
Ungläubiges Kopfschütteln sieht man derzeit bei Besuchern, wenn diese auf den Homburger Schlossplatz kommen und plötzlich vor einer großen Baustelle stehen. Statt des erhofften Blickes auf ein Fachwerkjuwel sehen sie einen eingerüsteten Ost- und Südflügel von Schloss Homburg. Ein Baukran und ein Lastenaufzug deuten darauf hin, dass hier offensichtlich Sanierungsarbeiten im Gange sind. Was immer wieder den Diskurs der Bauarbeiter begleitet, sind zwitschernde Dohlen, die im Dachgebälk ihre Brutplätze haben und vorübergehend mit Ersatznistkästen auskommen müssen.
Um seinem bauhistorischen Juwel eine standfeste Zukunft zu geben, startete der Markt Triefenstein 2020 mit dem Segen des Gemeinderates eine denkmalpflegerische Voruntersuchung durch das Architekturbüro Gruber/Hettiger/Haus (Marktheidenfeld). Schäden an Dach, Traufen und Holzkonstruktion waren festgestellt worden. Ferner wies das Fachwerk des Nordflügels einen Pilzbefall auf. Von der Kommune wurde zusätzlich ein Gutachten über die vorhandenen Tierarten verlangt.
Bei der Sanierung von Schloss Homburg musste schnell gehandelt werden
Jedes weitere Abwarten werde die Substanz des Schlosses weiter verschlechtern und die Kosten am Ende in die Höhe treiben, machte Triefensteins Rathauschefin Kerstin Deckenbrock in einem Schreiben an die Genehmigungsbehörde deutlich und ergänzte, dass den eigenen finanziellen Möglichkeiten aufgrund der Erfüllung kommunaler Pflichtaufgaben "sehr enge Grenzen gesetzt" seien. Gespannt wartete man im Lengfurter Rathaus auf die Nachricht, welche Behörden die Sanierung von Schloss Homburg mit wieviel Geld unterstützen würden.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst unterstützen die 1,66 Millionen Euro teure Sanierung. Der mit Abstand dickste Brocken von rund 1,1 Millionen Euro fließt aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm XI des Bundes nach Triefenstein. Auch der Bezirk Unterfranken und der Landkreis Main-Spessart sowie die Deutsche Stiftung für Denkmalschutz sind willkommene Geldgeber. Der Markt Triefenstein muss rund 500.000 Euro über seinen Haushalt finanzieren. In das Sanierungsobjekt ist auch Kultusstaatssekretärin Claudia Roth in Berlin eingebunden worden.
Bis Ende des Jahres soll alles fertig sein
"Wir schaffen das!", sagt Johannes Hettiger, seit drei Jahrzehnten ein Profi in Sachen Denkmalpflege, wenn er nach dem Zeitplan der Schlosssanierung gefragt wird. Bis Ende dieses Jahres sollen alle Maßnahmen beendet werden. Bis zum diesjährigen Weinfest will man die Arbeiten am Ost- und Südflügel unter Dach und Fach haben. Am Donnerstag jeder Woche tauschen sich der Architekt und die Bürgermeisterin über den Fortgang der Sanierungsarbeiten aus. Alle Mieter würden sich während der Bauzeit äußerst kooperativ verhalten, hört man vom Architekten.
Das denkmalgeschützte Bauwerk, einst Eckpfeiler des Hochstifts Würzburg, wurde 1869 vom Markt Homburg erworben. Das Rathaus, eine Lehrerwohnung und der Ortsgeistliche hatten hatten hier jahrelang ihre Adresse. Weil das Baudenkmal auf einem witterungsanfälligen Tuffsteinfelsen steht, fielen in der Vergangenheit immer wieder Instandsetzungen an. Der Zahn der zeit nagte an Fachwerk, Gemäuer und Dachgebälk. In der Historie von Schloss Homburg ist von einem fiskalischen Kuriosum die Rede.
Bürger und Industrie halfen 1937 bei früherer Sanierung
1937 sollte zum Beispiel der Markt Homburg 70.000 Reichsmark aufbringen, weil die Schloss- und Futtermauer instand gesetzt werden mussten und dem Kämmerer nur 5000 Reichsmark zur Verfügung standen. Neben Hand- und Spanndiensten griff damals auch die heimische Wirtschaft der Gemeinde unter die Arme. Das Zementwerk Wetterau spendierte 1500 Sack Zement, und von der Rhein-Main-Donau AG kamen 500 Kubikmeter Sand als willkommene Unterstützung für eine Sanierungsmaßnahme. 1978, als die Gemeindegebietsreform in Bayern die politische Landschaft veränderte, wurde das Schloss dem Markt Triefenstein übereignet.
Zeitsprung in das 20. Jahrhundert: Schloss Homburg war längst ein Hort der Künste mit internationaler Reputation geworden, als Ende der Neunziger Jahre eine aufwendige Innen - und Außenrenovierung mit Erneuerung der Fachwerkfassade anstand. Rund eine Million Mark mussten dafür in die Hand genommen werden. Während Kommune und Öffentliche Hand als Geldgeber herhalten mussten, griff auch der "Verein zur Rettung von Schloss Homburg" mit seinem engagierten Vorsitzenden Heinz Otremba tief in die Vereinskasse und spendete 200.000 Mark, "um Schloss Homburg nicht dem Verfall preiszugeben".