einen zusätzlichen Test pro Kind und Woche. Macht gerade mal 20€ pro Kind und Monat. Dafür ist auch ein Präsenzuntericht bei einer Inzidenz größer als 100 möglich.

    Von den 10 Kindern in Notbetreuung steht nichts im Artikel.
    Es ist doch viel schlimmer/teurer wenn die infektiösen Kindern andere Kinder infizieren und ganze Klassen oder Schulen geschlossen werden müssen.

    20€ pro Kind und Monat für Präsenzuntericht ist doch gut angelegtes Geld. (und bekommt noch die Information wieviel Kinder tatsächlich mit Covid-19 infiziert sind)
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  • M. P.
    Im Beipackzettel der Test steht was von laborüblichen Schutzmaßnahmen wie Handschuhen, Augenschutz und Kittel... Ebenfalls genannt sind Inhaltsstoffe die Augen schädigen können... Die gezeigten Bildet der Kinder sind bestimmt nicht repräsentativ...
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  • S. T.
    Warum sollten sie das nicht sein..?. genau so läuft es ab
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  • M. S.
    Dieses Hinweise gelten, wenn eine Person nicht sich selbst, sondern eine größere Menge von Menschen testet. Die Schutzmaßnahmen (Kittel, Handschuhe, usw) haben dabei nichts mit den Tests bzw. dessen Flüssigkeiten zu tun, sondern dass der Tester vor einer Ansteckung geschützt ist (u.a. spritzender Rotz).
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  • S. T.
    Wie lange soll das dann eigentlich so fortgesetzt werden?
    Bis die testpflicht einer impfpflicht für die Kinder weicht?
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  • S. T.
    Die Frage müsste eher lauten „Muss man Kindern die Selbsttests zumuten?“

    In der Coronakrise zeigt sich einmal wieder, welchen Stellenwert Kinder und Familien in der Politik haben. Keinen besonders hohen.
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  • A. B.
    Verlaub - das ist Unsinn. Der "Stellenwert" zeigt sich darin, dass hier getestet werden muss.
    Das geschieht zur Sicherheit des Kindes, aber auch zur Sicherheit für die Klassengemeinschaft einschließlich der Lehrkräfte. Ein Zumuten oder eine Zumutung kann ich hier wirklich nicht erkennen, denn der Test ist bequem und ohne Problem durch zuführen. Ich hoffe nur, dass sich die Eltern ebenfalls wöchentlich und kostenlos testen lassen.
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  • G. K.
    Doch, es ist eine Zumutung.

    Man stelle sich vor, ein Arbeitgeber würde seine Mitarbeiter gemeinsam in einen Raum beordern und von ihnen verlangen, gleichzeitig – also faktisch ungeschützt – einen kollektiven Corona-Test durchzuführen. Das ist kaum vorstellbar.

    Aber bei Kindern geht das ohne Probleme … !? Da kann man schon auf die Idee kommen, hier so etwas wie einen „Stellenwert“ abzuleiten … aber absolut!

    Dazu kommt die Nutzen-Abwägung … der ganze Aufwand für einen halben Unterrichtsbetrieb mit tageweisem Wechsel? Der ist aus meiner Sicht für die Kinder keinesfalls besser als ein „geordneter“ Distanzunterricht …

    Wenn wir das für die Kinder machen – wen verar…en wir dann mehr? Unsere Kinder – oder uns selbst?
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  • J. B.
    Die Familien haben einen hohen Stellenwert deshalb die Tests.
    Damit Vater, Mutter und die Großeltern gesund bleiben.
    Jeder unentdeckter Schüler wäre nämlich ein großes Risiko, die halten nämlich meist keine Abstände ein im Gegenteil die Umarmen sich noch gegenseitig zur Begrüßung.
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