
Eine Fußball-Weltmeisterschaft im Winter und dann auch noch in Katar, das als Gastgeberland höchst umstrittenen ist: So richtig Stimmung will da bei vielen Fußball-Freunden nicht aufkommen. Bei den vergangenen Turnieren gab es in Main-Spessart zahlreiche Möglichkeiten zum Public Viewing. Zum Beispiel auf dem Brauereigelände der Martinsbräu in Marktheidenfeld oder im Biergarten der Liesl in Karlstadt konnten Fans gemeinsam die Spiele anschauen.
In diesem Jahr gibt es im Landkreis jedoch kaum solche Angebote. In Gesprächen mit Wirten und Vereinsvorständen zeigte sich, dass die Menschenrechtslage in Katar für viele ein Grund ist, den Spielen kein Forum bieten zu wollen. Hinzu kommt, dass Winter ist und die Biergärten als beliebter Treffpunkt wegfallen.
Martinsbräu überträgt die Spiele nicht
"Außerdem ist unklar, ob überhaupt jemand kommen würde", sagt Thomas Karpf, Betreiber des Marktheidenfelder Bräustüble. Denn viele Menschen wollen die WM boykottieren und die Spiele nicht anschauen, wie kürzlich Forschende der Universität Würzburg herausgefunden haben. Auch die Uhrzeiten der Spiele, die teilweise schon am Mittag unserer Zeit stattfinden, könnten laut Karpf ein Hindernis sein.
Maria Martin, Chefin der Martinsbräu, hatte bereits Anfang des Jahres angekündigt, die Spiele bei dieser Weltmeisterschaft nicht übertragen zu wollen. Ob die Partien der deutschen Mannschaft in der Liesl in Karlstadt zu sehen sein werden, darüber war Kneipenbesitzer Rainer Kenner noch unschlüssig: "Ich weiß es selbst noch nicht. Vielleicht mache ich ganz spontan was."
Auch die Stadthalle in Lohr, die bei den vergangenen Meisterschaften Public Viewing angeboten hatte, verzichtet in diesem Jahr darauf. Unter anderem auch, weil laut Leiter Thomas Funck an den Spieltagen schon andere Belegungen geplant sind.
Und wie ist die Stimmung bei den potentiellen Zuschauerinnen und Zuschauern? Diese Redaktion hat sich vor dem ersten Spiel der deutschen Mannschaft an diesem Mittwoch gegen Japan in der Marktheidenfelder Innenstadt umgehört, ob die Menschen die Spiele überhaupt ansehen wollen oder sie sich für einen Boykott entschieden haben.
1. Günter Redelberger: "Jetzt ist es zu spät, um etwas zu ändern"

"Ich bin generell fußballinteressiert", sagt Günter Redelberger. Deswegen werde er die WM auch in diesem Jahr verfolgen, zumindest die deutschen Spiele. In dieser Hinsicht habe sich bei ihm wenig geändert. Die Umstände seien seiner Meinung nach lange genug bekannt. Jetzt sei es zu spät, um etwas zu ändern.
2. Irmgard Niete: "Normalerweise müsste man komplett darauf verzichten"

"Das müsste nicht sein, die WM in so einem Land", meint Irmgard Niete, die allgemein kein großer Fußball-Fan ist. Höchstens die deutschen Spiele werde sie sich ansehen. "Normalerweise müsste man aber unter diesen Umständen komplett darauf verzichten." Dass die ärmeren Menschen in Katar ausgebeutet werden, findet sie schlimm. Allerdings sei es jetzt ohnehin zu spät, um alles abzusagen. Ihr Mann zum Beispiel werde die WM vermutlich trotzdem verfolgen.
3. Ursula Grützke: "Was da passiert, ist menschenunwürdig"

Angesichts der großen Kritik an der WM-Vergabe wird Ursula Grützke in diesem Jahr kein Spiel ansehen. "Was da passiert, ist menschenunwürdig", sagt sie. "Unter diesen Umständen habe ich einfach keine Lust." Mit der Jahreszeit habe das nichts zu tun. Außerdem seien die Stadionpreise extrem angestiegen. Die vergangenen Weltmeisterschaften habe sie allerdings verfolgt.
Ihr Verein oder Ihre Gaststätte zeigt die Spiele öffentlich und freut sich über Besucherinnen und Besucher? Dann schreiben Sie uns gerne die wichtigsten Infos in die Kommentare oder per E-Mail an redaktion.main-spessart@mainpost.de