Das Burgsinner Schwimmbad ist nicht nur bei Einheimischen beliebt, zunehmend kommen etwa auch Gäste aus dem nahen Hessen oder mit Bad Kissinger Nummernschild. Das berichten Bademeister Ralf Knüttel und Bürgermeister Robert Herold beim Gespräch über das 50-jährige Bestehen des Freibads, wo am Sonntag wieder das Schwimmbadfest steigt. Doch das Bad muss saniert werden. "Im Fachjargon heißt es, es ist abgebadet", sagt Herold. Dafür soll nach aktuellen Plänen das Nichtschwimmerbecken wegfallen und das Schwimmerbecken neu gebaut und umgestaltet werden. Das 1971/72 für zwei Millionen D-Mark gebaute Bad war aber nicht Burgsinns erstes, sondern hatte gleich zwei Vorgänger, darunter einen recht skurrilen.
Knüttel ist seit 22 Jahren Bademeister. Ursprünglich ist der 62-jährige Elektriker, war aber dem Bad schon jahrelang als Rettungsschwimmer verbunden und schulte dann um. Er stemmt den Betrieb mit einer täglichen Öffnungszeit von 9.30 bis 20 Uhr mit seinem Bademeisterkollegen Thomas Herget und einem Rettungsschwimmer, der bei Bedarf einspringt. Deshalb ist sieben Tage die Woche Dienst angesagt. "Das ist so", sagt Knüttel. Kleine Reparaturen, seien es Silikonfugen ziehen oder Fliesen legen, machen die Bademeister in Burgsinn selber.
Gäste aus Rieneck werden extra begrüßt
Der Bademeister, dessen Vater aus Rieneck stammt, begrüßt Gäste aus der nahen Kleinstadt – Göikel, also Gockel genannt – mit einem "Kükerükü". Er kann aber auch ernst und ungezogene Kinder des Wassers verweisen. "Aber meistens reicht es schon, wenn man mal schief guckt", sagt er. Security brauchen sie in Burgsinn nicht, und falls es wirklich nötig sein sollte, gibt es eben mal ein Gespräch mit den Eltern.
Für Knüttel gehören Bienenstiche und kleine Verletzungen seiner Gäste zum Alltag. Allerdings dürfe er heutzutage kein Fenistil mehr draufmachen oder Wunden desinfizieren, es könnte ja allergische Reaktionen geben. Retten musste er in seiner Zeit nur einmal jemanden, nämlich einen ehemaligen Kollegen, der wegen Herzproblemen am Beckenrand zusammengeklappt sei. "Rein ins Wasser musste ich noch nicht." Er betreut im Jahr Schwimmkurse für etwa 40 Kinder.
Die Zahl der Saisonkarten hat sich verfielfacht
Inzwischen werden zehn Mal so viele Dauerkarten verkauft wie noch zu Beginn seiner Tätigkeit, nämlich aktuell 908 Stück. 80 Euro kostet die Saisonkarte für Erwachsene. Manche, so sagt es Bürgermeister Herold, kauften sich eine Karte rein als Unterstützung für das Schwimmbad, das im Jahr im Schnitt etwa 250.000 Euro Verlust mache. Durchschnittlich kommen 30.000 Gäste im Jahr.
Beim Schwimmbadfest am Sonntag sollen die neuesten Sanierungsentwürfe ausgehängt werden. Da durch Kostensteigerungen zuletzt eine Summe von 6,3 Millionen (2019 hieß es mal 1,5 Millionen) im Raum gestanden habe, habe sich der Stadtrat für eine Ein-Becken-Lösung entschieden, berichtet Herold. Das Schwimmerbecken soll dabei, wie bisher, "L"-förmig mit sechs Bahnen neu gebaut werden und künftig Schwimmern und Nichtschwimmern dienen, mit einer geringeren Tiefe im hinteren Teil.
Der Sprungturm mit Einer, Dreier und Fünfer soll durch einen neuen mit den gleichen Höhen ersetzt werden. Das zur Jahrtausendwende sanierte Planschbecken bleibt, wie es ist, nur das Nichtschwimmerbecken wird wegfallen. Auch der schon erneuerte Technikraum mit den beeindruckenden Sandfiltern bleibt im Wesentlichen erhalten. Kostenschätzung der Sanierung: 4,5 Millionen Euro, bei einem geplanten Zuschuss von 45 Prozent. Vorgesehener Baubeginn bei einer Bauzeit von einem knappen Jahr ist 2026.
Früher wurde das Bad mit einer Wärmepumpe geheizt
Das Bad, dessen Wasser 23 Grad hat, ist seit 2017 an das Nahwärmenetz der kommunalen Hackschnitzelanlage angeschlossen. Zuvor hatte das Bad eine Wärmepumpe, die als Kältemittel Ammoniak hatte. Die sei zwar sehr effizient gewesen, das aggressive Ammionak aber griff Pumpen und Leitungen an. Ab und zu kam es zu Austritten. "Einmal waren in der Sinn alle Fische bis nach Rieneck tot", erzählt der Bürgermeister.
Der Vorgängerbau von 1936 sei durch den Holzerlös für die gefällten Bäume beim Bau der nie fertig gestellten Autobahn "Strecke 46" finanziert und zumindest anfangs mit Wasser aus der Sinn befüllt worden. Knüttel zeigt Bilder des früheren Beckens, in dem durch einen Holzbalken der Schwimmer- vom Nichtschwimmerbereich getrennt war. Eine besondere Mutprobe sei es gewesen, unter dem unteren Balken durchzutauchen, der nur knapp über dem Beckenboden war. Aber das war nicht das erste Burgsinner Schwimmbad. Knüttel hat noch Pläne des kurios anmutenden ersten Bades von 1908, das die Familie von Thüngen in der Sinn bauen ließ. Dabei standen Holzhütten auf Schwimmpontons, die Becken müssen zwei Metallkäfige (einer sieben mal vier, der andere drei mal vier Meter groß) gewesen sein.
Seit Mitte der 1990er steht bereits fest, dass das Bad saniert werden muss, seither gibt es die Aktion "Schwimmbad in Not" mit dem jährlichen, seit Pandemiebeginn aber dieses Jahr erstmals wieder stattfindenden Schwimmbadfest. Da es in früheren Jahren keine Förderung für das Bad gegeben hätte, so Herold, wurde die Schule zuerst saniert.
Lucia und Raffaele Cozzolino betreiben seit sieben, acht Jahren den Schwimmbad-Kiosk. Ihr Sohn Salvatore liefert das Eis. Raffaele erzählt, dass sie zufrieden seien mit dem Zuspruch. Das Bad, so Herold, werde seit Corona, als immer noch 700 Besucherinnen und Besucher am Tag reindurften, unter anderem wegen seiner großzügigen Liegeflächen auch von Auswärtigen geschätzt.
Das Schwimmbadfest am Sonntag, 16. Juli, beginnt um 10 Uhr mit einem Gottesdienst. Danach ist Festbetrieb. Der Eintritt ist an dem Tag frei. Der Erlös kommt dem Bad zugute.