Idyllisch am Radweg nach Obersinn an der Sinn gelegen steht das rote Backsteingebäude der ehemaligen Mittelsinner Firma Neeb & Kühn. Über 100 Jahre lang war dort eine Metallwarenfabrik für Handtaschenverschlüsse untergebracht. Jetzt ist von dem Gebäudekomplex nur noch die Hülle erhalten. Ein paar Jahre hat man nichts gehört von den Plänen, das Gebäude in ein Sanatorium zur alternativ-christlichen Krebsbehandlung umzubauen. Aber die Bauarbeiten an dem im Volksmund "Krebsklinik" genannten Sanatorium sind in vollem Gange.
Der vordere, flache Gebäudeteil hat in Form eines Dachs mit Gauben auf seine zwei Stockwerke schon zwei weitere oben drauf erhalten. Die zwei Gebäude dahinter werden offensichtlich um einen Vorbau erweitert. Bauleiter Waldemar Kasper erzählt, dass der Vorbau der Eingangsbereich werde, einstöckig bleibe und ein Flachdach erhalte.
Langsam, aber sicher geht's voran
Der Bau gehe "langsam, aber sicher" voran, sagt Kasper. Es habe leider Verzögerungen gegeben. Im mittleren der drei Gebäude seien die Deckenträger durchgerostet gewesen, weswegen zwei Decken raus und wieder neu gemacht werden mussten. Derzeit kommt das Dach auf den Mittelteil.
Der hintere Gebäudeteil braucht auch noch ein neues Dach. Bauleiter Kasper hofft, dass die Decken dort besser sind. Er will einen Statiker konsultieren, ob die verrosteten Träger dort zu retten sind oder ebenfalls ausgetauscht werden müssen.
Kasper, der wie die Bauherren Silke und Gerhard Herrmann zur Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten gehört, sagt, die Gemeinde baue das Sanatorium "in Eigenregie". Wann es fertig wird, kann er noch nicht sagen. "Das dauert bestimmt noch zwei Jahre."
Klinik wird privat gebaut
Bauherr Gerhard Herrmann betreibt im oberbayerischen Egling bei Wolfratshausen eine Erdbau- und Abbruchfirma. Das Sanatorium hätte schon 2015 fertig sein sollen. Zu den Verzögerungen sagt er, erst habe es Probleme mit der Genehmigung gegeben, dann sei die Frage gewesen, ob die Klinik mit oder ohne Zuschüsse gebaut werde. Jetzt werde sie privat gebaut, zwei Drittel des Rohbaus seien fertig. Er hätte nichts dagegen, wenn jemand das Vorhaben unterstützen würde, so der Bauherr. "Wenn's so läuft, wie's läuft, ist's Anfang 2021 fertig."
2011 klärte Mittelsinns Bürgermeister Peter Paul den Mittelsinner Gemeinderat über die Pläne der Bauherren auf, die aus einem Schreiben hervorgingen. Zunächst sollte das alte Fabrikgebäude ganz abgerissen werden, aber das Wasserwirtschaftsamt lehnte seinerzeit Neubaupläne ab. Jetzt bleibt das Äußere des roten Backsteingebäudes erhalten. Ein anfangs geplanter Park nebenan entfiel.
"Ich stehe dazu, dass ich das lebe, was ich glaube", sagt der gläubige Bauherr Herrmann. "Wir reden alle über Gesundheit, aber was wird gemacht?" Die Entwicklung der Krankheit, der Volkskrankheiten gehe schneller voran, "als wir dagegen halten können", so Hermann. Er erwähnt noch einmal die acht Heilfaktoren als Grundlage der Behandlung im künftigen Sanatorium: Sonnenschein, frische Luft, Ruhe, Wasser, Bewegung, Ernährung, Maßhalten und Gottvertrauen. Die äußeren Rahmenbedingungen, wie eine ruhige Lage am Wasser, gute Luft, viel Sonne und Möglichkeiten zur freien Bewegung, seien in Mittelsinn gut. Operiert werden soll in der Klinik niemand, weswegen Herrmann die Bezeichnung "Sanatorium" bevorzugt.