Am frühen Dienstagmorgen hatten im Lohrer Stadtteil Sendelbach Unbekannte mehrere Geldautomaten in der dortigen Sparkassen-Filiale gesprengt. Wie das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) auf Anfrage der Redaktion mitteilte, waren in den Automaten Farbkassetten mit Raubstopptinte verbaut. Die soll dazu dienen, das enthaltene Geld bei der Detonation unbrauchbar zu machen.
Wie verbreitet diese Technik in Main-Spessart eingesetzt wird und welche weiteren Präventivmaßnahmen die Sparkasse Mainfranken Würzburg und die Raiffeisenbank Main-Spessart gegen Automatensprengungen einsetzen, beantworteten die jeweiligen Pressesprecher Stefan Hebig und Hilmar Ullrich.
Welche Techniken verwenden die Banken in Main-Spessart gegen Automatensprengungen?
Bei der Raiffeisenbank Main-Spessart hat man Ende 2022 damit angefangen, Einfärbetechnik zu verbauen. Die verbaute Farbpatrone bricht auf, sobald Druck aufgebaut wird und macht die Geldscheine unbrauchbar, indem sie sie permanent einfärbt. Diese Technik sei mittlerweile flächendeckend im Einsatz und wird zur Prävention an den Automaten mit Aufklebern gekennzeichnet. Auch die Sparkasse Mainfranken Würzburg hat ihre Automaten flächendeckend mit Färbesystemen ausgestattet.
Soll die Automatenzugänglichkeit in den Nachtstunden eingeschränkt werden?
Das komplette Verschließen des Selbstbedienungsbereichs der Bankfilialen möchte die Raiffeisenbank Main-Spessart vermeiden, da damit auch elektronische Briefkästen oder die an 25 Standorten installierten Defibrillatoren nicht mehr zugänglich wären. Man beschäftigt sich jedoch mit der Möglichkeit, zeitgesteuerte Rollosysteme zu installieren. Diese werden direkt vor einem Geldautomaten verbaut und sorgen für eine zeitgesteuerte Nachtschließung – etwa von 0 bis 5 Uhr, wo die Automaten von Kundinnen und Kunden kaum frequentiert werden.
Gelten für alle Automaten die gleichen Sicherheitsstandards?
Die Rollosysteme, die laut Hilmar Ullrich eine erhebliche Investition darstellen, werden von der Raiffeisenbank zunächst dort ins Auge gefasst, wo erhöhtes Gefährdungspotential gesehen wird. Das gilt für Standorte, die in Autobahnnähe liegen, wie in Triefenstein, Altfeld und dem Bischbrunner Gemeindeteil Obersdorf, wo aktuell eine Umrüstung erfolgt. Es gilt aber auch für Filialen, über denen Wohnungen liegen. Hier steht der Menschenschutz im Fokus.
Ist die Gefahr von Automatensprengungen ein Faktor bei der Entscheidung über die Schließung von Filialen oder den Abbau von Geldautomaten?
Für die Raiffeisenbank ist das aktuell kein Thema. Laut Ullrich sind bei dem Auftrag der Geldversorgung in der Fläche wirtschaftliche oder Rentabilitätsgesichtspunkte nicht das erste Kriterium. Dies gilt auch bei der Sparkasse.
Wie oft wurden Automaten in Main-Spessart in den letzten Jahren Angriff von Raubversuchen?
Vor einigen Jahren gab es einen Angriff am Geldautomat der Raiffeisenbank in Ruppertshütten. Dabei wurde erfolglos versucht, den Automaten durch Gaseinleitung zu sprengen. Ebenfalls nicht erfolgreich verlief der Einbruchsversuch auf einen Bankcontainer der Sparkasse an Heiligabend 2021 in Langenprozelten. Auch hier hatten die Täter Gas eingeleitet und eine Explosion verursacht.
