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Karlstadt
Rathaus-Ranking: So weit sind Kommunen in Unterfranken bei der Digitalisierung - ein Vergleich
Die Verwaltung soll bis Ende 2022 digital werden. Ein aktuelles Ranking des Digitalministeriums zeigt, welche Ämter Online-Leistungen bieten - und wer hinterherhinkt.
Das Faxgerät ist ein Sinnbild für den Jahrzehnte langen Digitalisierungsstau in deutschen Behörden. Bis zum Ende des Jahres sollen die bayerischen Ämter voll digitalisiert sein (Symbolbild).
Foto: Thinkstock | Das Faxgerät ist ein Sinnbild für den Jahrzehnte langen Digitalisierungsstau in deutschen Behörden. Bis zum Ende des Jahres sollen die bayerischen Ämter voll digitalisiert sein (Symbolbild).
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:33 Uhr

Mal eben eine Meldebescheinigung oder einen Parkausweis vom heimischen Sofa aus beantragen, ohne dafür extra ins Rathaus zu müssen - das soll bald überall möglich sein. Zumindest, wenn es nach dem Onlinezugangsgesetz (OZG) des Bundes geht. Die Vorschrift verpflichtet Kommunen, spätestens ab Januar 2023  wichtige Verwaltungsdienste online anzubieten.

Doch der Weg zur papierlosen Behörde ist lang und steinig. Eine exklusiv für diese Redaktion zusammengestellte Liste des Bayerischen Digitalministeriums zeigt, wie es aktuell um die Digitalisierung in unterfränkischen Amtsstuben steht. Wo stockt der digitale Umbau? Welche Gemeinden stechen hervor? Welcher Landkreis in Unterfranken bietet online am meisten? Ein Überblick.  

Was ist mit der Digitalisierung der Kommunen gemeint?

Von der An- und Abmeldung eines Autos, der Ummeldung der Wohnadresse oder der Anmeldung eines Hundes: Künftig sollen Bürgerinnen und Bürger über die Webseite der zuständigen Behörde, also Rathaus oder Landratsamt, wichtige Verwaltungsleistungen bequem von zu Hause aus abwickeln können, erklärt Hans Oberberger, Pressesprecher des Bayerischen Digitalministeriums.

Den Grad der Digitalisierung misst das Ministerium anhand der konkret zur Verfügung gestellten Leistungen und Antrags- und Onlineverfahren, die auf der Webseite der Behörde für Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung stehen und online an die Ämter gesendet werden können. Den aktuellen Stand zeigt das Digitalministerium in einer Übersicht auf seiner Webseite. Aus dem digitalen Umbau verspreche man sich eine effizientere und schnellere Zusammenarbeit sowohl mit den Menschen, als auch den Ämtern untereinander, sagt Oberberger.

Wer kümmert sich um die Digitalisierung in Rathäusern und Landratsämtern?

Für den internen Umbau ist die jeweilige Behörde selbst verantwortlich. Allerdings, so Oberberger, werde ein Großteil der Leistungen vom Freistaat über das sogenannte BayernPortal angeboten. Der Freistaat biete zudem Kurse und Schulungen für Mitarbeiter in den Behörden an. 

Das Erstellen der Webseite übernimmt dann in der Regel eine externe Firma zusammen mit  geschulten Behördenmitarbeitern, erklärt Thomas Helbling, Bürgermeister der Stadt Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld). Sein Rathaus sei auf diese Weise Abteilung für Abteilung digitalisiert worden. Bad Königshofen gehört mit 51 Online-Leistungen zum oberen Drittel im Behördenranking.

Wann gilt eine  kommunale Behörde als digitales Amt?

Einen genauer Richtwert, ab wann eine Behörde als digital gilt, gibt es nicht, sagt Oberberger. Da Gemeinden, Städte und Landratsämter unterschiedliche Zuständigkeiten haben, könne man sie nur indirekt miteinander vergleichen. Behörden, die beim digitalen Umbau besonders aktiv sind und mehr als 50 Leistungen online anbieten, verleiht der Freistaat die Auszeichnung "Digitales Amt". In ganz Bayern sind aktuell 100 von 2000 Ämtern damit ausgezeichnet - also 5 Prozent. Zudem handelt es sich bei der Digitalisierung um einen dynamischen Prozess. Die Zahlen und Leistungen einzelner Städte und Gemeinden können sich laufend ändern.

Wo stehen die unterfränkischen Behörden bei der Digitalisierung im Vergleich?

Die Daten des Digitalministerium mit Stand 1. Juni zeigen: Von den 186 Kommunen in Unterfranken kommen nur 25 Kommunen auf mindestens 50 digitale Leistungen. 161 Ämter liegen mit ihrem digitalen Angebot noch darunter. Auffallend ist, dass vor allem kleiner Gemeinden und Städte wie etwa die Stadt Königsberg (6 Leistungen) bei der Digitalisierung bisher schlechter abschneiden als größere Kommunen.

Rathaus-Ranking: So weit sind Kommunen in Unterfranken bei der Digitalisierung - ein Vergleich

Von den unterfränkischen Landkreisen liegen vier von neun Landratsämtern über der Marke von 50 Leistungen. Aschaffenburg, Schweinfurt und Würzburg wurden vom Freistaat dafür mit der Auszeichnung "Digitales Amt" ausgezeichnet. Bei den kreisfreien Städten liegt ebenfalls Aschaffenburg mit 89 digitalen Leistungen deutlich vor Würzburg (64) und Schweinfurt (59). Bayerischer Spitzenreiter der kreisfreien Städte ist derzeit die Stadt Nürnberg mit 241 Online-Leistungen. Die größeren Kreisstädte in Unterfranken wie Bad Kissingen und Kitzingen liegen dagegen mit 20 bis 30 Leistungen in der unteren Hälfte der Tabelle. 

Bei den kleineren Rathäusern liegen (Stand 1. Juni) Veitshöchheim im Landkreis Würzburg (82), Karlstadt im Landkreis Main-Spessart (68), der Markt Sulzbach am Main im Landkreis Miltenberg (64), die Gemeinde Sandberg im Landkreis Rhön-Grabfeld (58) und die Stadt Eltmann im Landkreis Haßberge (54) an der Spitze.

Am unteren Ende der Liste liegen (Stand 1. Juni) neben der Stadt Arnstein in Main-Spessart (6) und der Stadt Königsberg in den Haßbergen (6), die Verwaltungsgemeinschaft Fladungen in Rhön-Grabfeld (7) sowie die Verwaltungsgemeinschaft Partenstein in Main-Spessart (8) und die Gemeinde Thüngersheim im Landkreis Würzburg (8).

Warum sind manche Kommunen schneller in Sachen Digitalisierung als andere?

Während die vergleichsweise kleine Gemeinde Veitshöchheim mit 82 Leistungen nach der Stadt Aschaffenburg am 1. Juni mit an der Spitze aller Behörden in Unterfranken stand, lag die Stadt Gemünden (Lkr. Main-Spessart) mit gerade mal zwölf Leistungen im unteren Drittel des Rankings - obwohl beide Gemeinden mit etwa 10.000 Einwohnern etwa gleich groß sind.

Warum Gemünden im Vergleich hinterherhinkt? Laut Belinda Köhler vom Personalamt der Stadt fehlt  kleineren Kommunen dafür häufig Personal. Es benötige viel Zeit, die Anträge und Leistungen rechtssicher digital abzubilden, sagt die Verwaltungsfachwirtin. Gleichzeitig gebe es hohe Ansprüche an die Ämter: "Die Erwartung der Bürger ist, dass der Abruf von Verwaltungsdienstleistungen so einfach funktioniert, wie das Bestellen bei einem Online-Händler."

Was die Kosten des Umbaus betrifft, stehen den Kommunen Fördergelder vom Freistaat zur Verfügung. Die Anträge dafür müssten allerdings zuerst von der übergeordneten Behörde - also der Regierung von Unterfranken - bewilligt werden, sagt Köhler. So habe die Stadt Gemünden ihren Förderantrag bereits im Dezember 2021 eingereicht, bewilligt worden sei er erst im Juni 2022.

Manche Kommunen gehen indes einen Schritt weiter und bauen nicht nur Online-Verfahren auf, sondern auch interne Abläufe um. Im Rathaus der Stadt Bad Königshofen sei das komplette Kassensystem mittlerweile digitalisiert, sagt Bürgermeister Helbling. "Früher hatte ich jeden Tag drei Mappen mit Rechnungen vor mir liegen, von der ich jede handschriftlich unterschreiben musste." Nun könnten die Rechnungen schnell und bequem über das digitale Kassensystem abgewickelt werden – ohne sich durch stapelweise Papier kämpfen zu müssen.

Trotz des Aufwands rät auch Jürgen Götz, Bürgermeister von Veitshöchheim, dazu, die internen Prozesse anzugehen und zu digitalisieren. Seine Gemeinde erhielt Ende März 2022 als erste Gemeinde im Landkreis Würzburg die Auszeichnung "Digitales Amt". Der grundsätzliche Wille zur Veränderung sei wichtig, um eine Behörde umzubauen, sagt Götz: "Wir sind auch noch nicht bei 100 Prozent, da sich immer wieder Bereiche auftun, bei welchen eine Digitalisierung oder zumindest Teil-Digitalisierung in der Zukunft denkbar wäre."

Was droht Kommunen, wenn sie den Umbau zum digitalen Amt nicht bis Ende 2022 schaffen?

Was, wenn eine Behörde nicht bis Jahresende ihre Leistungen digitalisiert hat? Dies sei noch unklar, sagt der Sprecher des Digitalministeriums, Hans Oberberger. Einerseits verlange das Gesetz, alle Leistungen digital anzubieten. Jedoch könne der Bund den Kommunen im Bereich ihrer Selbstverwaltung nichts direkt vorschreiben. Zumindest sei das die Auffassung kommunaler Spitzenverbände, so Oberberger: "Deswegen gibt es bislang auch keine erkennbaren Sanktionen, die Kommunen drohen, die es nicht erfüllen."

Schaffen Unterfrankens Behörden den digitalen Umbau bis 2023?

Was die unterfränkischen Behörden betrifft, lasse sich aus Sicht des Freistaats keine exakte Prognose treffen, sagt Oberberger. Aber: "Wir sind auf Freistaatsebene zuversichtlich, dass wir alle staatlichen Leistungen bis Ende des Jahres online anbieten können."

Bis dato habe das Land Bayern knapp 70 Prozent seiner staatlichen Leistungen digitalisiert. Bei den Kommunen werden aktuell laut Digitalministerium im Schnitt rund 55 Prozent der möglichen Angebote online zur Verfügung gestellt. Mit der Verwaltungsgemeinschaft Iphofen wurde gerade die 100. Kommune in Bayern als digitales Amt ausgezeichnet.

Im Rathaus der Stadt Königsberg in Bayern, die mit nur sechs Leistungen im Ranking hinten liegt, gibt man sich jedenfalls zuversichtlich. Ein entsprechender Zugang zum Onlineportal werde "bis Jahresende umgesetzt", verspricht Johannes Mücke vom Hauptamt der Stadt.

Eine aktuelle Übersicht über die einzelnen Gemeinden gibt es auf der Webseite des Bayerischen Digitalministeriums

 
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Kommentare
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  • matthias.sendelbach@gmail.com
    Was ich nicht verstehen kann, warum wurstelt jede Gemeinde für sich. Es würde völlig reichen, wenn EIN oder ZWEI Speziallisten dran gehen und das ganze auf ganz Bayern ausrollen. Oder auch mal über die Landesgrenzen schauen. Warum muss immer alles so kompliziert gemacht werden? Es ist einfach nur grauenhaft!!! So werden die das bis Jahresende eh nicht schaffen. Wenn wir Glück haben bis 2030!
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  • Paeonya
    Ist wie immer: man schreibt was vor, aber wenn nix passiert, passiert halt auch nix. Wofür dann überhaupt etwas vorschreiben?
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  • Albatros
    Der gute Wille ist zweifellos da, aber man muss sich einmal anschauen, wer die Verantwortlichen in den einzelnen Behörden für die Digitalisierungsmaßnahmen sind. Da werden Mitarbeiter zum IT-Beauftragten auserwählt (weiß ich aus eigener Erfahrung), weil sie ein Faxgerät bedienen können. Das Gelingen von Digitalisierung hängt auch maßgeblich von kompatiblen Programmen der unterschiedlichen Behörden ab, nur dann ist ein schneller und effektiver Austausch unter den jeweiligen Verwaltungen möglich. Finnland, Schweden und die Niederlande sind die Vorreiter im Bereich der Digitalisierung, hier könnte man sich einiges abschauen, aber dies hat man schon bei der PISA-Studie verpasst. Deutschland ist nach wie vor was Digitalisierung, Breitbandnetzausbau u.v.a. angeht nach wie vor Diaspora. Jahrzehntelang waren wir in vielen Bereichen Weltmarktführer, heute sind wir bestenfalls im unteren Drittel zu finden. Führend sind wir bestenfalls in der behördlichen Gendersprache, das war`s dann aber schon.
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  • juerwer@gmx.de
    Wenn an diesen Satz einmal liest "Es benötige viel Zeit, die Anträge und Leistungen rechtssicher digital abzubilden", kann man do sehen woran es hapert. Im Prinzip kann wohl jeder an Software einsetzen was er will. Wenn das einheitlich wäre, dann müsste hier nur ein Baustein freigeschaltet werden, wenn eine Gemeinde/Landratsamt das nutzen will. Eine Kommunikation der Behörden untereinander wäre dann sicherlich auch einfacher. Bestes Beispiel waren/sind hier die Gesundheitsämter.
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Hier wird der Eindruck erweckt, Gemeinden werden nur dadurch digital, dass Anträge als PDF online ausgefüllt werden können, Links auf die Seiten von Institutionen (Rentenversicherung und Ministerien etc.) angeboten werden oder das Gemeindeblatt als PDF eingestellt ist (siehe Veitshöchheim). Das ist natürlich ein Anfang, aber letztlich sehe ich Digitalisierung darin, Einwohnerdaten übergreifend zu erfassen und die IT-Infrastruktur in der Gemeinde auf den aktuellen Stand zu bringen, und, und, und..... Als PR-Aktion der Politik - und wohl der zuständigen Digitaltministerin(nen) aber durchaus bemerkenswert.
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  • June
    Leider sagt die Liste wenig über die Qualität der Angebote. Sind die angesprochenen Vorgänge vollständig digital oder kann man sich nur ein PDF herunterladen?
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  • ba.stark@web.de
    Digitalisierung ist ein zweiseitiger Vorgang.

    Natürlich wünsche ich mir, dass die Behörden als eine der Möglichkeiten eine vollständige Digitalisierung anbieten (und nicht nur das Formblatt zum Ausdrucken bereitstellen). Vielfach ist dies nicht der Fall, da man zwar meinen Antrag Online stellen kann, jedoch das persönlich unterschriebene Formular per Post hinterher schicken muss. Insgesamt besteht da erheblicher Nachholbedarf.

    Andererseits muss aber auch vom Bürger erwartet werden, dass dieser selbst die Voraussetzungen für die Nutzung eines volldigitalen Angebots schafft, z.B. für seine eigene IT-Sicherheit in der Kommunikation mit den Behörden sorgt und auch elektronisch sicher unterschreiben kann (Personalausweis mit Signierfunktion, Signaturkarte). Also nicht nur fordern sondern selbst aktiv dazu beitragen.

    Für weniger IT-affine Personen sollte zumindest aber immer noch die Möglichkeit des "Papierkriegs" bleiben.
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  • rasputin32
    Eine Frage zu Ihrem letzten Satz:
    Was machen dann die weniger IT-affine Mitarbeiter in den Behörden?
    Weiter mit Papier.
    Der Fax-Bediener im Titelfoto wird wohl nicht mehr gebraucht.
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  • marcel.dinkel@mainpost.de
    Hallo June,

    vielen Dank für die Frage. Den Grad der Digitalisierung misst das Ministerium anhand der konkret zur Verfügung gestellten Leistungen und Antrags- und Onlineverfahren, die auf der Webseite der Behörde für Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung stehen und online an die Ämter gesendet werden können. Ein Amt gilt aus Sicht des Freistaats also erst dann als digital, wenn die Anträge oder Verfahren auch online an die Behörde übermittelt werden können.

    Beste Grüße
    Marcel Dinkel
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