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Lohr
Lehrer aus Main-Spessart: Barsche Kritik an Minister Piazolo
Ungeimpfte Lehrer sollen Selbsttests der Schüler anleiten und beaufsichtigen. Offener Brief des Lohrer BLLV-Kreisvorsitzenden Christoph Rüttiger: "Mangelhafte Fürsorgepflicht!"
Christoph Rüttiger, Vorsitzender des BLLV-Kreises Lohr.
Foto: Franziska Rüttiger | Christoph Rüttiger, Vorsitzender des BLLV-Kreises Lohr.
Bearbeitet von Markus Rill
 |  aktualisiert: 10.02.2024 02:06 Uhr

Mit klaren Worten sprechen sich Lehrer und Lehrerinnen aus Main-Spessart gegen die Pläne des bayerischen Kultusministeriums zu Schüler-Schnelltests aus. Christoph Rüttiger, Schulleiter in Frammersbach und Kreisvorsitzer des Lehrerverbands in Lohr, schreibt "auch im Namen der Kreisvorsitzenden aus Karlstadt, Gemünden und Marktheidenfeld" in einem offenen Brief: "Es kann ja wohl nicht sein, dass wir nun auch noch dafür herhalten müssen! Wir brauchen nicht ein Mehr an Belastung, sondern endlich Entlastung!"

Zunächst kritisiert Rüttiger die Zustände an den Schulen in der Pandemie: "Mangelnde Lehrerversorgung, hinfällige Stufenpläne, abstürzende Lerntools im Distanzlernen, Testchaos und unzureichende  Impfpriorisierung für Lehrkräfte. Schutzmaßnahmen, die Unterricht mal ohne und mal mit Abstand vorsehen, abhängig von Inzidenzwerten, die schon bald wieder eine ganz andere Bedeutung bei Schulöffnungen oder Schulschließungen haben könnten." Kritik an den Maßnahmen des Kultusministeriums sei nicht erwünscht, stattdessen wünsche sich Herr Piazolo von den Mitgliedern der Schulfamilien "mehr positive Power". Daraus schließt Rüttiger: "Auch diesmal werden die Schulen wieder alles tun müssen, um pünktlich vorbereitet zu sein."

BLLV grundsätzlich für die Tests – aber nicht so!

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) sieht sich dadurch veranlasst, "lautstark" zu kritisieren, wie das Ministerium "die ganze Schulfamilie im Korsett der konkreten Umsetzungen mit unzureichenden Rahmenbedingungen alleine lässt". Rüttiger schreibt: "Hätte man die Osterferien genutzt, um Lehrerinnen und Lehrer flächendeckend zu impfen, wäre das Gesundheitsrisiko in diesem Selbsttest-Szenario zumindest für die Lehrkräfte minimiert worden."

Der BLLV begrüße regelmäßige Tests für alle "selbstverständlich", heißt es in dem offenen Brief. Die Lehrerinnen und Lehrer führten "freiwillig regelmäßige Selbsttests durch". Die Selbsttests der Schülerinnen und Schüler müssten aber "zwingend durch Fachpersonal oder durch die Eltern (am besten zu Hause) ausgeführt werden", so Rüttiger. Wenn es, wie vorgesehen, die Lehrer übernehmen, sei "weder der Gesundheitsschutz der Lehrkräfte noch der Schüler gewahrt, noch die Persönlichkeitsrechte der Kinder und Jugendlichen im Falle eines positiven Tests im Klassenzimmer". Rüttiger schreibt: "Im Grunde genommen kann es nicht sein, dass ungeimpfte Lehrkräfte ohne Schutzausrüstung diese Tests beaufsichtigen sollen." Dem Kultusministerium bescheinigt der BLLV "eine mangelhaft erfüllte Fürsorgepflicht". 

Piazolo argumentiert, der Staat biete Selbsttests in den Schulen an, weil er für Sicherheit dort zuständig ist. Zugleich betonte der Minister, dass dieses Angebot kein Misstrauen gegenüber den Eltern darstelle. Er sei sicher, dass die meisten es auch zu Hause machen würden, aber nicht alle. Deshalb reichten Selbsttests zu Hause nicht aus.

Schulleiter Rüttiger weiß: "Inzwischen laufen die Anrufbeantworter und E-Mail-Postfächer der Schulen voll mit berechtigten Fragen von besorgten, teilweise auch wütenden Eltern. Erneut müssen die Schulleitungen die neuen Informationen auf den letzten Drücker an Eltern und Schüler vermitteln, organisatorische Vorbereitungen treffen und zahlreiche vor Ort auftretende Schwierigkeiten meistern." Der Brief schließt mit den Worten: "Es ist schwierig, noch zuversichtlich zu bleiben." 

 
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