
Immer wieder gibt es Meldungen dieser Art: Kriminelle sprengen Geldautomaten, um möglichst schnell mit der Beute fliehen zu können. 22 Sprengversuche gab es laut dem Landeskriminalamt in ganz Bayern im vergangenen Jahr, die Täter erbeuteten dabei rund 1,9 Millionen Euro. Im Landkreis Main-Spessart traf es zum Beispiel vor etwa einem Jahr eine Filiale der Sparkasse in Sendelbach.
Der Schaden durch solche Sprengungen ist oft hoch, weil neben den gestohlenen Banknoten auch die Automaten und im schlimmsten Fall das ganze Gebäude stark beschädigt werden. Liegt über der Filiale eine Wohnung, kann es richtig gefährlich werden.
Die Raiffeisenbank Main-Spessart stattet deshalb jetzt nach und nach ihre Filialen mit Rollosystemen aus, die die Automaten vor einer Sprengung schützen sollen. Pressesprecher Hilmar Ullrich teilt mit, dass die Rollos seit Jahresbeginn in den Lohrer Filialen in der Rechtenbacher Straße und der Innenstadt, in Rieneck, Retzbach, Langenprozelten, Lengfurt und Wiesthal angebracht sind oder gerade angebracht werden. Auch die Filialen in Karlstadt und die Stadtzweigstelle, Marktheidenfeld, Frammersbach, Gemünden, Partenstein, Wernfeld und Wombach sollen mit den Rollos ausgestattet werden.
Rollos sollen die Automaten "unattraktiv" für eine Sprengung machen
Laut Ullrich handelt es sich bei den Rollos um eine einbruchssichere Konstruktion, die den Automaten zwischen 23 und 5 Uhr verschließt. "Das soll mögliche Täter, die ja oftmals mit Sprengstoff arbeiten, vor allem Zeit kosten." Denn die Täter würden typischerweise innerhalb weniger Minuten wieder flüchten. So könne der Standort für Sprengungen "unattraktiv" gemacht werden. Bei einem Einbruchsversuch wird außerdem automatisiert ein Alarm ausgelöst.
Der zusätzliche Schutz bedeutet jedoch auch, dass nachts kein Geld abgehoben werden kann. "Wir haben im Vorfeld eine Frequenzanalyse gemacht", so Ullrich. Die Anzahl der Abhebungen in diesem Zeitraum sei aber "überschaubar" und deshalb zu vernachlässigen. "Das ist natürlich nicht wie in einer Großstadt." Beschwerden von Kundinnen und Kunden habe es noch nicht gegeben.

Durch den Einsatz der Rollos könne außerdem die Filiale selbst geöffnet bleiben. "Die Räume beherbergen oft Defibrillatoren", so Ullrich. Die wolle man weiter zugänglich halten. Auch die SB-Zonen können weiter genutzt werden, dort können Kunden Überweisungen tätigen oder ihren Kontostand prüfen.
Auch Verneblungstechnik wird bei der Raiffeisenbank eingesetzt
Doch nicht in allen Filialen ist ein Rolloschutz laut Ullrich technisch machbar. Wo das nicht möglich ist, will die Raiffeisenbank eine Verneblungstechnik einsetzen. Bei einem Sprengungsversuch wird der Raum dabei innerhalb kürzester Zeit mit blickdichtem Nebel gefüllt. Außerdem hat die Bank bereits in allen Geldautomaten eine Technik verbaut, die die Geldscheine bei einem Einbruchsversuch einfärbt und so unbrauchbar macht, erklärt Ullrich.
Die Kosten für die Ausstattung der Filialen in Main-Spessart mit den Rollokästen sind hoch: Für Vorbauten, Umbauten, Alarm- und Verneblungssysteme rechnet die Bank mit rund 450.000 bis 500.000 Euro. "Wir investieren hier in die Bargeldversorgung", sagt Ullrich. Man wolle keine Filialen wegen der Gefahr von Diebstählen schließen.
Sparkasse setzt auf Einfärben zum Schutz der Geldautomaten
Zuerst wurden die Systeme in Norddeutschland eingesetzt, berichtet Ullrich. Man stehe regelmäßig mit der Kriminalpolizei in Kontakt, die die Wirksamkeit der Rollos bestätigen könne.
Bei der Sparkasse Mainfranken gibt es bisher keine Rollosysteme. "Wir haben den Einsatz geprüft, aber für uns als nicht zielführend bewertet", sagt Pressesprecher Stefan Hebig. Stattdessen setze die Sparkasse auf eine flächendeckende Ausstattung mit Färbesystemen, um die Banknoten unbrauchbar zu machen. Außerdem gebe es weitere Schutzmaßnahmen, "über die wir im Detail aber keine Auskunft geben können", so Hebig.