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Schönau
Schönauer Franziskaner-Mönch: "Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt!"
Er ist davon überzeugt, dass der Weg zum Himmel an einem Biergarten vorbeiführt: Bruder Tobias Matheis vom Kloster Schönau.
Foto: Martina Imhof | Er ist davon überzeugt, dass der Weg zum Himmel an einem Biergarten vorbeiführt: Bruder Tobias Matheis vom Kloster Schönau.
Martina Imhof
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:46 Uhr

Bier und Spiritualität? An diese Kombination würde man wohl nicht sofort denken. Doch Bruder Tobias Matheis von den Franziskaner-Minoriten im Kloster Schönau ist von der direkten Zusammengehörigkeit überzeugt. Und lädt mit seinem Seminarangebot "Bibel. Bier. Begegnung." dazu ein, sich außerhalb der Klostermauern im Alltäglichen auf die Suche nach Gott zu machen, Lebensfreude im Glauben zu entdecken. Mit dem Medium Bier. Wie das funktionieren kann? Einfach ausprobieren, zuhören, schmecken.

Es ist Sonntagnachmittag, der Garten rund um die Klosterkirche Schönau strahlt in der Sonne in herrlich bunten Farben, das Rauschen der Fränkischen Saale lässt bei den Besuchern zarte Urlaubsstimmung aufkommenn. Ein malerisches Fleckchen Erde, auf dem seit über 300 Jahren die Brüder des Heiligen Franziskus von Assisi leben, beten und wirken. Eine versteckte, mit viel Spiritualität vollgepackte Insel im Alltag – wenn man sich darauf einlässt.

Bruder Tobias brachte das Bier nach Schönau

Die Schönauer Kirche ist fester Bestandteil des Landkreises, die traditionellen Gottesdienste mit den altehrwürdigen Klosterbrüdern sind jeher bekannt. Doch seit 2020 scheint ein neuer Wind an diesem Ort zu wehen, denn das alle vier Jahre tagende Provinzkapitel der Franziskaner-Minoriten hatte mehrere Wechsel beschlossen. Bruder Tobias Matheis ist einer von ihnen, der das fünfköpfige Team in Schönau seitdem unterstützt. Und er kam nicht alleine: Seine Bierbrauerei zog mit ihm ein. "Gottes gute Gaben sind in den alltäglichen Kleinigkeiten zu entdecken, wie in einem frisch gezapften Bier", erklärt der 54-jährige Pfälzer.

Der gelernte Krankenpfleger und Lehrer für Pflegeberufe schloss sich im Jahre 2000 den Franziskaner Minoriten an, sein Weg führte ihn über Maria Eck (Erzdiözese München und Freising) zum Kloster Würzburg, dem Mutterhaus der Franziskaner. Dort rief Bruder Tobias 2003 die Straßenambulanz ins Leben, die mit Einrichtungen wie der Wärmestube und der Bahnhofsmission kooperiert. Wegweisend für die Arbeit der Straßenambulanz ist das Leben des Heiligen Franziskus von Assisi, unter dessen Leitbild sich Bruder Tobias die medizinische und pflegerische Betreuung von Obdachlosen zur Aufgabe machte. Drei Tage in der Woche ist er kontinuierlich vor Ort, sein Dienst am Nächsten wuchs zur Lebensaufgabe.

Bier ist nur für Klosterbrüder bestimmt

Nachdem er 2007 von den Mitarbeitern der Bahnhofsmission ein Brauseminar samt ersten Zutaten geschenkt bekam, zeigte ihm sein neues Hobby zusätzliche Wege auf. Nach anfänglichen Versuchen in der Würzburger Klosterküche wurde er in die ehemalige Schreinerei umquartiert, dort gründete er seine eigene kleine Brauerei. Mit der Versetzung ins Kloster Schwarzenberg (Steigerwald) zog mit Bruder Tobias auch die Brauanlage um, erste "spBierrituelle" Angebote, wie Vorträge und Tageswanderungen mit Begleitung und Verkostung, entwickelten sich.

Auch in Schönau fand sich dafür ein passendes Plätzchen im ehemaligen Backhaus des Klosters. Dort ist sie nun untergebracht: Deutschlands kleinste und zudem eine der letzten beiden Klosterbrauereien, die von Brüdern betrieben werden. Seinen Besuchern zeigt Bruder Tobias gerne die Einrichtung, die liebevoll mit Erinnerungsstücken und Fotos dekoriert ist. Gebraut wird "zu wenig" wie Bruder Tobias augenzwinkernd feststellt; das Bier ist nicht verkäuflich, sondern nur für die Klosterbrüder bestimmt.

Was ihn dazu motiviert und wo er Berührungspunkte zum Glauben sieht, erklärt er mit ausdrucksstarken Worten: "Wir sollen das Leben genießen! Dazu gehört, dass ich ein gutes Bier genießen kann und auch darf. Und ich bin fest davon überzeugt: Der Weg zum Himmel führt an einem Biergarten vorbei!"

"Jeder Tag ohne Bier ist ein Gesundheitsrisiko"

Bibelzitate vermischt Bruder Tobias mit allerhand Wissenswertem über die Zutaten und das Zubereiten, die Entstehung und Geschichte des Bieres: "Wenn es zu Zeiten Jesu bereits Bier gegeben hätte, so hätte er dieses bestimmt dem Wein vorgezogen. Dann wären die Kirchen heutzutage vielleicht besser besucht."

Und er erzählt von den vielen Ideen, die er gerne in Schönau, je nach Pandemieentwicklung, umsetzen würde. Neben "Bibel. Bier. Begegnung" wären geführte Tageswanderungen denkbar, Vorträge oder kleine Veranstaltungen im rustikalen Kellerraum. Alles im kleinen Kreis, um weiterhin die Klosteratmosphäre zu bewahren. Doch auch um zu zeigen: Hinter diesen Mauern ist der Glaube Gottes lebendig, es geht nicht nur um die Aufrechterhaltung einer alten Tradition. Und auch um deutlich zu machen, dass es oftmals die Kleinigkeiten sind, über die es sich dankbar nachzudenken lohnt. Denn wie sprach schon die Naturheilkundige Hildegard von Bingen, deren Worte Bruder Tobias gerne geringfügig abgewandelt zitiert: "Jeder Tag ohne Bier ist ein Gesundheitsrisiko."

 
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Kommentare
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  • geraldo_e_f
    Ich glaub, Bruder Tobias hat mehr Ahnung von Bier, als PKD denkt.
    Ruf ihn doch einfach mal an, oder fahr in Schönau vorbei, du wirst merken, dass man sich sehr wohl und sehr gut mit ihm fachlich austauschen kann!
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  • attheendoftheday
    Danke
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Irgendwie hat Bruder Tobias keine Ahnung von Bier.
    Natürlich gab es zu Zeiten Jesu schon Bier und auch in Israel. Schliesslich wurde das Bier in der Gegend erfunden. Hammurabi, König von Babylon, erliess schon 1700 Jahre vor Christus das erste bekannte Reinheitsgebot. Und 900 Jahre zuvor tranken die Erbauer der Cheops Pyramide Bier. Wer schafft braucht halt Kraft.
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