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Wertheim
Rotkreuzklinik in Wertheim wird aufgelöst: Verhandlungen mit Investor für gescheitert erklärt
Auch aus der Umwandlung des insolventen Krankenhauses in eine Fachklinik wird nichts. Die Stadt Wertheim wirft dem Träger vor, großen Schaden angerichtet zu haben.
Pfeil ins Aus: Für die insolvente Rotkreuzklinik in Wertheim (Main-Tauber-Kreis) gibt es keine Rettung.  Das gab das Krankenhaus am Mittwoch bekannt.
Foto: Silvia Gralla | Pfeil ins Aus: Für die insolvente Rotkreuzklinik in Wertheim (Main-Tauber-Kreis) gibt es keine Rettung.  Das gab das Krankenhaus am Mittwoch bekannt.
Carolin Schulte
 und  Katrin Amling
 |  aktualisiert: 24.06.2024 02:39 Uhr

Zum Juli 2024 sollte die insolvente Rotkreuzklinik in Wertheim (Main-Tauber-Kreis) eigentlich in eine Fachklinik umgewandelt werden. Doch an diesem Mittwochnachmittag wurde bekannt gegeben: Auch dieser Rettungsversuch ist gescheitert. In einer Pressemitteilung der Rotkreuzklinik Wertheim gGmbH heißt es, dass man die Beendigung des Eigenverwaltungsverfahrens durch Liquidation einleite.

Die Auflösung und Abwicklung der Einrichtung sei die Konsequenz "fehlenden Personals und mangelnder Reststruktur" des Klinikbetriebs. Die Verhandlungen zur Transformation in eine Fachklinik durch den Investor Dr. Josef Oswald seien in zeitlicher Hinsicht gescheitert, so die Mitteilung.

Der Generalhandlungsbevollmächtigte des Sanierungsverfahrens, Dr. Mark Boddenberg, hatte sich Mitte April für das Angebot des Fachklinik-Investors aus Osterhofen in Niederbayern entschieden. Zu diesem Zeitpunkt sei dies die wirtschaftlich beste Lösung für die Gläubiger gewesen, so Boddenberg. Auch die Stadt Wertheim hatte ein Angebot zur Übernahme der Klinik in städtische Trägerschaft gemacht. Doch die Verhandlungen dazu scheiterten Mitte April.

Bevollmächtigter für Sanierungsverfahren: "Zeit für Gespräche ist abgelaufen"

Boddenberg wird in der am Mittwoch veröffentlichten Pressemitteilung wie folgt zitiert: "Unsere höchste Priorität war es, die Klinik wirtschaftlich fit zu machen, sie nachhaltig zu sanieren und damit auch zur medizinischen Versorgung in der Region beizutragen. Klar ist aber, die Zeit für Gespräche und Verhandlungen ist abgelaufen." Es gebe keine personellen und finanziellen Ressourcen mehr, um das Haus weiterhin zu betreiben.

Für alle Beteiligten sei dieser Schritt bedauerlich, so Boddenberg. Doch die Rotkreuzklinik Wertheim habe mit den strukturellen Herausforderungen, die die gesamte deutsche Krankenhauslandschaft betreffen, erheblich zu kämpfen.

Stadt Wertheim: "Der hinterlassene Schaden könnte nicht größer sein"

"Das Insolvenzverfahren über die Rotkreuzklinik endet in einem Desaster", wird der Wertheimer Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez kurz nach Bekanntwerden der Entscheidung in einer Stellungnahme der Stadt zitiert. Der Schaden, den die Schwesternschaft vom Bayerischen Roten Kreuz in Wertheim hinterlasse, könne nicht größer sein. "Waren wir über die bisherige Entwicklung des Insolvenzverfahrens enttäuscht und frustriert, so empfinden wir heute Zorn und Wut", so Herrera Torrez.

Die Stadt Wertheim habe sich frühzeitig bereits Ende November 2023 zur Übernahme der Klinik in kommunale Trägerschaft mit Unterstützung von weiteren Beteiligten bereit erklärt. Die Verhandlungen seien zunächst erfolgversprechend verlaufen. Doch Anfang April habe die Schwesternschaft der Stadt "quasi die Tür vor der Nase zugeschlagen", indem sie die Weiterführung der Gespräche aus "nicht nachvollziehbaren Gründen" verweigert habe, so die Stellungnahme der Stadt.

Dass der Insolvenzverwalter als Konsequenz auf das zwischenzeitliche Vorliegen eines "verbindlichen Angebots" des Investors Dr. Josef Oswald verwies und der Option Fachklinik größere Erfolgsaussichten einräumte als der Rekommunalisierung durch die Stadt Wertheim, erweise sich jetzt als Trugschluss.

Rätselhaft sei für die Stadt, warum das Landratsamt Main-Tauber und das Sozialministerium in Stuttgart zu der Annahme kamen, die Umwandlung in eine Fachklinik sei eine gut realisierbare Möglichkeit für den Erhalt des Krankenhausstandorts Wertheim. Jetzt sei die Umsetzung an formalen Bedingungen gescheitert, so der OB.

Krankenhaus am Ende: Keine Patienten mehr, Beschäftigte vor Kündigung 

Besonders erschütternd sei diese Entwicklung für die Beschäftigten der Rotkreuzklinik. Die Stadt fühle mit allen, die dem Krankenhaus bis zum Schluss die Treue gehalten hätten und denen nun die Kündigung ausgesprochen werde. Bereits seit zwei Wochen werden in der Klinik keine Patienten mehr behandelt.

Die Betriebsratsvorsitzende der Klinik, Birgit Väth, hatte am Mittwoch trotz der Schließung eine gute Nachricht für die aktuell noch knapp 200 Mitarbeitenden: "Das Wichtigste ist für mich, dass die Finanzierung der Gehälter bis zu den Kündigungsfristen durch die Schwesternschaft steht."

Vermutlich zum Monatsende würden die Kündigungen ausgesprochen, sagt Väth. Die Fristen würden je nach Länge der Zugehörigkeit bis zu drei Monate betragen. Voraussichtlich Ende September werde das Krankenhaus dann komplett schließen.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes stand in der Überschrift, dass die Schwesternschaft die Verhandlungen mit dem Investor für gescheitert erklärt hat. Das ist jedoch falsch, da die Rotkreuzklinik gGmbH das Ende des Eigenverwaltungsverfahrens durch Liquidation eingeleitet hat. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

 
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  • Klaus Fiederling
    Deutschland wird schneller als wir uns denken können zum Entwicklungsland Nr. 1 in Europa!!
    Ich finde es eine Schande, wenn man Krankenhäuser schließen muß oder will, angeblich wegen fehlenden Personals .... Eine Bekannte von mir lernte dort schon vor über 35 Jahren den Beruf der Krankenschwester und war dort bis zum letzten Tag beschäftigt. So wie ihr ergeht es nun 400 Beschäftigten: Einen Tritt in den Arsch! und raus bist du, egal ob mit 20 oder 30 oder mitte 50. Das nächste Schließungskomando steht schon vor der Tür: Hammelburg.
    Was erlaubt sich eigentlich unser Gesundheitsministerum, allen voran Herr Gesundheitsminister NN?? (Möchte dessen Namen nicht mehr wörtlich nennen).
    Ich war d. J. für über 2 Wochen in Würzburg im Krankenhaus wegen Lungenentzündung/embolie und Trombose, Gott sei Dank gut überstanden. Da sieht
    man mal, wie die Beschäftigten in einem Krankenhaus am Limit ihrer Kräfte stehn und
    dann wenn es nicht mehr passt einfach dicht gemacht. Sauerei!!!
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  • Erich Spiegel
    An Kürzungen bei sozialen Leistungen des Staates werden wir uns gewöhnen müssen. Inzwischen reicht das Geld des Staates nicht mehr für alles was wünschenwert wäre: Bundeswehr, Sanierung von Autobahnen, Schulen, Bahn, Digitalisierung, etc. Die Bundeswehr ist in einem jämmerlichen Zustand. Gegen Putin hätte sie Munition für max. 2 Tage. Die Bundeswehr wird dringend zur Landesverteidigung gebraucht, auch wenn das Geld sozialen Bereich besser angelegt wäre. Fraglich ist jedoch, ob uns die USA in zukunft noch schützt. Ein großer Teil der amerikanischen Bevölkerung hat dazu keine Lust mehr. Sicherlich ist das jahrelange Stänkern der Linken gegen Amerika nicht ganz unschuldig daran. Im Moment wird schon viel auf Pump finanziert. Ich glaube das geht nicht endlos. In Staaten wie Venezuela und Argentinien haben populistische Politiker der Bevölkerung das Gegenteil erzählt mit dem Ergebnis, dass diese Länder heute runter gewirtschaftet und bettelarm sind.
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  • Ernst Dürr
    Inzwischen soll ja nicht nur die Bundeswehr selbst kriegsfähig gemacht werden, sondern es sollen im Rahmen der militärischen Zeitenwende auch Straßen, Schienen und Brücken saniert werden. Soweit so schlecht, denn Straßen und Infrastruktur hätte man auch ohne Krieg im Osten Europas schon Jahrzehnte besser unterhalten müssen. Doch was wird hinsichtlich der medizinischen Versorgung der Zivilbevölkerung im Ernstfall passieren, wenn fast flächendeckend auf dem flachen Land Kliniken zugemacht werden? Nach Gemünden, Karlstadt und Marktheidenfeld trifft es nun leider auch Wertheim. Endet die Zeitenwende etwa bei den Menschen und ihrer Gesundheit?
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