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Schönau
Schönauer Klosterfest: Mit einem Trick gibt's selbst gebrautes Bier von Bruder Tobias
Bier und Gott – für Bruder Tobias geht das zusammen. Mit einem ungeheuren Aufwand ist es ihm gelungen, 600 Liter Festbier zu brauen. Weitere Angebote mit Bier sind bereits in Planung.
Bruder Tobias vom Kloster Schönau braut selbst Bier.
Foto: Björn Kohlhepp | Bruder Tobias vom Kloster Schönau braut selbst Bier.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:52 Uhr

Bruder Tobias Matheis vom Kloster Schönau hat eine Leidenschaft für Bier. Der Franziskaner-Minorit braut sogar selbst. Bislang war sein Bier aber nur für den Eigenbedarf und die sechs Klosterbrüder bestimmt. Beim Klosterfest am 10. Juli aber können auch Festgäste in den Genuss des Gebräus kommen. 600 Liter Festbier hat Bruder Tobias dafür gebraut. Um es verkaufen zu dürfen, musste er sich eines Tricks bedienen.

Das Kloster Schönau ist ein äußerst beschaulicher Ort. Die großen Kirschbäume tragen gut, neben den Klostermauern fließt die Saale, an einem Fischgewässer werfen gerade Einheimische die Angel aus. Bruder Tobias, ein gemütlich wirkender Pfälzer und seit zwei Jahren in Schönau, sitzt neben einem Bauwagen und erklärt, dass etwas frischer Wind durch das Kloster wehen soll. Und hier kommt das Bier ins Spiel. Bier ist für ihn "was Göttliches", "ein Medium". "Es verbindet und erdet und bringt zusammen", so der Hobbybrauer. Nicht wenige werden ihm da beipflichten. Nicht umsonst ziehe sich das Bier weit durch die Menschheitsgeschichte, so Bruder Tobias.

"Bier ist für mich was Göttliches."
Bruder Tobias

Im ehemaligen Backhaus des Klosters betreibt er die "kleinste Klosterbrauerei Deutschlands", wie er sie augenzwinkernd bezeichnet. Ein ehemaliger Braumeister hatte ihm bei der Beschaffung der teils abenteuerlichen Gerätschaften geholfen. Der rund 50 Liter fassende Sudkessel ist ein durchtrenntes Edelstahlfass, in das ein Stück eingeschweißt wurde, um es höher zu machen. Ein Scheibenwischermotor dreht ein Flügelrad. Das Kühlhaus hat er vom Würzburger Franziskanerkloster, die Spüle von den Erlöserschwestern, und die Dunstabzugshaube vom Klostergasthof Maria Eck am Chiemsee hätte eigentlich weggeworfen werden sollen.

Bruder Tobias hatte, obwohl er aus einem Weinort kommt, schon immer ein Faible für Bier. Zur feierlichen Profess im Jahr 2006 bekam er von den Mitarbeitern der Würzburger Bahnhofsmission – 2002 hatte er die Würzburger Straßenambulanz ins Leben gerufen – deshalb ein eintägiges Brauseminar samt ersten Zutaten geschenkt, das in der Kirchengade in Seinsheim (Lkr. Kitzingen) stattfand. Der Seinsheimer Brauer Frank Engelhardt hatte dort jeden Freitag Brautag und Ausschank an Stehtischen. "Das war wie ein Gottesdienst im Freien", findet Bruder Tobias. Er entwickelte gemeinsam mit Engelhardt erste "spBierrituelle" Angebote, wie Vorträge und Tageswanderungen mit Begleitung und Verkostung, und schaffte sich selbst Brauutensilien an.

In Schönau gebrautes Bier darf nicht verkauft werden

Nun ist es so, dass Bruder Tobias das Bier aus seiner Minibrauerei in Schönau gar nicht verkaufen darf, dafür müsste er ein Gewerbe anmelden. "Da hört es auf, Spaß zu machen", sagt er. In Deutschland müsse immer alles geregelt ablaufen. Er hätte für das Klosterfest oder für weitere Angebote rund ums Bier, die ihm vorschweben, auch im Lohnbrauverfahren bei einer Brauerei Bier brauen lassen können, aber das wollte er nicht. Zu Bier gehöre nach seinem Empfinden Regionalität und Ehrlichkeit, und dass man wisse, wer und was dahinter stecke. Was also tun?

Das Kloster Schönau.
Foto: Björn Kohlhepp | Das Kloster Schönau.

Sein Freund Frank Engelhardt, dessen Brautätigkeit seit Corona ruht, bot Bruder Tobias an, dass dieser bei ihm sein eigenes Bier brauen könnte. Bruder Tobias wurde kurzerhand als geringfügig Beschäftigter angestellt, fuhr dreimal die rund 70 Kilometer von Schönau nach Seinsheim und braute in Zehn-Stunden-Schichten jeweils 200 Liter, die dort jetzt in Tanks reifen und dann in Fässer gefüllt werden. Das Festbier mit seinen rund 5,3 Promille, ein unfiltriertes Kellerbier, hat der Schönauer nach einem "Klostergeheimrezept" gebraut. Die Zutaten verrate er gern, scherzt er: Wasser, Hopfen und Malz – genauer: vier Malz- und zwei Hopfensorten.

"Es war ja früher Hausfrauenarbeit."
Bruder Tobias über das Bierbrauen

Und das mit dem Brauen klappt jetzt, obwohl er damals nur einen eintägigen Kurs gemacht hat? Bierbrauen sei ja nicht kompliziert. "Es war ja früher Hausfrauenarbeit", sagt Bruder Tobias. Kaffeekränzchen seien ursprünglich gar Bierkränzchen zum Bierprobieren gewesen. Das Bier von Bruder Tobias können Festgäste am Sonntag, 10. Juli, probieren. Nach dem 10-Uhr-Gottesdienst beginnt der ganztägige Festbetrieb im Klostergarten. Als Souvenir hat der Franziskanerbruder Steinkrüge mit der Aufschrift "Kloster Schönau. einfach. franziskanisch. gut." bedrucken lassen.

Schönau soll kein Andechs oder Kreuzberg werden

Schon am 5. Juli soll es einen Vortrag mit Bierverkostung geben und am 30. Juli eine Bierführung. Bruder Tobias schwebt zudem die Idee vor, künftig einmal die Woche eine Begegnung mit Verkostung von Bier und Schönauer Kloster-Apfelsaft zu machen. Aber das Kloster soll kein Andechs oder ein Kreuzberg werden.

Gleichwohl macht er keinen Hehl daraus, dass es ihn reizen würde, sich eine größere Brauanlage zuzulegen, sein Freund Frank Reinhardt habe auch angeboten, dass er seine ins Kloster umziehen könnte, dann bräuchte Bruder Tobias kein eigenes Gewerbe anzumelden. Aber bei den Franziskaner-Minoriten sei alle vier Jahre Neuwahl und der bierbegeisterte Franziskaner könne nicht sagen, ob er in ein paar Jahren noch in Schönau sei. Angesichts dessen lohne sich der Aufwand nicht. Durch seine Tatkraft dürfen sich Besucherinnen und Besucher dennoch über den einen oder anderen Schluck seines Biers freuen. Er hofft, dass die gebrauten 600 Liter fürs Klosterfest reichen.

 
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