Bei der letzten Landtagswahl durfte Simon Ruck noch kein Kreuzchen machen, bei dieser ist der 20-Jährige dafür ganz vorn dabei: Als Direktkandidat der FDP will er nach München. Die Politik will er nicht nur den Älteren überlassen.
Für Politik interessiert er sich jedoch schon lange, hörte sich zum Beispiel Bundestagsdebatten an, sympathisierte mit den Positionen der FDP und dem Gedanken, "auf die Eigenverantwortung der Menschen zu setzen". 2020 trat er bei der Jugendorganisation Junge Liberale und in die FDP ein. Seit diesem Jahr bildet er gemeinsam mit Werner Jannek die Doppelspitze des Kreisverbands. Sie ergänzen sich gut, findet er.
Ein Thema, das ihn umtreibt, ist die Mobilität. Als Jura-Student pendelt er regelmäßig mit dem Zug von seinem Wohnort Eußenheim nach Würzburg zur Uni. "Hier muss man investieren und Kapazitäten steigern", findet er. Die Busanbindung sei kompliziert und schlecht auf den Zug-Fahrplan abgestimmt. "Es kann nicht alle zehn Minuten ein Bus nach Eußenheim fahren. Dafür braucht es auf dem Land neuere Modelle wie Carsharing."
Lieber in Werntalbahn als in Münchener Stammstrecke investieren
Nach Würzburg zu ziehen, ist für ihn keine Option. Er lebe gern in Main-Spessart, der Landkreis sei auch im Vergleich zu anderen Kreisen gut aufgestellt. Ihn stört, dass sich vieles auf Oberbayern konzentriert, obwohl auch hier kluge Leute und große Unternehmen zu finden sind. "Es fließt so viel Geld in die Münchner Stammstrecke – sinnvoll und wichtig wäre aber eine Investition in den ÖPNV auf dem Land, zum Beispiel die Werntalbahn."
In einer perfekten Welt hätte der Landkreis eine so gute Infrastruktur, dass Wohnen in Main-Spessart immer die bessere Entscheidung ist, als in Würzburg zu wohnen, stellt sich Ruck vor. "Hier ist Platz, hier kann man ein Eigenheim bauen, hier sollte es möglich sein, mit gutem Internet komplett im Homeoffice zu arbeiten." Dass das im Moment schwierig ist, weiß er aus eigener Erfahrung: Er arbeitet remote als Werkstudent für ein Finanzunternehmen in Frankfurt.
Wie blickt er auf die politischen Debatten, die im Landkreis geführt werden? Stichwort Krankenhaus: "Es ist nicht zeitgemäß, dass jede Stadt ihr kleines Krankenhaus hat." Man müsse moderne Bedingungen in Lohr und Möglichkeiten zur Spezialisierung schaffen. Thema Biosphärenreservat: "Ich bin dafür, aber das Reservat muss nicht die größtmögliche Ausdehnung haben." Man müsse mit den Menschen vor Ort einen Mittelweg finden. Dauerbaustelle B26n: "Die Straße ist wichtig für die Logistik und den Warenverkehr. Wir werden nicht an den Punkt kommen, dass jede Landgemeinde einen Bahnanschluss hat."
Schulen brauchen zwei Leitungen
Grundsätzlich verändern würde er gerne das Bildungssystem. "Der Wettbewerb zwischen den Schulen sollte stärker sein. Eltern könnten dann nach dem Angebot entscheiden, auf welche Schule sie ihre Kinder schicken. Das Geld sollte mit den Schülern zu den Schulen kommen, nicht pauschal." In dieser Welt würde die Schulleitung immer aus zwei Personen bestehen: eine, die sich um die Didaktik kümmert, und eine, die die Schule organisiert und managt. So will er den Schulen mehr Eigenverantwortung übertragen.
Sommerurlaub gibt es für Ruck dieses Jahr nicht, doch das macht ihm nichts. "Ich habe viel Freude am Wahlkampf", sagt er. Im vergangenen Sommer ohne eine Wahl im Herbst sei es ihm beinah langweilig gewesen. Dieses Jahr steht er jede Woche an einem anderen Ort mit seinem Wahlkampfstand. Das ist für ihn Freizeit. Die Wahlkampf-Maschinerie würde er gerne modernisieren, weg von Flyer und Infostand. Stattdessen: Rosen an Kunden der lokalen Einzelhändler verteilen, vor dem Werkstor großer Unternehmen Brotzeiten ausgeben.
Wie reagieren die Menschen am Wahlstand auf ihn und sein Alter? Mit 20 ist er einer der jüngsten Direktkandidaten im Stimmkreis. Die Rückmeldung sei bisher überwiegend positiv gewesen, sagt er, auch von älteren Menschen. Ab und an höre er, dass ihm Lebenserfahrung fehle, aber das wolle er durch Inhalte ausgleichen. Auch für Podiumsdiskussionen und andere Veranstaltungen sieht er sich gut vorbereitet: "Ich bin jung und unverbraucht", sagt er selbstbewusst.
"Bayern ohne angezogene Handbremse", das ist sein Wahlslogan. Die FDP muss in diesem Jahr Vollgas geben, damit es mit dem Einzug in den Landtag überhaupt klappt. Umfragen sehen die Liberalen aktuell eher unter der Fünf-Prozent-Hürde. Bei der Wahl 2018 holte Peter Sander als FDP-Direktkandidat im Landkreis Main-Spessart 4,3 Prozent der Erststimmen. Ob Simon Ruck das mit gelöster Handbremse toppen kann?
Schon mißlungen.
Allein seine Aussage "...hier sollte es möglich sein, mit gutem Internet komplett im Homeoffice zu arbeiten...."
Lieber Herr Ruck, bei Handwerkern, in der Industrie, in Bau, der Pflege und Gastronomie..... gibt es kein Homeoffice!