
Von der eigenen Arbeit leben können und dabei kein Risiko für die Gesundheit eingehen - zwei Ansprüche, die für die meisten Menschen in Deutschen selbstverständlich sind. Für viele Arbeiterinnen und Arbeiter im Ausland, deren Produkte wir tagtäglich konsumieren, ist das jedoch nicht der Fall. Im fairen Handel wird deshalb sichergestellt, dass die Arbeiter und Arbeiterinnen von ihrem Lohn leben können und soziale Standards eingehalten werden.
Die beiden Fotografen Dr. Jutta Ulmer und Dr. Michael Wolfsteiner, bekannt unter dem Namen "Lobolmo", haben weltweit Fairtrade-Produzenten besucht und geben mit ihren Bildern Einblicke in deren Arbeit. Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens hat der Marktheidenfelder Weltladen die Ausstellung "Fairer Handel Weltweit" nach Marktheidenfeld geholt.

Wir haben uns sechs Dinge angeschaut, die in der Ausstellung thematisiert werden und denen wir im Alltag oft begegnen. Ulrike Steigerwald aus dem Weltladen-Team erklärt, welchen Unterschied der faire Handel bei ihnen macht.
1. Schokolade

"Der Preis für Kakao wird an der Börse gehandelt", erklärt Steigerwald. Bei konventioneller, also nicht fair gehandelter Schokolade, bekämen die Bauern circa ein Zwanzigstel des Ladenpreises. Im fairen Handel sei es ungefähr das Vier- oder Fünffache. Außerdem gibt es laut Steigerwald sehr viel Kinderarbeit im Kakao-Anbau. Mit existenzsichernden Löhnen soll sichergestellt werden, dass die Kinder der Bauern nicht auf dem Feld arbeiten müssen, sondern zur Schule gehen können.
In den vergangenen Jahren ist laut Steigerwald zwar auch der Preis für konventionelle Schokolade im Laden gestiegen. Das liege jedoch daran, dass durch den Klimawandel der Kakao-Ertrag sinke und der Handelspreis deshalb steige. "Bei den Bauern kommt davon jedoch nichts an", so Steigerwald.
2. Pfeffer

"Der Anbau von Gewürzen ist im Allgemeinen sehr viel Handarbeit", erklärt Ulrike Steigerwald. Die Arbeitszeit sei jedoch meist schlecht bezahlt. Ein Großteil des weltweit verkauften Pfeffers kommt aus Madagascar. Der Pfefferstrauch gedeiht am besten in einem feuchten und warmen Klima. Im konventionellen Anbau werden häufig Pestizide eingesetzt, die der Umwelt schaden und auch den Arbeitern, da diese oft keine ausreichende Schutzkleidung haben, erklärt Steigerwald.
Im Weltladen in Marktheidenfeld wird unter anderem Pfeffer verkauft, der in Indien angebaut wird. "Durch den fairen Handel können diese Produzenten auf Bio-Anbau umsteigen, außerdem werden die Dorfschule und der Kauf von Arbeitsgeräten unterstützt", so Steigerwald.
3. Kleidung

In der Lobolmo-Ausstellung wird das Projekt "Global Mamas" aus Ghana vorgestellt. Dabei nähen Frauen meist zuhause Kleidung und verkaufen diese an die Initiative. Aus Bio-Baumwolle werden Kleider, Hemden, Blusen oder Röcke genäht. Bei fairer Mode geht es laut Steigerwald vor allem darum, die oft katastrophalen Arbeitsbedingungen in den Nähfabriken zu verbessern und den Einsatz von Pestiziden zum Beispiel im Baumwoll-Anbau zu reduzieren. Beim Färben von Kleidung werden viele giftige Chemikalien eingesetzt, die Arbeiter tragen oft keine Schutzkleidung. Außerdem verursacht die Modebranche rund zehn Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes und trägt damit erheblich zur Erderwärmung bei.
Um die Folgen des Konsums abzumildern, rät Steigerwald dazu, Second Hand zu kaufen, Kaputtes zu reparieren und bei Neukäufen auf alternative Fasern mit besserer Ökobilanz zu setzen, zum Beispiel Tencel.
4. Wein

"Hiesige Winzer schimpfen oft, warum überhaupt Wein aus Südafrika oder Chile bei uns verkauft wird", sagt Steigerwald. Aber da der Wein ohnehin importiert werde, vor allem Rotwein, sei es wichtig, dass die Produzenten gut bezahlt werden. Bei den Weingütern in Südafrika, deren Produkte im Weltladen erhältlich sind, werde zum Beispiel darauf geachtet, dass Schwarze Arbeiter angemessen bezahlt werden und Zugang zu einer modernen Gesundheitsversorgung bekommen.
5. Geflochtene Körbe

Die geflochtenen Körbe, die im Marktheidenfelder Weltladen verkauft werden, kommen aus dem Norden von Ghana. "Die Landbevölkerung lebt unter ärmlichen Verhältnissen, dort wächst nicht viel", erklärt Ulrike Steigerwald. Was jedoch wachse, sei das Gras, aus dem die Körbe geflochten werden. "Das ist ein Naturprodukt, in dem viel Handarbeit steckt", sagt sie. Die Flechterinnen erhalten durch den fairen Handel eine Abnahmegarantie, sodass sie planen können.
Die teils bunten Körbe werden laut Steigerwald bei uns häufig als Massenware auf Märkten verkauft, viele werden aus Bangladesch importiert. Der Großteil davon sei jedoch nicht fair gehandelt, sodass die Arbeiterinnen nur einen geringen Lohn dafür bekommen.
6. Kaffee

Kaffee ist wie Schokolade eines der bekanntesten Fairtrade-Produkte. Die Kaffeebauern erhalten im fairen Handel eine Abnahmegarantie, zu einem Preis, der immer über dem des Weltmarktes liegt, erklärt Steigerwald. Ernte und Anbau von Kaffeebohnen sei viel Handarbeit, in der konventionellen Produktion kämen viele Pestizide zum Einsatz. Im Weltladen wird der Würzburger Partnerkaffee verkauft, der aus Tansania kommt und regional geröstet wird.