
WM der Schande. WM der Lügen. Geheimsache Katar. So heißen einige der Dokumentationen, die im Vorfeld der an diesem Sonntag beginnenden Fußball-Weltmeisterschaft erschienen sind. Ein Turnier, über das in den vergangenen Monaten so kritisch berichtet und so viel diskutiert worden ist, wie bisher wahrscheinlich über kein anderes Sportereignis. Bestechung und Betrug bei der Vergabe 2010, unmenschliche Bedingungen und zahllose Todesfälle auf den Stadion-Baustellen in Katar, Klimasünden, die Unterdrückung von Frauen und offene Homophobie in dem kleinen Emirat – all das Skandalöse und Ruchlose rund um die WM wurde inzwischen zigfach in Artikeln, Fernsehbeiträgen und Podcasts besprochen. Damit wurde wichtige Aufklärungsarbeit geleistet. Einzig den Start der WM hat es nicht verhindert.
Was dazu führt, dass auch diese Sportredaktion vor der Frage stand: Wie umgehen mit einem Weltsportereignis unter diesen Bedingungen? Unser Team bildet in dieser Diskussion wohl einen ziemlich guten Querschnitt der Gesellschaft ab. Gut findet niemand, was im Vorfeld dieser WM alles passiert ist. Im Umgang damit aber scheiden sich die Geister.
Manche Kollegen freuen sich auf die Spiele, manche schaue sie lieber nicht an
Da ist der junge Redakteur, der fast verschämt zugibt, sich nun allmählich doch auf das Turnier zu freuen; der erfahrene Kollege, der einst selbst gekickt hat und einfach nur guten Fußball sehen will, entkoppelt von politischen Diskussionen. Und natürlich die Handvoll Idealisten – mich eingeschlossen – die sich fest vornehmen, kein einziges Spiel anzuschauen, was als Sportredakteurin oder -redakteur fast unmöglich ist. Spätestens bei einem Halbfinale England gegen Deutschland würde es auch wirklich schmerzen.

Wie also eine gemeinsame Linie finden im Umgang mit der Berichterstattung in den kommenden vier Wochen? Die Redaktion hat intensiv diskutiert und sich darüber Gedanken gemacht, wie sie auf die Missstände aufmerksam machen kann, ohne den sportlichen Wert des Turniers zu schmälern und ohne den Eindruck zu erwecken, Leserinnen und Leser bevormunden zu wollen. Wir sind zu einem Ergebnis gekommen, das dem journalistischen Auftrag ebenso gerecht wird wie der Kritik.
In Katar sind mit Tilmann Mehl und Wolfgang Stephan zwei Kollegen vor Ort, die im Rahmen der Redaktionskooperation G14 auch für die Main-Post über das sportliche Geschehen berichten werden. Zudem ist mit Frank Hellmann ein freier Mitarbeiter in dem Emirat, der das Geschehen außerhalb der Stadien und auch die Teams abseits der deutschen Nationalmannschaft im Blick haben wird.
Als regelmäßige Erinnerung daran, dass dieses Turnier ein höchst umstrittenes ist, haben wir unter dem Titel "Täglicher Boykott" eine Rubrik ins Leben gerufen, in der Menschen aus der Region erzählen werden, warum und auf welche Weise sie die Weltmeisterschaft 2022 verfolgen werden – oder eben nicht. Das soll keineswegs ein Aufruf zum Boykott sein. Jede und jeder muss selbst für sich entscheiden, ob sie oder er dieses Turnier verfolgen will oder nicht. Es gibt in dieser Frage für beide Seiten Argumente und kein Richtig oder Falsch.
Wir laden unsere Leserinnen und Leser mit dieser Rubrik aber dazu ein, sich täglich bewusst zu machen, dass bei dieser WM vor allem im Vorfeld vieles geschehen ist, das moralisch fragwürdig und sogar widerrechtlich war. Wir tun das, damit das Kalkül der Fifa und der Kataris nicht aufgeht, Verbrechen und Bedenken mit dem Glanz des Sports zu überblenden, sobald das Turnier erst begonnen hat.
Ich persönlich freue mich auf viele inspirierende Geschichten und kreativen Protest von Menschen aus der Region – auch, weil ich fest daran glaube, dass jeder Einzelne von uns mit seinen Entscheidungen auf dieser Welt und in dieser Gesellschaft einen Unterschied macht.
Uns geht das ganze Getue um Schwule, Lesben, Gendern usw. incl. Regenbogenfarbe gegen den Strich. Sollen alle leben wie sie wollen aber haltet die Bevölkerung da raus !
Die FIFA hat das gemacht, was sie immer macht: Unter Ausnutzung ihrer Monopolstellung zum Zwecke der Gewinnmaximierung unter Missachtung jeglichen Anstands, Ethik, Moral und Verantwortung irgendwelche Rechte an den Meistbietenden zu verhökern.
Treppenwitz am Rande: Die FIFA ist übrigens in der Schweiz tatsächlich als „Gemeinnütziger Verein“ anerkannt – und zahlt auf ihre Milliardengewinne ganze 4% „Gewinnsteuer“. Schmiergelder gehen extra … 😉
Aus Sicht der FIFA ist das also doch eine „ganz gewöhnliche“ WM – und es erscheint logisch, dass die FIFA das große Buhei um Katar wirklich nicht versteht … sie hat schließlich alles genau so gemacht wie immer.
Die FIFA ist eine korrupte Bande geldgeiler, gewissenloser alter Männer … wem nicht gefällt, dass Katar sich hier eine milliardenteure, globale PR-Bühne gekauft hat, der sollte bei der FIFA anfangen, auszumisten …
Wenn Sie schon alles so fragwürdig und unmoralisch sehen, dann hätten Sie das Geld besser zu Gunsten einer Hilfsorganisation für die Fremdarbeiter in Katar gespendet als für eigene Leute vor Ort zu verschwenden.
Einen Spielbericht kann man auch beim Kicker lesen.
Ja , die WM hätte nicht nach Katar vergeben werden dürfen,das ist klar... aber dass jetzt der Endverbraucher ,also der zuschauende Fussball- Fan die moralische Verantwortung für den Erfolg o. Mißerfolg dieser WM übertragen bekommen soll ,ist direkt absurd.
2. Falscher Zeitpunkt. Es ist völlig daneben, ein solches Brimborium in der Adventszeit zu veranstalten.
3. Albatros hat Recht: Gegen den Ort hätte man sich vor 12 Jahren aussprechen müssen, als die WM ohne Beachtung von Compliance-Prinzipien dorthin verkauft worden ist. Jetzt zu meckern kommt 12 Jahre zu spät.
zu 2. Wir haben die Adventszeit schon mit so viel Kommerz und Lichter-Brimbrorium belastet, dass es auf eine solche Veranstaltung auch nicht mehr ankommt; außerdem haben andere Länder da sicher andere Vorstellungen...
zu 3. "Gemeckert" wurde m.W. bereits nach der Vergabe, und das niht wenig, das haben viele nur vergessen.
Würden Sie bitte auch zum Boykott von VW aufrufen! Schließlich hält Kartar da eine 10-prozentige Beteiligung.
Alles andere ist fremdheucheln!
Die Leser können selbst entscheiden was sie lesen und tun!