Wie kommt das Chlor ins Wasser und welche Technik steckt hinter der Aufbereitung? Zwölf Personen hatten sich für die Technikführung bei der VHS Gemünden angemeldet. Bianca Henze, Fachangestellte für Bäderbetriebe, führte anderthalb Stunden durch die Katakomben.
Eigentlich seien die Komponenten überschaubar und in allen Schwimmbädern ähnlich, erklärte Henze: Filter, Pumpen und Wärmetauscher – unscheinbare Kästen, kleiner als ein Backofen. Außerdem Technik, die Chlor und andere Chemikalien dosiert ins Wasser gibt. Und jede Menge Rohre, Überwachung und Absicherung.
Chlorgas zur Entkeimung genutzt
Beim Chlorgas muss man laut Henze besonders aufpassen. Dieses ist in einem gesonderten Raum untergebracht. Wenn hier Flaschen getauscht werden müssen, dürfe das nur in Schutzausrüstung geschehen. Auch beim täglichen Rundgang vor der morgendlichen Öffnung gehe der erste Blick zur Überwachung der Chlorung. "Ich habe Respekt vor dem Stoff", so Henze, "aber Angst darf man keine haben." Chlorgas werde im Großteil der Bäder zur Entkeimung des Wassers eingesetzt.
Die Chemikalie bindet unerwünschte Stoffe im Wasser, zum Beispiel Urin oder Sonnencreme. Im Schwimmbad führt nicht das Chlor zum typischen Geruch, sondern das gebundene Chlor – je mehr unerwünschte Stoffe im Wasser, desto penetranter riecht es. Das Freibad verbraucht gemäß Henze viermal so viel Chlorgas wie das Hallenbad – Sonnencreme und Wassergeflügel seien daran schuld.
Kreislauf des überschwappenden Wassers
Während des Badens läuft kontinuierlich Wasser über den Beckenrand. Dieses wird im unterirdischen Schwallwasserbecken gesammelt. Von dort geht es durch riesige Sand-Aktivkohle-Mehrschichtfilter. Für den Filterprozess gäbe es keine allgemeinen Vorschriften, erklärt Henze. Stattdessen Grenzwerte für die Chlorung des Schwimmbadwassers. Die ganze Aufbereitungsanlage richte sich nach diesen Werten.
Durch den Beckenboden wird das gereinigte und mit frischen Chemikalien – Chlor und Mittel zum Erhalt des ph-Wertes – versetzte Wasser zurückgeleitet. Ein Kreislauf, mit einer Ausnahme: Pro Tag und Person werden zehn Liter gegen frisches Wasser getauscht.
Endlich kein Personalmangel mehr
Am Ende der Saison dauere es etwa zwei Wochen um die komplette Anlage stillzulegen. Das Wasser muss aus den Becken und aus allen Rohren. "Da darf kein Tropfen Wasser mehr drin sein", so Henze. Danach stehe sie tagelang mit Gummistiefeln in den unterirdischen Becken. Deren Eingang: ein fest verschraubtes Mannloch. Ihre Ausrüstung: Schrubber und diverse Spezialreiniger.
Im Freibad hingegen bleibe das Wasser, versetzt mit Überwinterungsmitteln, bis zur nächsten Saison in den Becken. Denn ohne das Gewicht hebe das Grundwasser diese aus dem Boden, erklärt Henze. Das sei auch der Grund, warum die beiden Schwimmbäder gleichzeitig geschlossen sind. "Beim Übergang zwischen Winter- und Sommersaison müssen wir parallel arbeiten." Zum Glück, so Henze, habe man endlich keinen Personalmangel mehr.
Schulen, Triathleten und Schwimmkurse
Daher sei es auch im Sommer nicht zu Einschränkungen der Öffnungszeiten gekommen; im Gegensatz zu anderen Kommunen. Dies würdigte auch Stadtrat Wolfgang Remelka. Er war zum Einen aus privatem Interesse gekommen. "Vor allem aber wollte ich ein großes Lob an das Personal aussprechen", sagte er. Die Sommersaison sei prima gelaufen.
Auch das Hallenbad ist voll ausgelastet, gab Henze an. "Wir haben unter der Woche von morgens um acht bis 22 Uhr Betrieb." Frühs die Schulen, nachmittags die Öffentlichkeit. Dazwischen Schwimmkurse und in der Pause am Samstag kämen die Triathleten zum Trainieren.