74 erlegte Gänse und 79 Kormorane - das ist die Bilanz dreier Jagden im November, Januar und März im Raum Karlstadt. Wurde damit deren Population auf "ein erträgliches Maß" reduziert? Günther Ruf, der die Jagden organisiert hat, relativiert: "Wir können versuchen, diese Vogelarten einzudämmen, werden sie aber nicht mehr los."
Die Jäger würden schon seit Jahren aufgefordert, mehr Rehwild zu schießen und so den Wildverbiss gering zu halten. Ebenso sollen sie mehr Wildschweine erlegen. Diese verursachen Wildschäden in der Landwirtschaft. Dass die Jäger nun auch gerufen werden, um die massive Vermehrung der Gänse und Kormorane im Zaum zu halten, sei dagegen relativ neu. Im vergangenen Winter kam es im Raum Karlstadt zur ersten Jagd auf Nil-, Kanada- und Graugänse.
Wintergetreide wird abgefressen, Wiesen verkotet
Die Schäden, die Nilgänse in der Landwirtschaft verursachen, sind immens. Bernhard Schwab vom Amt für Landwirtschaft sagt, gerade das zarte Grün des Wintergetreides werde von den Gänsen abgefressen. Sei der Schaden so stark, dass ein Acker neu bestellt werden müsse, müsse man mit 500 bis 1000 Euro pro Hektar rechnen. In Main-Spessart liegt die durchschnittliche Feldgröße zwischen einem und fünf Hektar. Ein weiteres Problem sei die Verkotung von Grünlandflächen. Schwab berichtet von einem Bauern in Hasloch, der sich nicht traute, von seiner Wiese Futter zu gewinnen, weil sie zu arg verunreinigt war.
Kormorane essen täglich 500 Gramm Fisch
Bei Kormoranen spielt deren Hunger nach Fisch die entscheidende Rolle. Zwischen Erlabrunn und Rothenfels seien mindestens 300 Kormorane gezählt worden, berichtet Ruf. Erstaunlich ist der tägliche Nahrungsbedarf der rund zwei Kilogramm schweren Vögel. Er liegt bei rund 500 Gramm Fisch. Ruf rechnet zusammen: "Das sind auf diesem Mainabschnitt also 150 Kilogramm Fisch am Tag oder 4,5 Tonnen im Monat. Bei sechs Euro pro Kilogramm Besatzfisch entsteht so ein monatlicher Schaden von 27.000 Euro."
Erwin Ziegler, Vorsitzender der Koppelstrecke fünf Veitshöchheim-Harrbach bestätigt diese Rechnung nicht direkt. Er formuliert es allgemeiner und spricht von "mehreren zehntausend Euro", die jährlich für den Besatz von Aal, Barsch, Hecht, Zander, Karpfen, Schleie und Weißfischen ausgegeben werden. Wie viel eingesetzt wird, hänge davon ab, wie hoch die Einnahmen für Angelkarten sind.
Vogelschützer: Punktuelle Jagd bringt nichts
Und er sagt: "Wir setzen hauptsächlich im Frühjahr ein, weil wir dem Kormoran den Tisch nicht decken wollen." Die Kormorane überwintern in den hiesigen Breiten und ziehen zur Brut nach Norddeutschland. Im Herbst wären die Fische zwar billiger, schildert Ziegler, weil die Teichwirte abfischen und ihre Fische verkaufen wollen. Doch schon seit mehr als zehn Jahren gebe es keinen Besatz mehr im Herbst. Und im Frühjahr werde gewartet, bis kein Hochwasser mehr zu erwarten ist, sonst werden die ausgesetzten Fische weggespült.
Was hält der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) von der Jagd auf Kormorane? Dr. Andreas von Lindeiner, Biologe in der Zentrale in Hilpoltstein, sagt, der LBV toleriere zwar den Abschuss von Kormoranen, doch werde die Situation dieser Vögel oft schlecht verstanden. Die Zahl der geschossenen Kormorane werde als Erfolg gefeiert, doch würden die freigewordenen Schlafplätze in der Regel wieder zügig besetzt. Mit einer punktuellen Bejagung lasse sich der Kormoranbestand weder reduzieren noch könne man die Kormorane damit nachhaltig vergrämen. Und als punktuell sei selbst der 30 Kilometer lange Abschnitt von Erlabrunn bis Gemünden zu betrachten – angesichts der Strecken, die der Kormoran fliegt.
Kormoran in Europa seit 7000 Jahren heimisch
Wollte man den Kormoran in einer Region vergrämen, so müssten sehr großräumig und koordiniert an sämtlichen Schlafplätzen Jäger postiert werden. Wenn die aufgescheuchten Vögel den nächsten Schlafplatz ansteuern, dürften sie diesen nicht als sicheren Ort zum Verweilen vorfinden. So könne man durch wenige Abschüsse beispielsweise ganze Regionen mit Fischteichen für eine gewisse Zeit schützen und die Kormorane stattdessen an für die Fischerei unkritischen Gewässern wie etwa dem Rhein-Main-Donau-Kanal gewähren lassen.
Für sinnvoller als den Abschuss der Vögel hält der Biologe ein Fischartenmanagement. So seien der Wels und aus dem Schwarzmeerraum eingewanderte Schwarzmund-Grundeln große Schädlinge für interessante Fischarten. Letztere machen sich über den Laich und die Jungbrut der Fische her.
Übrigens ist der Kormoran in den hiesigen Breiten kein eingewanderter Vogel, wie manche meinen. Ein durchgehendes Vorkommen des Kormorans in Europa bis zu seiner Ausrottung Mitte des 19. Jahrhunderts sei bewiesen, sagt von Lindeiner. Seit mindestens 7000 Jahren ist der Kormoran eine in Europa heimische Vogelart, belegt unter anderem durch Funde von Kormoranknochen aus der Beute steinzeitlicher Jäger in Dänemark.
Um es mit Pipi Langstrumpfs Worten zu sagen:
2 x 3 macht 4
Widdewiddewitt
und Drei macht Neune !!
Ich mach' mir die Welt
Widdewidde wie sie mir gefällt ....
Ist Karlstadt zum Taka Tuka Land geworden?
Diese gesellschaftliche Entwicklung ist ernst zu nehmen und zu überdenken.
Und damit den armen Hobbyanglern die Fische streitig macht?
Finde die Absurdität...
Wenn die Angler nicht angeln wollten, würden sie keine Jungfische setzen. Weil, die grundlegende Anzahl der Fische im Fluss ist für die Anglern ja nicht wichtig.
Und wenn es nicht genug Fische im Fluss gibt, gibt es auch nicht viele Kormorane. Denn das nennt man natürliches Gleichgewicht
Ergo: Das Einsetzen der Jungfische erhöht die Zahl der Kormorane.
Wenn die Angler Geld für ihr "Vergnügen" ausgeben, müssen sie Verluste durch angelockte Konkurrenten einkalkulieren.
Denn die Angler greifen ins natürliche Gleichgewicht ein. Nicht die Kormorane.
Ein dickes Lob von mir für Ihren Kommentar. Sie haben alles verständlich erklärt, so daß es jeder verstehen müsste.
Was ich nicht verstehe: Warum suchen die Menschen immer bei den immer weniger Wildtieren die Schuld. Der Kormoran macht dies, der Bieber das und die Rehe wieder was anderes. Also müssen sie weg. Jeder der nur ein klein wenig nachdenkt muss doch merken, dass das Übel der Mensch ist, also wir selbst.
Wenn es aber um unseren eigenen Nutzen geht, so nutzen wir die Tiere bis zum geht nicht mehr aus wie z. B. in der Massentierhaltung. Die Menscheit ist einfach erbärmlich.
Und nein....ich bin kein Veganer oder Vegetarier oder Tierschützer,sondern versuche einfach nur Zusammenhänge zu erkennen und nicht die einfachsten Lösungen als solche gut zu heißen.
Eine sehr interessante Frage 😉.
Wichtiger wäre allerdings, sich die Frage zu stellen:
Warum sind so wenig Fische im Main und warum vermehren sich Fische im Main nicht mehr nach ihrer Weise?
Tipp: Am Fisch liegt es nicht, der bemüht sich instinktiv, Alles richtig zu machen!