Vollkommene Dunkelheit. Ein Anruf, der Familie Price in Panik versetzt. Welches der Kinder steckt in Schwierigkeit oder ist verletzt? Andrew Bovells "Dinge, die ich sicher weiß", das am 4. März seine Premiere in der Spessartgrotte feierte, beginnt wie es endet: Mit einer erschütternden Nachricht. Ihr Inhalt wird dem Publikum erst in den letzten Minuten offenbart und bot den größten Schockmoment des Abends. Das Stück wurde 2016 in Australien uraufgeführt und nun von Helga Hartmann und Gusti Sommer für das Gemündener Publikum inszeniert.
Familiäre Probleme realistisch inszeniert
Vier Kinder, ihre Identitätskrisen und deren Wirkung auf ihre Eltern stehen im Mittelpunkt des neuesten Stückes der Spessartgrotte. Was genau Rosie, Pip, Mark und Ben umtreibt, erfährt das Publikum mithilfe von Monologen, die die einzelnen Episoden aus dem Leben der Familienmitglieder miteinander verknüpfen und vom Schauspielensemble intensiv und glaubhaft vorgetragen werden.
Fast schon poetisch entfaltet sich "Dinge, die ich sicher weiß" anhand der vier Jahreszeiten, die nicht nur durch den Garten der Familie, sondern auch den Nachwuchs von Bob und Fran symbolisiert werden. Rosie kehrt im Sommer mit einem gebrochenen Herzen aus Europa zurück. Im Herbst stellt eine Beförderung Pips Leben auf den Kopf. Im Winter schockiert Mark mit einer Offenbarung und im Frühjahr beichtet Ben ein Vergehen.
Dabei greift das Stück viele gesellschaftliche Diskussionen und bekannte, familiäre Probleme auf und verpackt diese – sehr zur Freude des Publikums, das nach jedem Akt zustimmend applaudierte – in clevere, nachdenkliche und berührende Dialoge voller Träume, Hoffnungen und Sorgen. Die Familienkonflikte, die harmonischen Alltagsmomente sowie die vielen Anekdoten sind realistisch und lebensnah inszeniert. Sie dürften so oder so ähnlich in vielen Familien vorkommen, was die Identifikation mit den Figuren sowie der Familie als Ganzes erleichtert.
Zwischen Familiendrama und Komödie
Trotz der vielen Spannungen – vom gesamten Ensemble exzellent gespielt – konnte dem Publikum ab und an ein Lachen entlockt werden. So bringt Bob beispielsweise bei seinen verzweifelten Versuchen zwischen Fran und Tochter Pip zu vermitteln den einen oder anderen unerwartet lustigen Moment in das Stück.
Konstant bewegt sich "Dinge, die ich sicher weiß" zwischen Familiendrama und Tragikomödie. Es offenbart die Geheimnisse und Lügen seiner Figuren, mahnt Wichtiges nicht ungesagt zu lassen und zeigt, wie Familien miteinander streiten, sich gleichzeitig aber auch lieben, vermissen und brauchen. Es führt vor Augen, dass Liebe nicht perfekt ist. Dabei findet stets ein Rekurs auf die Frage nach dem Sinn des Lebens beziehungsweise den Dingen, die Rosie sicher weiß statt. Rosies Liste, die sie am Anfang beginnt und am Ende fortführt, zieht sich neben den vier Jahreszeiten wie ein roter Faden durch das Stück und mündet in der Erkenntnis; "Ich weiß, dass es weitergeht, das Leben. Es geht weiter". Eine hoffnungsvolle Botschaft, bei einem nachdenklich stimmenden Theaterstück.
Alle Informationen zum Stück, den Spielzeiten und zur Bestellung der Eintrittskarten gibt es unter https://www.spessartgrotte.de.