Wer ein Kontrastprogramm zum trüben Wetter sucht, könnte ins Hallenbad gehen. Dort beträgt die Lufttemperatur um die 30 Grad und selbst das Wasser wird auf 28 bis 29 Grad geheizt. Beleuchtung gibt es auch und die Einrichtung ist in Tönen gehalten, die laut Farbpsychologie fröhliche Stimmung erzeugen. Gelegenheit dazu gibt es zum Beispiel im Lohrer Nägelsee-Hallenbad.
Es bietet mit dem 25-Meter-Sportbecken mit fünf Bahnen, dem 17 Meter langen Kleinschwimmbecken mit Hubboden und einer Sauna im Vergleich mit anderen Bädern aus der Region geradezu Luxus. Damit ist es das größte derzeit geöffnete Hallenbad im Landkreis. Alle anderen verfügen über nur ein Becken.
Getrennte Bereiche sorgen für Ruhe
Das Kleinschwimmbecken befindet sich im Anbau, der an die Schwimmhalle angedockt, aber durch eine Glastür getrennt ist. Badegäste können direkt hin und her wechseln. Die räumliche Trennung sorgt dafür, dass Kurse nicht gestört werden. Am Familiensonntag im Kleinschwimmbecken kommen sich Bahnenschwimmer und planschende Kinder nicht in die Quere.
Aus diesem Grund fährt Maria West aus Langenprozelten gerne zum Familientag ins Nägelsee-Hallenbad. Mit dabei sind ihr fünfjähriger Sohn Peter und ihr Mann Daniel. Peter hat, wie seine Mama berichtet, kürzlich nach einem Schwimmkurs in Gemünden das Seepferdchen gemacht. Im Wasser treiben Matten, auf die die Kinder steigen können. Der Papa zieht sie mit dem Sohnemann oben darauf durchs Wasser.
Maria West schwimmt selbst gerne und hat, wie sie erzählt, zeitweise jeden Tag 2000 Meter im Wasser zurückgelegt. Sie freut sich, dass Peter ebenfalls Spaß daran hat.
Kurze Anfahrt ist für viele attraktiv
Auch Melissa Breitenbach, ebenfalls aus Langenprozelten, hat das Nägelseebad mit dem Familientag für sich und ihre Familie zum Schwimmen und Planschen entdeckt. Vorher seien sie öfter mal in Bad Brückenau gewesen. Weil dort im September 2023 geschlossen war, sei Lohr ins Spiel gekommen. "Für uns ist das fast vor Ort. Da kann man auch mal für einen halben Tag herkommen." Außerdem sei es nicht so voll wie in Würzburg. Die fünfjährige Tochter Mathea und ihre dreijährige Schwester Merle turnen auf den schwimmenden Matten. Papa Michael Rauch hilft Mathea den Kopfstand zu halten.
Felek Akdag ist an diesem Tag zum ersten Mal in der Kleinschwimmhalle. Mit dabei sind seine Söhne Omut und Erkam. Die Zwillinge haben ebenfalls die Matten für sich entdeckt. Mit Poolnudeln ausgestattet schippern sie wie Hochseekapitäne auf dem Meer der Kleinschwimmhalle.
Im Frühling wird es ruhiger
"Es ist ganz unterschiedlich", antwortet Bernd Stenger, Fachangestellter für Bäderbetriebe, auf die Frage nach den Besucherzahlen. Er ist im Dienst, als wir dem Nägelseebad einen Besuch abstatten. "Ab der Zeitumstellung im Frühling werden es weniger", ist seine Erfahrung. Die ersten zwei Stunden am Vormittag werden laut Stenger oft gut von Familien genutzt.
Die Kleinschwimmhalle wird – außer in den Ferien – vormittags vor allem von den Schulen belegt. Nachmittags und abends sind Volkshochschulkurse, Reha- und Rheumasport und Vereinsgruppen die Hauptnutzer.
Wann es außer am Wochenende für die Öffentlichkeit zur Verfügung steht, ist auf dem Belegungsplan auf der Internetseite www.zweckverband-lohr.de zu sehen. Dann kommen Menschen wie Marliese Reiß aus Frammersbach. Ihr tue die Bewegung im 29,5 Grad warmen Wasser gut. "Man muss nur den inneren Schweinhund überwinden", erzählt sie.
Im Sportbecken finden alle ihren Platz: von der Aqua-Joggerin im moderaten Tempo bis zu sportlich Ehrgeizigen unterschiedlichen Alters, die beim Bahnenziehen auf die Uhr schauen. Verena Robrecht hat mit ihrer Tochter das Kraulen geübt, erzählt sie auf dem Weg zur Dusche. In der Hand hat sie Trainingsgeräte wie Schwimmbrett und eine Pull Buoy, eine Schwimmhilfe aus Schaumstoff. "Es ist toll, dass wir ein Hallenbad haben", sagt die Lohrerin. Die Nähe motiviere, es zu nutzen.
Roswitha Beitler aus Lohr: "Das hält mich fit"
Bernd Kunkel fährt von Rothenbuch nach Lohr, um eine Stunde lang im Wasser Strecke zu machen. "Sauber, ruhig und entspannt" beschreibt er die Atmosphäre im Hallenbad. Auch Roswitha Beitler aus Lohr hat "nichts auszusetzen". Sie kommt zweimal die Woche zum Aqua-Joggen und einmal in die Sauna. "Das hält mich fit", sagt die Seniorin.
Bernd Stenger kennt seine Stammgäste. Manche kämen einmal, manche mehrmals die Woche, berichtet er. Wegen des geschlossenen Wonnemars seien einige aus dem Raum Marktheidenfeld dazugestoßen, hat er beobachtet.
Neben dem Schulsport wird das Sportbecken auch vom TSV Lohr und der Frammersbacher Wasserwacht fürs Training genutzt. Auch hier gibt es einen Belegungsplan im Internet. Wer Zeiten nutzen will und kann, zu denen keine Bahnen für die Vereine abgesperrt sind, kann sich danach richten.
Keine Schwimmkurse wegen Personalmangel
Was nach Auskunft des Zweckverbandes aktuell nicht im Angebot ist, sind Schwimmkurse. "Personalengpass", gibt Marion Gröbner, stellvertretende Geschäftsleiterin, als Grund an. Es soll die Kurse aber im Sommer wieder für alle Altersklassen geben. Als besondere Attraktion steht am 17. März noch ein Meerjungfrauenschwimmen mit Fischschwanzkostüm und Monoflosse im Kalender.
Das Kleinschwimmbecken ist über eine flache Treppe zu erreichen, das Sportbecken nur über Leitern. Eine (fahrbare) Hebevorrichtung, für Menschen, die nicht auf eigenen Füßen ins Wasser steigen können, gibt es nicht. Mit den abendlichen Öffnungszeiten bis zu 21.30 Uhr kann das Lohrer Hallenbad jedoch punkten.